Prozess gegen Combs: Weitere Ex-Freundin erhebt schwere Vorwürfe

Prozess gegen Sean Combs:Weitere Ex-Freundin belastet Diddy schwer

von Celine Kebben, New York City
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Woche fünf im Prozess gegen Sean "Diddy" Combs in New York: Eine neue Belastungszeugin spricht von sexueller Gewalt, Missbrauch und Drohungen durch den 55-jährigen Rapper.

Die Gerichtszeichnung zeigt Sean 'Diddy' Combs, der den Eröffnungsplädoyers am ersten Verhandlungstag vor dem Bundesgericht in Manhattan zuhört.
Sean "Diddy" Combs steht derzeit in NYC vor Gericht.
Quelle: dpa

In Woche fünf des Prozesses gegen Rapper Sean "Diddy" Combs in New York sagt eine weitere Ex-Partnerin als Belastungszeugin aus und erhebt schwere Vorwürfe sexueller Gewalt und Drohungen.
Mit grauem Haar, grauem Bart und schlichtem Pullover ist Combs im Gerichtssaal kaum wiederzuerkennen - weit entfernt von seinem einst makellosen Glamour-Image als Musikmogul.
Mal wirkt er angespannt, wenn belastendes Material gezeigt wird, mal liebevoll, wenn er seiner Familie Herzzeichen zuwirft. Wiederholt versucht er, Blickkontakt zu den Geschworenen aufzunehmen - Richter Arun Subramanian droht mit Ausschluss aus dem Saal.
Cassie Vendura
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Sexuelle Ausbeutung oder "Swinger"-Lifestyle?

Laut Anklage betrieb Combs ein kriminelles Netzwerk, das Frauen systematisch sexuell ausbeutete. Die Verteidigung spricht von einvernehmlichen Handlungen im Rahmen eines "Swinger"-Lifestyles und kritisiert die Darstellungen in der Presse als mediale Vorverurteilung.
Internationale Aufmerksamkeit erhielt der Fall durch ein Video aus dem Jahr 2016, das zeigt, wie Combs seine damalige Partnerin Cassie Ventura brutal über einen Hotelflur zerrt.
Cassie sagte aus, sie sei jahrelang kontrolliert, missbraucht und zu entwürdigenden sexuellen Handlungen, so genannten "Freak-Offs" mit männlichen Escorts gezwungen worden.

Bei so genannten "Freak Off"-Partys handelt es sich um sexuelle Handlungen, bei denen Frauen laut Ermittlern gezwungen worden sein sollen, mit Sexarbeitern zu verkehren. Rapper Sean "Diddy" Combs wird vorgeworfen, diese Vorgänge geplant, beobachtet und teilweise auf Video aufgezeichnet zu haben. Gewalt, Drohungen, finanzieller Abhängigkeit und Drogen sollen die betroffenen Beteiligten zuvor gefügig gemacht haben.

Weitere Ex-Freundin berichtet von entwürdigenden Freak-Offs

Unter dem Pseudonym "Jane" tritt eine weitere Ex-Partnerin in den Zeugenstand auf, die ähnliche Vorwürfe erhebt. Sie beschreibt ihre Beziehung mit Combs von 2021 bis 2024, die von tagelangen Sex-Partys geprägt waren. Auch sie sei zu "Freak-Offs" gedrängt und sexuell missbraucht worden.
Gerichtszeichnung zeigt Sean "Diddy" Combs am ersten Verhandlungstag in einem New Yorker Gericht
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Combs habe ihre Wohnung und ihren Lebensunterhalt bezahlt, ein Abhängigkeitsverhältnis, aus dem sie keinen Ausweg fand. Er habe ihr gedroht, sie zu "ruinieren" und kompromittierendes Material zu veröffentlichen. Sie berichtet von Schlägen, Tritten und Würgen.
Zum Ende der Beziehung habe sie Suizidgedanken gehabt. Unter Tränen sagt sie: "Er war wie mein Baby", und dass sie ihn immer noch liebe. Die Verteidigung nutzt diese Aussage, um Zweifel an der Glaubwürdigkeit zu säen und legt Textnachrichten und Geschenke - als Beweise für Freiwilligkeit und Konsens vor.
Rapper Sean “Diddy” Combs
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"Ich bin der Teufel und ich könnte dich töten"

Auch frühere Mitarbeitende belasten Combs schwer. Eine frühere Assistentin berichtet von "Vorab-Buchungen" für Freak-Offs; ein Security-Mitarbeiter von 100.000 Dollar für ein Sexvideo mit Cassie.
Bryana Bongolan, eine Bekannte Venturas, schildert ein Erlebnis aus dem Jahr 2016. Combs habe sie in Cassies Apartment gewaltsam auf ein Balkongeländer im 17. Stock gesetzt und gegen einen Tisch geworfen. Sie habe Todesangst gehabt. Bereits 2015 habe Combs ihr unter Drogeneinfluss gedroht: "Ich bin der Teufel und ich könnte dich töten." Sie habe auch gesehen, wie Combs ein Messer nach Ventura geworfen habe.
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Combs droht lebenslange Haft

Weitere Zeugen und mögliche Opfer sollen in den kommenden Tagen gehört werden. Die Staatsanwaltschaft könnte ihre Beweisführung schon nächste Woche abschließen, dann wäre die Verteidigung am Zug.
Der Prozess wird voraussichtlich bis Anfang Juli dauern. Sollte Combs in zentralen Punkten schuldig gesprochen werden, droht ihm lebenslange Haft.

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