Studie zu Inselreptilien:Viele Reptilien kaum erforscht - und vom Aussterben bedroht
Unzählige Reptilienarten leben auf abgelegenen Inseln. Eine Studie hat ergeben, dass viele von ihnen vom Aussterben bedroht sind - obwohl sie noch weitgehend unerforscht sind.
Faszinierende Reptilien: Ein Chamäleon von O'Shaughnessy (Calumma oshaughnessyi) - diese Art lebt nur in Madagaskar.
Quelle: dpaAuf abgelegenen Inseln, die oft wie Zeitkapseln der Evolution wirken, leben unzählige faszinierende Reptilienarten. Doch trotz ihrer Bedeutung für die Natur stehen viele dieser einzigartigen Tiere am Rand des Aussterbens - noch bevor die Wissenschaft sie erforschen konnte.
Im Fachblatt "Conservation Science and Practice" berichtet ein Forschungsteam unter Leitung der Universität Oxford, dass Inselreptilien besonders anfällig sind, weil ihre isolierten Lebensräume sie extrem verletzlich machen.
Ein Drittel der Reptilienarten auf Inseln beheimatet
Obwohl Inseln weniger als sieben Prozent der Erdoberfläche ausmachen, beherbergen sie einen großen Teil der globalen Biodiversität. Rund ein Drittel der etwa 12.000 bekannten Reptilienarten sind auf Inseln beheimatet, darunter Spezies wie die Galapagos-Riesenschildkröte und der Komodowaran.
"Reptilien besitzen mehrere physiologische und verhaltensbedingte Merkmale - etwa eine undurchlässige Haut und die Fähigkeit, lange Zeit ohne Nahrung oder Wasser zu überstehen -, die sie zu besonders guten Inselbewohnern machen", heißt es in der Studie.
Die Bestände der Grünen Meeresschildkröte nehmen wieder zu. Eine Seltenheit, denn viele andere Tierarten, etwa arktische Robben, sind weiterhin stark bedroht.
10.10.2025 | 1:33 min30 Prozent der Inselreptilien vom Aussterben bedroht
Die Analyse zeigt, dass rund 30 Prozent der Reptilien auf Inseln vom Aussterben bedroht sind - im weltweiten Mittel sind es 12 Prozent. Seit 1960 hätten sich lediglich knapp 7 Prozent der wissenschaftlichen Arbeiten über Reptilien mit bedrohten Inselarten beschäftigt, hieß es auch. Die Populationen sind vor allem bedroht durch:
- landwirtschaftliche Expansion
- Abholzung von Wäldern
- Umweltverschmutzung
- eingeschleppte Arten
Die Erderwärmung wirkt sich auch auf Tiere und Pflanzen aus. Können sie sich nicht anpassen, werden sie weniger oder verschwinden ganz.
09.03.2023 | 0:53 minKaum Abwehrmechanismen: Katzen als Risiko
Dramatische Folgen haben zum Beispiel eingeschleppte Katzen auf Inseln. Denn viele Inselreptilien hätten sich in Abwesenheit von Säugetier-Feinden entwickelt und deshalb keine starken Abwehrmechanismen, erklärte Hauptautor Ricardo Rocha.
Das macht sie zu leichten Zielen für eingeführte Raubtiere wie freilaufende Katzen, die eine der Hauptursachen für das Aussterben auf Inseln sind.
Ricardo Rocha, Hauptautor der Studie
Gleichzeitig seien Reptilien wie Schlangen, Schildkröten und Geckos Schlüsselarten für Inselökosysteme. "Auf der Insel Madeira zum Beispiel - meinem Geburtsort - gibt es überall Mauereidechsen, die Insekten jagen, Pflanzen bestäuben und Früchte fressen."
Jagt Insekten, bestäubt Pflanzen, frisst Früchte: die Madeira-Eidechse (Teira dugesii).
Quelle: dpaDie Forschungen hätten ergeben, dass eine einzelne Katze auf der Insel in nur einem Jahr mehr als 90 Eidechsen fressen kann. "Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie eingeschleppte Raubtiere fragile Inselökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen können", sagte Rocha.
Gefährden unsere Hauskatzen wirklich die Artenvielfalt?
30.03.2023 | 9:10 minPríncipe-Smaragdnatter - durch Inselisolation stark gefährdet
Die Wissenschaftler analysierten die Forschung zwischen 1960 und 2021 und stellten fest, dass größere und weiter verbreitete Arten mehr Aufmerksamkeit erhielten, während kleinere und neu entdeckte Inselarten weitgehend unberücksichtigt blieben.
Ein Beispiel ist die Príncipe-Smaragdnatter (Hapsidophrys principis), die nur auf der kleinen Insel Príncipe im Golf von Guinea vorkommt und erstmals 1906 beschrieben wurde.
Ökologische Bedeutung als Räuber: Die Principe-Smaragdnatter (Hapsidophrys principis).
Quelle: dpaDiese endemische Schlangenart ist ein Paradebeispiel für eine Inselart, die durch ihre Isolation stark gefährdet ist. Trotz ihrer ökologischen Bedeutung als Räuber in diesem empfindlichen Ökosystem sind kaum Forschungsdaten über ihre Lebensweise und Bestandsentwicklung verfügbar.
Weltweit sind eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Im Kampf um die Artenvielfalt entwickeln Naturschützer immer ausgefallenere Methoden. Mit Erfolg?
23.02.2020 | 28:36 minGezielte Forschung zu Inselreptilien gefordert
Die Autoren der Studie, an der auch das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) beteiligt war, schlagen mehr gezielte Forschung zu Inselreptilien vor, insbesondere zu denjenigen, die am stärksten vom Aussterben bedroht sind.
Weitere empfohlene Maßnahmen umfassen die Förderung von Partnerschaften zwischen nationalen Institutionen und Inselgemeinschaften und die Integration von Wissen aus nicht-akademischen Quellen.
Im Pazifik hat der Fortpflanzungstrieb bei vielen seiner Bewohner zu außergewöhnlichen Anpassungen und Verhaltensweisen geführt - zum Beispiel beim Weißen Hai.
30.09.2020 | 43:04 minMehr zum Thema Artenvielfalt
Zu wenig Klimaschutz :Korallen im Hitzestress
27:42 minplanet e.:Artenvielfalt und ich
28:46 minNachrichten | Thema:Biodiversität