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Airbnb im Kolosseum:Wie ein PR-Stunt in Rom für Aufruhr sorgt
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Im berühmten Kolosseum in Rom für ein paar Stunden Gladiator sein - das verspricht eine PR-Kampagne von Airbnb. Dahinter steckt viel Geld. Und in Rom häuft sich Kritik.
Die Gewinner der Airbnb-Auslosung sollen bei Nacht im Kolosseum mehrere Stunden Programm dargeboten bekommen.
Quelle: AirBnB
Es ist schon ziemlich lange her, dass die letzten Gladiatorenkämpfe des alten Roms im Kolosseum stattfanden. Das war im fünften Jahrhundert. Airbnb will sie jetzt an zwei lauen Mai-Nächten im nächsten Jahr wieder aufleben lassen - als exklusives Event für je 18 Personen. Die Tickets werden verlost.
Wer gewinnt, taucht drei Stunden lang ins Leben eines Gladiators ein. Zuerst wird die passende Rüstung ausgesucht, dann tragen "kampferprobte Gladiatoren ein mitreißendes Gefecht" aus und zuguterletzt stiegen die Teilnehmenden selbst in den Ring, schreibt Airbnb.
Airbnb "Icons": Zwei PR-Fliegen mit einer Klappe
Die Buchungsplattform bot zuletzt häufiger Events von ähnlichem Kaliber an, die Airbnb "Icons". Das sind nicht nur PR-Aktionen für den Anbieter selbst, sondern auch für Filme, Events oder Stars. Hier ist es nicht anders: Das "Gladiatoren-Erlebnis", wie Airbnb es nennt, promotet den Film "Gladiator 2".
Das Kolosseum selbst soll im Gegenzug von den über zehn Millionen US-Dollar profitieren, die Airbnb im Rahmen seiner selbstauferlegten "Verpflichtungen der Plattform zur Wiederbelebung des Tourismus in Europa" bereitstellt.
Im Rahmen dieses Programms unterstützt Airbnb die Restaurierung und Aufwertung des Kolosseums [...].
Airbnb
Aufruhr in Rom: Kritik an den Plänen
Doch die Aktion kommt in Italien, gelinde gesagt, nicht überall gut an. "Eine Schande", nennt Alberto Campailla die Kampagne. Er ist Teil der NGO "Nonna Roma", setzt sich für Menschen ein, die in Armut leben.
Airbnb und ähnliche Plattformen "vertreiben die Menschen buchstäblich nicht nur aus dem Stadtzentrum, sondern auch aus den Vororten und Außenbezirken", so Campailla.
Kolosseum soll "kein Themenpark" sein
"Wir dürfen aus einem der bedeutendsten Denkmäler der Welt keinen Themenpark machen", warnt Roms Stadtrat für Kultur, Massimiliano Smeriglio. Er hat eigenen Angaben zufolge dem CEO von Airbnb geschrieben, die Mittel zur Restaurierung freizugeben, das "Touristen-Spektakel" aber abzusagen.
Laut CNN verteidigt der Parco archeologico del Colosseo die Aktion. Demnach erklärte das Management, dass der Plan darauf abzielt, "das historische und kulturelle Erbe des Amphitheaters durch immersive Aktivitäten in vollem Respekt vor dem Denkmal und auf der Grundlage strenger historischer Forschung aufzuwerten".
Quelle: dpa
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