Kamerunflussdelfin: Wie Umweltschützer sie zu retten versuchen

Rückkehr einer seltenen Art:Hoffnung für den Kamerunflussdelfin

von Michael Nieberg
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Der Kamerunflussdelfin lebt an der Küste Westafrikas und ist so gut wie ausgestorben. Umweltschützer kämpfen seit Jahren für ihn. Nun zeichnen sich erste Erfolge ab.

Delfine im Meer
Delfine gelten als schlaue und soziale Meeressäuger. Dennoch werden sie immer wieder gejagt. Vielerorts ist das verboten, aber für die Fischer lukrativ.11.05.2025 | 28:51 min
Gute Nachrichten für den Artenschutz: Der Bestand der bedrohten Kamerunflussdelfine im Senegal erholt sich langsam. Im Nationalpark Delta Saloum leben offenbar viel mehr Tiere als bisher angenommen.
Die Meeresbiologin Lucy Keith-Diagne vom African Aquatic Conservation Fund und ihre Mitstreiter arbeiten in Orten rund um den Nationalpark, einem Gebiet aus weit verzweigten Flussarmen mit 1.500 Quadratkilometern Größe im Senegal. Es ist ein sogenanntes Hybridgebiet, in dem sich Süß- und Salzwasser mischen, umsäumt von dichtem Mangrovenwald.

Delfinverhalten erforschen, um sie zu retten

Seit 2021 fahren die Umweltschützer einmal im Jahr durch das Delta des Saloum-Fluss auf der Suche nach Kamerunflussdelfinen. Dabei wird jeder Delfin akribisch fotografiert und anhand der Flossen identifiziert und katalogisiert.
Delphin unter Wasser
Um die Sterblichkeit von Delfinen auf Nahrungssuche zu verringern, dürfen im Golf von Biskaya Boote über acht Meter Länge im Winter einen Monat lang nicht fischen.19.02.2025 | 2:02 min
Das Team aus Meeresforschern lässt zusätzlich Mikrofone ins Wasser, die über mehrere Monate die Umgebungsgeräusche aufnehmen. Die Töne verraten, wo sich die Delfine gerne aufhalten und wann. Daraus ergeben sich Rückschlüsse auf das Verhalten der Tiere.

Strenger Naturschutz lässt Population wachsen

Fast 200 Delfine wurden bisher eindeutig identifiziert. Aktuell rechnet ihre Organisation hoch, dass über 400 Kamerunflussdelfine im Flussdelta leben könnten. Das sind viel mehr, als bislang angenommen. Ein erster Erfolg rigoroser Schutzmaßnahmen.

... wird wegen seines charakteristischen Buckels auf Englisch "Atlantic Humpback Dolphin" genannt, also "Atlantischer Buckeldelfin". Sein deutscher Name ist missverständlich, da er hauptsächlich in Küstennähe im Meer lebt und nur selten in Flussmündungen.

Der Kamerunflussdelfin ist vor der Küste Westafrikas von Marokko bis Angola anzutreffen und wird 2,5 bis 2,7 Meter lang. Die Rote Liste bedrohter Arten stuft ihn als "critically endangered" ein, also als vom Aussterben bedroht.

Im Saloum-Delta erholt sich die Art, denn das Gebiet steht unter strengem Naturschutz. Seit 1976 ist das Gebiet zum Großteil Nationalpark, zudem gibt es Kontrollen bei Fischern, die den Kamerunflussdelfin an einigen Orten immer noch illegal jagen oder als Beifang in ihren Netzen verenden lassen - als willkommene Speise oder als Köderfleisch für den lukrativen Haifischfang.

Delfinschutz mit Bilderbüchern

Lucy Keith-Diagne setzt eher auf Aufklärung statt auf rigide Kontrollen. Ihre Organisation hat zusammen mit der senegalesischen Regierung ein Bildungsprogramm für Grundschüler ausgearbeitet.
kueste von madeira
Auf der portugiesischen Insel Madeira kämpfen Umweltschützer um Ökosysteme, die auch für den Klimaschutz wichtig sind. Fischer dagegen verteidigen ihre Lebensgrundlagen und Traditionen.09.04.2025 | 2:11 min
In einer Grundschule unweit des Flussdeltas verteilen die Forscher Malbücher an die Schüler. Die Bücher erzählen die Geschichte eines kleinen Fischerjungen, der aus Versehen einen Delfin fängt, dann aber lernt, wie wichtig die Tiere doch sind.
Die Hoffnung ist, dass die Schüler in Zukunft als Fischer die Delfine zu schätzen wissen.

Wir wollen, dass insbesondere die Kinder mit dem Wissen aufwachsen, dass die Delfine geschützt werden müssen und warum das wichtig ist.

Lucy Keith-Diagne, Meeresbiologin

Bild 4
Fisch ist in Deutschland beliebt, doch die Bestände sind bedroht: Schleppnetze zerstören den Meeresboden. Das lässt die Preise steigen - und den Verzehr sinken.14.08.2024 | 1:51 min

Überfischung macht Delfine zum beliebten Fang

Auch etwa 2.000 Kilometer entfernt, in Ghana, gibt es Delfine. Zwar ist ihre Jagd auch hier verboten, dennoch stehen viele Delfinarten auf der Speisekarte und werden sowohl absichtlich als auch versehentlich gefangen - was einige Fischer wohlwollend in Kauf nehmen, um ihre Familien zu ernähren.
Es gibt belastbare wissenschaftliche Berechnungen der Universität von Cape Coast, dass mehr als 10.000 Delfine allein in Ghana jedes Jahr durch illegale Jagd sterben oder als willkommener Beifang in den Netzen mitgenommen werden.
Denn die Überfischung der Meere wird für viele kleine Fischer zum Problem: Große, industrielle Trawler mit chinesischen Eignern fischen im großen Stil - oft auf illegale Weise. Kleine Fische, wie Sardellen oder Makrelen, sind für die einzelnen Fischer kaum noch zu bekommen - weswegen ein Delfin für viele ein willkommener Fang ist.

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