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Mann ließ Ehefrau vergewaltigen:Avignon-Prozess: Anklage fordert 20 Jahre Haft
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Der Vergewaltigungsprozess von Avignon geht in die Endphase. Die Staatsanwaltschaft fordert die Höchststrafe von 20 Jahren Haft für den Hauptangeklagten Dominique Pelicot.
Er hat seine Frau jahrelang betäubt, missbraucht und von Fremden vergewaltigen lassen: Im Missbrauchsprozess von Avignon hat die Staatsanwaltschaft die Höchststrafe von 20 Jahren Haft für den Hauptangeklagten gefordert. "20 Jahre eines Lebens sind nicht nichts", sagte Staatsanwältin Laure Chabaud.
Das ist gleichzeitig viel und angesichts der Schwere der Taten, die begangen und wiederholt wurden, zu wenig.
Laure Chabaud, Staatsanwältin
Pelicot trage die "volle Verantwortung" für seine Taten, betonte die Staatsanwältin. Seine Suche nach Befriedigung sei mit dem Willen einhergegangen, "seine Frau zu unterwerfen, und durch Worte und Taten den Menschen zu demütigen, der ihm am meisten bedeutete". Dominique Pelicot hatte die Taten an seiner damaligen Frau Gisèle vor Gericht gestanden.
Gisèle Pelicot soll mehr als 200 Mal vergewaltigt worden sein
Gisèle Pelicot geht davon aus, innerhalb von fast zehn Jahre etwa 200 Mal vergewaltigt worden zu sein. Neben ihrem Ex-Mann, der sie mit Medikamenten betäubte, stehen 50 Männer vor Gericht - zumeist ebenfalls wegen des Vorwurfs der schweren Vergewaltigung. Die Ermittler vermuten, dass noch ein gutes Dutzend weitere Männer an den Taten beteiligt waren, die jedoch nicht identifiziert werden konnten.
Staatsanwältin Chabaud verwies darauf, dass Pelicot vor Gericht selbst zugegeben hatte, ohne die Einwilligung seiner Frau gehandelt zu haben. Es habe für ihn keine Grenzen gegeben, nicht einmal die familiäre Verbindung.
Auch Nacktbilder von Pelicots Tochter gefunden
Ermittler hatten bei Pelicot auch Nacktbilder seiner Tochter und seiner Schwiegertöchter gefunden, die ohne deren Wissen aufgenommen worden sein sollen. Die Tochter befürchtet, von ihrem Vater ebenfalls betäubt und missbraucht worden zu sein. Der Hauptangeklagte stritt dies vor Gericht mehrfach ab.
"Wir müssen seine Aufrichtigkeit hinterfragen", gab Staatsanwältin Chabaud zu bedenken. Pelicot sei vollständig für seine Taten zur Verantwortung zu ziehen. Die Zukunft sehe duster aus. Dem Senioren sei eine hohe kriminelle Gefahr bescheinigt worden, er verfüge nicht über ausreichend Selbstreflexion, ihm fehle Empathie, er sei stur und kalt.
Prozess um Gisèle Pelicot schlägt hohe Wellen in Frankreich
Staatsanwalt Jean-François Mayet sprach von einem außerordentlichen Verfahren, sowohl was das Ausmaß der Taten angehe als auch ihre "unvorstellbare Schwere". Mayet fügte hinzu:
Dieser Prozess hat unsere Gesellschaft in ihrer Beziehung zum Nächsten erschüttert.
Jean-François Mayet, Staatsanwalt
Es gehe daher um mehr als nur Verurteilung oder Freispruch.
Gisèle Pelicot sagte am Montag bei ihrer Ankunft im Gericht, der Beginn des Plädoyers sei für sie ein "bewegender Moment". Die 71-Jährige, die sich gegen einen Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit entschieden hatte, wird für ihren Mut in Frankreich als Heldin gefeiert.
Quelle: dpa
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Quelle: dpa, AFP
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