Sean "Diddy" Combs: Gewalt, Todesdrohungen und Schweigegeld

"Er schlug sie, würgte sie, zerrte sie und schlug ihr auf den Mund" - im Prozess gegen US-Rapper Sean "Diddy" Combs kommen immer neue Details zu seinen mutmaßlichen Gewaltausbrüchen gegen seine Ex-Freundin Casandra "Cassie" Ventura ans Licht. Bei einem Angriff im Jahr 2009 habe Combs seine damalige Partnerin sogar mit einer Bratpfanne beworfen, sagte eine Bekannte des ehemaligen Paares, die Sängerin Dawn Richard, bei ihrer Zeugenaussage vor Gericht in New York.

Einen Tag später habe er ihr und einer anderen Augenzeugin gesagt, sie könnten plötzlich verschwinden, sollten sie jemandem von dem Vorfall erzählen, zitieren US-Medien Richard. Die stellvertretende Staatsanwältin Mitzi Steiner fragte sie, was sie unter "wir könnten verschwinden" verstehe. Ihre Antwort: "Dass wir sterben könnten".

Richard berichtete, sie habe damals begonnen, mit Combs Musikaufnahmen zu machen. Sie hätten gerade das Trio "Diddy - Dirty Money" mit einem anderen R&B-Sänger gegründet. Verteidigerin Nicole Westmoreland argumentierte, Richard sage vor Gericht nur aus, weil sie wütend auf den Musikproduzenten sei, weil dieser die Zusammenarbeit mit ihr beendet habe und ein Verfahren diesbezüglich laufe.

"Haben Sie das Gefühl, dass Mr. Combs Ihre Karriere nicht nur einmal, sondern zweimal ruiniert hat?", fragte Westmoreland. "Ja", antwortete Richard.

Am Montag sind unzählige Aufnahmen veröffentlicht worden, die die Schuld des US-amerikanischen Rappers beweisen sollen. Die teils expliziten Fotos zeigen unter anderem Wunden, die Combs seiner damaligen Lebensgefährtin Ventura zugefügt haben soll. Die Aufnahmen zeigen diverse blaue Flecken am ganzen Körper, auch eine klaffende Wunde oberhalb ihres linken Auges, die genäht werden musste.

Staatsanwältin Steiner fragte Dawn Richard, wie oft sie gesehen habe, wie Combs seine Freundin schlug. "Häufig", antwortete Richard.

Spuren der Gewalt habe Ventura mit Make-up, Kleidung und einer Sonnenbrille versteckt. Combs sei gewalttätig geworden, wenn Ventura ihre Meinung geäußert habe. Manchmal seien die Übergriffe aber auch völlig willkürlich gewesen.

Auch wenn Körperverletzung nicht explizit angeklagt ist, will die Staatsanwaltschaft mit diesen Aussagen belegen, dass US-Rapper Sean Combs ein gewalttätiges Verhalten zeigte. Er habe Zwang auf die heute 39-jährige Ventura ausgeübt und sie so auch zu sexuellen Handlungen mit fremden Männern genötigt.

Eine weitere Zeugin und ehemals gute Freundin Venturas, Kerry Morgan, sagte dazu aus, dass Combs' Ex-Partnerin ihn nicht habe verlassen können. Der Grund: Er habe ihr Leben kontrolliert.

Morgan berichtete auch, selbst von Combs angegriffen worden zu sein. Einmal habe dieser sie gewürgt und mit einem Kleiderbügel auf den Kopf geschlagen. Daraufhin habe Combs ihr 30.000 Dollar für ihr Schweigen bezahlt. Ihre Freundin sei "nicht mehr die gleiche Cassie" gewesen, sagte Morgan.

Der Musik-Produzent sitzt seit Mitte September in Untersuchungshaft und wird des Sexhandels, organisierter Kriminalität und weiterer Straftaten beschuldigt. Vergangene Woche hatte Casandra Ventura nach vier Tagen ihre Aussage vor Gericht beendet.

Combs bestreitet sämtliche Anschuldigungen und plädierte auf nicht schuldig. Seine Verteidiger führen an, die Staatsanwaltschaft habe zwar Beweise für häusliche Gewalt vorgelegt, nicht aber für ein Bundesverbrechen wie beispielsweise die Vorwürfe des Sexhandels.

David James war von 2007 bis 2009 Assistent von Combs. Er berichtete über ein Gespräch mit Cassie Ventura, in dem sie über den Lebensstil geklagt, aber keine Möglichkeit gesehen habe, Combs zu verlassen. Ventura hatte mit der Firma des Rappers einen Plattenvertrag unterschrieben und hoffte auf eine eigene Musikkarriere.

James berichtete auch über seine Erfahrung, für Combs zu arbeiten. Bei seinem Vorstellungsgespräch habe ein Manager auf ein Bild des Rappers an der Wand gezeigt und gesagt, dies sei "Mr. Combs' Königreich". Sie seien alle hier, um ihm zu dienen.