Interview
Nichtübertragbare Krankheiten:Krebs, Diabetes & Co.: WHO sieht Rückschritt
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Jedes Jahr sterben in Europa rund 1,8 Millionen Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder anderen nichtübertragbaren Krankheiten. Die WHO fordert mehr Prävention.
Mehr Prävention könnten laut WHO viele nichtübertragbare Krankheiten verhindern.
Quelle: dpa
Sie sind vermeidbar und behandelbar - und dennoch die Hauptursache für Todesfälle und Behinderungen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisiert in ihrem neuen Bericht Rückschritte im Umgang mit nichtübertragbaren Krankheiten. Dazu zählen etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, chronische Atemwegserkrankungen und Diabetes.
In Europa sterbe jeder fünfte Mann und jede zehnte Frau vor dem 70. Lebensjahr an einer solchen Krankheit - dies entspreche jährlich etwa 1,8 Millionen Menschen. Diese Todesfälle ließen sich entweder durch effektive Gesundheitsmaßnahmen oder durch frühzeitige Erkennung und hochwertige Behandlung weitgehend verhindern oder zumindest hinauszögern.
60 Prozent dieser Todesfälle sind laut WHO auf Ursachen wie Tabak- und Alkoholkonsum, Bluthochdruck, ungesunde Ernährung, Fettleibigkeit und Bewegungsmangel zurückzuführen.
WHO: Corona machte Fortschritte zunichte
Nichtübertragbare Krankheiten blieben jedoch "weitgehend unbeachtet", mahnt der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Henri Kluge:
Wären sie ein Virus, dann wäre die Welt im Lockdown.
Hans Henri Kluge, WHO
Fortschritte bei der Reduzierung vorzeitiger Todesfälle durch diese Krankheiten seien indes durch die Corona-Pandemie zunichtegemacht worden. Nun brauche es mutige Präventionsmaßnahmen, um Todesfälle zu verhindern und zudem Milliarden an Gesundheitskosten zu sparen.
Risikofaktoren nehmen in Osteuropa zu
Der Report verweist auch auf Unterschiede zwischen den europäischen Ländern, die sich seit 2010 zwar verringert hätten, aber dennoch bestehen blieben: So nähmen vermeidbare Risikofaktoren zu, insbesondere in Osteuropa. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Sterblichkeit durch Krebs seien bei Männern "unverhältnismäßig hoch".
Fortschritte habe es zuletzt etwa in Belgien oder Dänemark gegeben. Entscheidend dafür sei, Risikofaktoren zu minimieren, die Früherkennung von Krankheiten zu stärken und ihre Behandlung zu verbessern, vor allem in bislang unterversorgten Regionen. Daten zu den nichtübertragbaren Krankheiten müssten erfasst und gezielt ausgewertet werden, um Rückschlüsse für erforderliche Maßnahmen zu ermöglichen.
Quelle: KNA
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