Deutsche Unis, Start-ups und Kliniken bei Patenten weit vorn

Europaweite Studie:Deutsche Unis, Start-ups und Kliniken bei Patenten weit vorn

von Lisa Brockschmidt

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Deutsche Universitäten, Start-ups und Forschungskliniken melden fleißig Patente an. Damit liegen sie laut einer Studie des Europäischen Patentamts in Europa sehr weit vorne.

Universitätsklinikum Heidelberg

Am Universitätsklinikum Heidelberg wurden im europäischen Vergleich besonders viele Patente angemeldet.

Quelle: klinikum.uni-heidelberg.de

Am Universitätsklinikum Heidelberg können sie stolz sein auf ihren Forschungsbereich. Im europäischen Vergleich liegt die Klinik auf dem vierten Platz der aktivsten Forschungskliniken in Bezug auf Patentanmeldungen. Es werden also kontinuierlich Rechte an Erfindungen gesichert.

Laut der aktuellen Studie des Europäischen Patentamtes (EPA) in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) sind insgesamt drei der deutschen Forschungskliniken unter den aktivsten sieben Europas. Neben dem Universitätsklinikum Heidelberg sind das die Berliner Charité und das Universitätsklinikum Freiburg.

Zusammen mit öffentlichen Forschungseinrichtungen und Universitäten seien die Kliniken universell für die europäische Innovation, erfolgreiche Start-ups und Forschungsdurchbrüche. Die Zahl der Klinik-Patent-Anmeldungen hat über die Jahre kontinuierlich zugenommen und liegt nun in Deutschland bei 2.858 - dem zweiten Platz.

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Zwei deutsche Forschungsinstitute in den Top Ten

Auch die deutschen öffentlichen Forschungseinrichtungen wie das Frauenhofer- oder Max-Planck-Institut können sich freuen. Mit fast 3.000 Beteiligungen an Patentanmeldungen allein zwischen 2016 und 2020 sind auch sie im europäischen Vergleich weit vorne auf Platz drei und sieben.

Die Leiterin der Forschungsabteilung für Innovationsökonomie am Leibniz-Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Hanna Hottenrott, bewertet die Studie als positives Bild des Innovationspotentials der deutschen Wissenschaft. Sie zeige, wie erfolgreich der deutsche außeruniversitäre Forschungssektor zu Erfindungen führe. "Da sind wir sehr stark", sagt Hottenrott.

Über 18.000 Patente, an denen öffentliche Forschungseinrichtungen beteiligt waren, wurden im Beobachtungszeitraum von 2001-2020 angemeldet. Die Zahl der Patentanmeldungen stieg damit um 45 Prozent. Hier verzeichnet die Studie sowohl bei Universitäten, als auch Forschungsinstituten und -kliniken einen Trend zur direkten Patentanmeldung.

Viele Patente von einzelnen Institutionen

Dass Deutschlands Forschungseinrichtungen der Studie zufolge Patente vor allem über einzelne Institutionen anmelden, statt wie Spanien oder Frankreich über Multi-Applikationen, könne sowohl eine statistische, als auch eine Rechte-Angelegenheit sein, sagt Innovationsökonomin Hottenrott.

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Patente aus öffentlichen Forschungseinrichtungen seien aber generell wichtig, da sie zeigten, "dass Deutschland nach wie vor ein Wissenschaftsstandort ist, der Innovationen hervorbringt." Schlecht reden sei unangebracht.

Die zweite Frage sei aber, wie Deutschland den Transfer ins Industrielle schaffe und aus den Erfindungen auch Produkte und Firmen hervorbringe. In diesem Bereich brauche es daher entsprechende Investitionen.

Unis häufig an Patentanträgen von Start-ups beteiligt

Von allen Start-ups mit mindestens einem europäischen Patenantrag haben etwa 27 Prozent Verbindungen zu europäischen Forschungseinrichtungen. Nach wie vor sind hier Universitäten führend. Laut Hottenrott, die auch an der TU München lehrt, liegt das sowohl an der Finanzierung, etwa durch Exzellenzinitiativen oder Hochschulpakt, als auch daran, dass es einfach mehr davon gebe.

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Der dritte Platz Deutschlands bei den europäischen Patenten aus dem akademischen Bereich dürfte den politischen Bemühungen für mehr wissenschaftliches Engagement im Bereich Innovation recht geben. Allerdings hat eine weltweite Studie der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) ergeben, das Deutschland Schwächen bei Gründungskultur und der Förderung neuer Unternehmen aufweist.

Patente führen oft noch nicht zu Produkten

Eva Schewior, Präsidentin des Deutschen Patent- und Markenamts, sagte dazu in einer Pressemitteilung: "Wenn wir unsere Wettbewerbsfähigkeit behaupten wollen, muss es uns gelingen, unser enormes Potenzial aus der Forschung besser in geschützte Innovationen und dann in attraktive Produkte und Geschäftsmodelle umzusetzen."

Diese Ansicht teilt auch Hanna Hottenrott vom ZEW. Dass so viele europäische Patente in Zusammenarbeit mit öffentlichen Forschungseinrichtungen entstehen, sei erst mal eine gute Nachricht, "aber noch kein Automatismus für Innovation".

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