Evakuierungen im Pazifik-Raum:Millionen Menschen kehren nach Tsunami heim
Nach Rücknahme der Tsunami-Warnungen kehren im Pazifik-Raum Millionen Menschen in ihre Häuser zurück. Ein Beben der Stärke 8,8 vor Russlands Ostküste hatte die Warnungen ausgelöst.
Ein starkes Erdbeben vor der russischen Halbinsel Kamtschatka löste Tsunamiwarnungen im Pazifik aus. Meterhohe Wellen trafen Japan und Hawaii, die befürchteten Schäden blieben aber aus.
30.07.2025 | 1:43 minNach der Aufhebung der Tsunami-Warnungen in mehreren Ländern des Pazifikraumes sind Millionen zuvor evakuierte Menschen in ihre Häuser zurückgekehrt. "Landesweit wird die Zahl der Evakuierten auf 1,4 Millionen geschätzt", sagte Chiles Innenminister Álvaro Elizalde am Mittwoch (Ortszeit) vor Journalisten, nachdem die ersten Tsunamiwellen das südamerikanische Land erreicht hatten.
Es handele sich um die "vermutlich umfangreichste Evakuierung" in Chile bisher, erklärte das Ministerium. Den Angaben zufolge erreichten die durch das Beben ausgelösten Wellen, die auf die chilenische Küste trafen, eine Höhe von 60 Zentimetern. Größere Schäden wurde nicht gemeldet.
Zuvor hatte ein schweres Erdbeben vor der Halbinsel Kamtschatka im Fernen Osten Russlands Tsunami-Warnungen für Millionen Menschen im Pazifik-Raum ausgelöst. Zahlreiche Länder wie Japan, China und die Philippinen warnten die Einwohner vor teils meterhohen Flutwellen als Folge des Erdbebens. Auch Hawaii und die US-Westküste und Lateinamerika waren alarmiert.
Das Beben soll eine Stärke von 8,8 gehabt haben, in mehreren Ländern bringen sich die Menschen vor einem möglichen Tsunami in Sicherheit.
Quelle: ZDFDie US-Erdbebenwarte USGS verzeichnete das Beben in einer Tiefe von 20,7 Kilometern und gab eine Stärke von 8,8 an. Es ereignete sich in der Nacht um kurz vor 1.30 Uhr deutscher Zeit. Vor Kamtschatka kam es seither laut USGS zu Dutzenden Nachbeben.
Hinweise auf größere Schäden gab es bislang nicht. In einigen Ländern wurden die Warnungen nach einigen Stunden aufgehoben - mittlerweile auch in Russland. Bei einem Tsunami bauen sich Wellen mitunter in Stufen auf.
Höchster aktiver Vulkan Eurasiens ausgebrochen
Wenige Stunden nach dem Beben brach auf Kamtschatka der Vulkan Kljutschewskoi aus - der höchste aktive Vulkan Eurasiens. Am Kegel des 4.750 Meter hohen Kljutschewskoj sei ein starkes Glühen zu beobachten, teilten Geophysiker von der Russischen Akademie der Wissenschaften mit. An einer Flanke laufe Lava herab, Explosionen seien zu hören.
Zahlreiche Staaten im nördlichen Pazifik haben eine Tsunami-Warnung rausgegeben. ZDF-Korrespondentin Miriam Steimer ist in Japan und berichtet von der aktuellen Situation.
30.07.2025 | 3:12 minVerletzte und Überschwemmungen in Russland
Zuvor hatten die Behörden bereits mehrere Verletzte auf Kamtschatka gemeldet. In der Regionalhauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski rannten laut Tass verängstigte Menschen barfuß ins Freie. Kleiderschränke stürzten um, Autos rutschten über wackelnde Straßen. Im Norden der Inselgruppe Kurilen kam es zu Überschwemmungen.
Es habe vier Tsunami-Wellen gegeben, sagte Alexander Owsjannikow, Verwaltungschef im Kreis Sewero-Kurilsk auf der Insel Paramuschir. Das Wasser drang demnach 200 Meter ins Landesinnere ein. Die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti meldete unter Berufung auf Einsatzkräfte, dass die größte Welle bis zu fünf Meter hoch gewesen sei.
Folgen des Tsunamis, der die Küste von Sewero-Kurilsk auf der Insel Paramushir der Kurilen in Russland traf.
Quelle: Geophysical Service of the Russian Academy of Sciences / APNach Angaben des Zivilschutzes wurden der Hafen der Stadt Sewero-Kurilsk und ein Fischereiunternehmen dort teilweise überflutet. Die Bevölkerung sei evakuiert worden.
Moskau zieht am Ende erleichtert Bilanz
Im Wesentlichen hätten die Gebäude dem Beben standgehalten, teilte der russische Zivilschutz mit. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, dass sich die erdbebensichere Bauweise auf Kamtschatka bewährt habe. Es gebe keine Opfer. Die Frühwarnsysteme hätten ordnungsgemäß funktioniert.
Höhere Flutwellen vor Japans Küsten - Fukushima-Ruine evakuiert
An Japans Pazifikküste traf eine mehr als ein Meter hohe Flutwelle ein. In einem Hafen der nordöstlichen Präfektur Iwate sei eine 1,30 Meter hohe Welle registriert worden, berichteten lokale Medien. An der Küste anderer Präfekturen wurden Flutwellen von bis zu 80 Zentimetern beobachtet. Im Zusammenhang mit dem Beben wurde ein tödlicher Autounfall gemeldet: Örtlichen Medien zufolge stürzte eine Frau bei der Flucht vor dem befürchteten Tsunami mit ihrem Auto von einer Klippe und starb.
Die Behörden hatten Warnungen vor einem bis zu drei Meter hohen Tsunami ausgegeben. Der Norden Japans liegt dem Erdbebengebiet geografisch mit am nächsten. Mehr als zwei Millionen Menschen wurden aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen.
Die Momenten-Magnituden-Skala misst, wie stark ein Erdbeben war.
Weltweit stärkstes Beben seit Fukushima
Der Betreiber der japanischen Atomruine Fukushima Daiichi forderte wegen der Tsunami-Warnung alle Arbeiter zur Evakuierung auf. Der Konzern Tokyo Electric Power (Tepco) bestätigte der "Japan Times", dass sie sich alle auf höher gelegenen Gebieten in Sicherheit gebracht haben.
Am 11. März 2021 jährte sich zum zehnten Mal die Tsunami- und Atomkatastrophe von Japan, die bis zu 20.000 Menschen das Leben und rund 160.000 Japaner ihre Heimat kostete.
09.03.2021 | 43:28 minDas Beben war laut USGS das weltweit stärkste seit der Katastrophe von Fukushima im März 2011 - und wurde seit Beginn der Messungen überhaupt nur von fünf Beben übertroffen.
USA von Hawaii über Alaska bis Kalifornien im Alarmzustand
Auf dem zu den USA gehörenden Archipel Hawaii kamen ebenfalls Flutwellen an, die höchste erreichte laut dem Sender CNN 1,50 Meter. Die Tsunami-Warnung für die Inselgruppe im Pazifik wurde mittlerweile auf die Stufe Gelb heruntergestuft.
Die Animation zeigt, was bei dem starken Beben und den folgenden Flutwellen am 26. Dezember 2004 geschah.
19.12.2024 | 1:07 minEntlang der US-Westküste wie etwa in Kalifornien warnten Behörden vor den Wellen und riefen Bewohner einiger Küstenorte auf, sich in höhergelegene Gebiete zu begeben.
Mehrere Länder Lateinamerikas mit Küsten am Pazifik gaben ebenfalls Warnungen vor Flutwellen heraus, darunter etwa Mexiko, Guatemala, Ecuador, Peru und Chile.
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