Studie zu Konsum bei Jugendlichen:Mehr Minderjährige kommen mit Pornos in Kontakt
Minderjährige in Deutschland konsumieren im Netz zunehmend Pornografie. Das zeigt eine neue Umfrage. Demnach hat fast die Hälfte der 11- bis 17-Jährigen bereits Pornos gesehen.
Laut einer Umfrage der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen hat fast die Hälfte der Minderjährigen schon pornografische Inhalte konsumiert. Beim ersten Kontakt waren die meisten jünger als 14.
09.12.2025 | 0:24 minImmer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland haben bereits Erfahrungen mit Pornos. Fast jeder zweite Minderjährige (47 Prozent) hat bereits pornografische Videos oder Fotos gesehen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW.
Der Anteil sei in den vergangenen zwei Jahren um über ein Drittel gestiegen. 2023 seien es noch 35 Prozent gewesen. Die Ergebnisse basieren den Angaben zufolge auf einer Befragung von knapp 3.000 Kindern und Jugendlichen von 11 bis 17 Jahren. Sie wurden vom 3. September bis 6. Oktober online befragt.
Viele Jugendliche sehen ersten Porno vor dem 14. Geburtstag
Mehr als die Hälfte (56 Prozent) dieser Gruppe sehe den ersten Porno bereits vor dem 14. Geburtstag. Der Direktor der Landesmedienanstalt, Tobias Schmid, bezeichnete die Ergebnisse als erschreckend und das Vorgehen großer Porno-Plattformen, die "einfachste Schutzmechanismen" nicht umsetzten, als rücksichtslos.
Jugendmedienschutz hat die Aufgabe, die Schwächsten unserer Gesellschaft - Kinder - vor Inhalten zu schützen, die sie nicht einordnen können und die sie verunsichern und verstören.
Tobias Schmid, Direktor der Landesmedienanstalt NRW
Der Porno-Konsum habe außerdem Einfluss auf die eigene Sexualentwicklung, so die Studie weiter: Nur ein Viertel (25 Prozent) der Kinder und Jugendlichen, die Pornos konsumieren, hält diese den Angaben zufolge für unrealistisch. 13 Prozent empfänden die Pornos als informativ oder lehrreich. Beide Anteile seien gestiegen.
Durch künstliche Intelligenz werden aus harmlosen Fotos pornografische Inhalte entwickelt. Gegen die sogenannten "Deepfake-Pornos" gibt es noch keine direkte gesetzliche Handhabe.
22.11.2025 | 1:38 minForscher warnen vor Folgen für die sexuelle Entwicklung
Mehr als ein Drittel der Kinder und Jugendlichen (36 Prozent) habe zudem angegeben, die gezeigten Inhalte selbst im echten Leben ausprobieren zu wollen. Bei den befragten Jungen liege der Wert mit 43 Prozent deutlich höher als bei den befragten Mädchen mit 27 Prozent.
Ein neues Phänomen: Fast jeder zehnte Jugendliche nutze inzwischen KI-gestützte Chatbots, um sich über Sexualität zu informieren. Die Aufsichtsbehörde für den privaten Rundfunk und Telemedien betonte:
Die richtige Einordnung der explizit sexuellen Inhalte gelingt Kindern nicht, und in vielen Fällen beeinflusst das auch die Entwicklung ihrer eigenen Sexualität.
Aufsichtsbehörde für den privaten Rundfunk und Telemedien
Mit zehn fängt Bru an, Pornos zu schauen. Seine Eltern ahnen nichts. Es beginnt als Spaß in der Freundesclique und endet für ihn in einer Pornosucht und massiven Gesundheitsproblemen.
14.10.2024 | 43:46 minSexting und ungewollte Zusendungen nehmen zu
Auch Sexting - das gegenseitige Versenden sexueller Inhalte - nimmt laut Studie zu. Zehn Prozent der Befragten hätten bereits selbst intime Inhalte verschickt. 2023 waren es nur sechs Prozent. Rund ein Drittel habe solche Nachrichten erhalten - in den meisten Fällen ungefragt.
Mädchen seien davon häufiger betroffen. Ein Viertel der Minderjährigen gab an, dass ihnen die pornografischen Inhalte unfreiwillig gezeigt oder zugeschickt wurden.
Die Landesanstalt für Medien NRW versucht seit längerem vergeblich, die gesetzlich vorgeschriebenen Altersverifikationssysteme bei den Betreibern von Porno-Portalen durchzusetzen.
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