"Canyon Fire" wütet: Neuer Waldbrand nahe Los Angeles
"Canyon Fire" wütet:Neuer Waldbrand nahe Los Angeles
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Gluthitze, Wind, Trockenheit: In Südkalifornien kämpfen Hunderte Feuerwehrleute gegen das "Canyon Fire". Ein Katastrophen-Inferno konnte aber vorerst verhindert werden.
Im US-Bundesstaat Kalifornien kämpft die Feuerwehr gegen einen Waldbrand nahe Los Angeles. Die Ursache des Brandes ist unklar. 09.08.2025 | 0:21 min
Starke Sommerhitze, Winde und Trockenheit: Unter diesem gefürchteten Szenario kämpfen Hunderte Feuerwehrleute in Südkalifornien gegen einen Waldbrand unweit von Los Angeles. Die Flammen vom sogenannten "Canyon Fire" hatten sich etwa 60 Kilometer nordwestlich der Millionenmetropole innerhalb weniger Stunden rasch ausgebreitet. Das war ein Warnsignal für die kalifornische Brandschutzbehörde.
"Aggressiv" sei der Löscheinsatz aus der Luft und vom Boden aus erfolgt, teilte die Einsatzzentrale mit.
Tausende Menschen müssen Häuser verlassen
Explosionsartig hatten sich die Flammen anfangs ausgebreitet. Tausende Menschen erhielten die Anweisung, sofort ihre Häuser zu verlassen. Zudem wurden rund 14.000 Anwohner alarmiert, sich auf eine mögliche Evakuierung einzustellen.
Auf Fernsehbildern waren lichterloh brennende Hügelketten, dichter Rauch und flüchtende Menschen zu sehen. Doch eine Katastrophe konnte zunächst verhindert werden.
Jeder Funke sei gefährlich, warnt die Feuerwehr.
Quelle: AP
Feuerwehr macht Fortschritte
Nach Ausbruch des Feuers am Donnerstag (Ortszeit) konnten die Einsatzteams bereits am Freitag Fortschritte vermelden. Das "Canyon Fire" sei zu 25 Prozent eingedämmt, hieß es. Bis dahin hatten die Flammen eine Fläche von etwa 22 Quadratkilometern verkohlt.
An einigen Stellen in bereits gelöschten Gebieten sehe man ein Wiederaufflammen, sagte ein Feuerwehr-Spercher der "Los Angeles Times".
Quelle: dpa
Durch die harte Arbeit der Feuerwehrleute seien größere Schäden in Wohngebieten bisher verhindert worden, teilte die Behörde mit. Eine Entwarnung gab es aber nicht, denn die gefährlichen Wetterbedingungen sollten auch am Wochenende anhalten.
Trotzdem keine Entwarnung: Eine Hitzewelle bringe heiße, trockene und windige Bedingungen mit sich, warnte die Behörde. Unter diesen Umständen könnten sich Waldbrände schneller ausweiten.
Quelle: dpa
Geringe Niederschläge und hohe Temperaturen bereits im Frühjahr, gepaart mit langen, heißen Trockenperioden im Sommer können das Waldbrandrisiko künftig erhöhen. Daher wurde in den Forsten damit begonnen, waldbauliche und technische Maßnahmen umzusetzen. Sie haben eine vorbeugende, schadensmindernde Wirkung. Allerdings greifen diese Maßnahmen erst nach mehreren Jahren.
Erhöhung des Laubholzanteils: Durch den Wandel von Kiefern-Monokulturen hin zu Mischwäldern aus Laubbäumen wird das Waldbrandrisiko gesenkt. Mischwälder (Foto) besitzen die Fähigkeit, viel Feuchtigkeit im Boden sowie in den Baumkronen zu speichern. So kann sich in einem trockenen Sommer kein Vollfeuer entwickeln.
Anlegen von Waldbrandriegeln: Dabei handelt es sich um Flächen zwischen 100 und 300 Metern, auf denen brandhemmende Laubbäume, Sträucher und Gräser wachsen. Diese Riegel sollen im Brandfall auflaufende Vollfeuer in leichter zu bekämpfende Bodenfeuer umwandeln.
Anlegen von Schutz- und Wundstreifen: Sie sind 20 bis 30 Meter breit und werden stets von leicht brennbarem Gestrüpp befreit. Die geringe Brennstoffmenge verhindert, dass sich ein Bodenfeuer in den Kronenraum ausbreiten kann. Solche Streifen verlaufen bevorzugt entlang von Hauptstraßen, Straßen und Bahnlinien.
Anlegen künstlicher Löschwasser-Entnahmestellen: Diese können Staueinrichtungen, im Erdboden eingelassene Behälter oder Anschlüsse an Fernwasserleitungen sein.
Sehr trockene Pflanzenteile und Gräser fangen am schnellsten Feuer. Danach folgen trockene Nadeln und kleine Zweige. Nadelwälder mit dichtem Grasbewuchs bergen eine besonders hohe Feuergefahr. Trockenes Laub und Totholz dagegen brennen erst, wenn die Flammen schon größere Ausmaße erreicht haben. Wird aus dem Flammenherd eine Feuerwalze, können nahezu alle Pflanzenteile und sogar der Humus sowie Wurzeln im Boden erfasst werden.
Kommt zum Brand starker Wind dazu, entstehen langgezogene Brandstellen, die sich auch in der Geschwindigkeit schnell ausbreiten. Kronenfeuer gelten als besonders problematisch und sind bei Feuerwehrleuten besonders gefürchtet. Denn starke Winde übertragen die Flammen in der Höhe. Durch den Dominoeffekt im Kronenbereich werden die Löscharbeiten erschwert. Es entsteht schließlich ein Megafeuer.
Quelle: dpa
Zur Brandbekämpfung gibt es in Deutschland zwei Verfahren:
Direkter offener Angriff der Feuerfront mittels Löschmannschaften, Löschfahrzeugen und Löschwasserabwürfen: Dabei setzen die Feuerwehrleute den Löschangriff gegen die Windrichtung an. In der Regel erfolgt der Löschangriff von der Flanke zur Spitze der Feuerfront. Das Verfahren wird nur bei geringer Flammenhöhe angewendet. Denn schwer einschätzbare Windböen können dazu führen, dass Einsatzkräfte vom Feuer eingeschlossen werden.
Defensiver Angriff: Er wird angewendet, wenn die Flammen zu hoch schlagen oder die Fläche mit Munition kontaminiert ist. Defensiv bedeutet, es werden Feuerschneisen angelegt, die frei von trockenem Gestrüpp und oder dürren Sträucher sind. Feuerfeste Barrieren wie Straßen und Wege halten das Feuer ebenfalls auf. Auf den defensiven Angriff setzt man auch bei Waldbränden im Bergland. Dort breitet sich das Feuer hangaufwärts sehr viel schneller aus als hangabwärts. Mittels großer Planierraupen oder Bergepanzer der Bundeswehr werden Feuerschneisen angelegt. Der trockene Bewuchs wird plattgemacht. Die vegetationsfreie Schneise hilft, die Flammenausbreitung abzubremsen.
400 Helfer im Einsatz, Unterstützung von Häftlingen
Mehr als 400 Helfer waren am Freitagnachmittag (Ortszeit) gegen die Flammen im Einsatz. Der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, dankte den "mutigen Männern und Frauen", die gegen die Brände ankämpften. Er habe auf Antrag Hilfsmittel von der Katastrophenschutzbehörde (Fema) erhalten, um die Feuer schnell zu bekämpfen.
Die Feuerwehr wurde auch diesmal von Häftlingen unterstützt. Dies ist in Kalifornien schon seit Jahrzehnten üblich. Zu ihren Aufgaben gehört es gewöhnlich unter anderem Brandschneisen anzulegen und brennbares Material wie umgefallene Bäume zu entfernen. Häufig stehen auch Angehörige der Nationalgarde den Teams zur Seite.
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Angst vor einem Inferno
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Zeitweise waren 200.000 Menschen vor den Flammen auf der Flucht. Wochenlang kämpften Feuerwehrleute gegen das Inferno an. Die schreckliche Bilanz: Mehr als 16.000 Gebäude brannten ab, mindestens 31 Menschen starben. Noch im Juli wurden menschliche Überreste in einer Brandzone in Altadena gefunden.