3.000 Arbeitsplätze waren geplant:Intel gibt Pläne für Fabrik in Magdeburg auf
|
Der kriselnde Chipkonzern Intel gibt die milliardenschweren Pläne für eine Fabrik in Magdeburg auf. Bisher war das Projekt nur verschoben worden.
Ein Milliardenprojekt ist gescheitert: Intel stoppt den Bau seiner geplanten Chipfabrik in Magdeburg endgültig. Die Ampel wollte damit Abhängigkeiten verringern und Jobs schaffen.25.07.2025 | 1:45 min
Der einst weltgrößte Chiphersteller Intel legt seine Pläne für ein Werk in Magdeburg endgültig auf Eis. Geplante Projekte in Deutschland und Polen sollen nicht weiter vorangetrieben werden, um die Produktionskapazitäten zu optimieren, wie Intel mitteilte.
Im vergangenen September hatte es noch geheißen, der Fabrikbau werde sich voraussichtlich um zwei Jahre verzögern. Doch seitdem wurde die Lage von Intel noch komplizierter, der damalige Chef Pat Gelsinger musste das Unternehmen Ende 2024 verlassen. Sein Nachfolger Lip-Bu Tan griff zu einem harten Sparkurs, um die Bilanz in den Griff zu bekommen.
Wirtschaftsexperte Bethmann zur Absage
Der Verlust ist aus zwei Gründen zu verschmerzen. Intel gilt als angeschlagen. Andere Chiphersteller wie Nvidia sind an dem US-Konzern vorbeigezogen. Es wäre also eine Wette gewesen, ob Intel mit dem neuen Werk in Magdeburg überhaupt erfolgreich gewesen wäre.
Dazu eine ziemlich teure Wette. Jeder Arbeitsplatz in Magdeburg wäre mit 3,3 Millionen Euro subventioniert worden. Und mit der zunehmenden Automatisierung war ohnehin fraglich, ob die 3.000 versprochenen Jobs in dieser Höhe entstanden wären.
Frank Bethmann ist Redakteur im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.
Intel gab das Aus der Pläne in Deutschland zusammen mit den Zahlen für das vergangene Quartal bekannt. Demnach stagnierte der Umsatz im Jahresvergleich bei 12,9 Milliarden Dollar (10,98 Mrd. Euro). Unterm Strich gab es einen Verlust von 2,9 Milliarden Dollar nach roten Zahlen von 1,6 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor.
Experte: Intel hat Anschluss verloren
Nach Einschätzung von Reint Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), liegt in den Verlusten der Grund für die Entscheidung. Der Konzern habe bei Zukunftstechnologien, wie Chips für Smartphones oder auch KI-Chips, den Anschluss verloren, erklärte Gropp gegenüber ZDFheute. Der IWH-Präsident betonte dabei:
Zudem passt das nicht zu 'America First' von Trump und seiner Zollpolitik, die ja nun Industrie in die USA zurückholen will.
„
Reint Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle
Die Entscheidung habe wenig "mit dem Standort Deutschland und seinen unbestreitbaren Problemenzu tun", so Gropp.
"Industriepolitische Großprojekte sind keine gute Idee", sagte Prof. Friedrich Heinemann, Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, 2024 zum verzögerten Bau der Intel Chip-Fabrik.18.09.2024 | 5:42 min
3.000 Arbeitsplätze in Magdeburg waren geplant
Intel hatte in Sachsen-Anhalt den Bau von zunächst zwei Chip-Fabriken angekündigt. Der erste Spatenstich war für 2024 angepeilt worden. Dabei sollten rund 3.000 Arbeitsplätze entstehen. Die Investition wurde auf rund 30 Milliarden Euro beziffert. Die Bundesregierung hatte 2023 staatliche Hilfen von 9,9 Milliarden Euro für die Ansiedlung in Aussicht gestellt.
Gelsinger hatte einst behauptet, dass in Magdeburg die modernsten Produktionsverfahren zum Einsatz kommen sollten, mit denen Intel zur erfolgreicheren Konkurrenz aufschließen wolle. Der Produktionsbeginn war ursprünglich für 2027 oder 2028 erwartet worden.
IWH-Präsident Gropp erklärte gegenüber ZDFheute dazu, dass man die eingesparten Steuergelder in Höhe von knapp 10 Milliarden Euro nun "sehr gut für die Lösung anderer Probleme gebrauchen" könne.
Es wäre deutlich schlimmer, wenn die Absage erst gekommen wäre, nachdem schon Subventionen geflossen wären, wie in anderen Fällen in Deutschland.
„
Reint Gropp, IWH-Präsident
Gropp glaubt nicht, "dass sich die Intel-Subventionen langfristig ausgezahlt hätten". "Welche Ziele hätte man denn erreicht? Geostrategische Unabhängigkeit nicht, da weiterhin Zulieferprodukte aus dem Ausland hätten kommen müssen. Arbeitskräfte? Wir haben einen zunehmenden Arbeitskräftemangel", so der IWH-Präsident.
Das Handy ist unser ständiger Begleiter: im Durchschnitt 2,5 Stunden am Tag nutzen wir es. Hinterlässt dieser digitale Konsum Spuren in unserem Gehirn? Macht er uns dümmer? 07.01.2025 | 29:16 min
Wegweisend: Intels verlorener Kampf in Smartphones
Intel dominierte einst die Chipbranche, fiel dann aber zurück. Ein entscheidender Moment war der verlorene Kampf um den Platz in Smartphones. Intel hoffte, die Stärke im PC-Geschäft auf die Mobil-Geräte zu übertragen - doch bei den Computer-Handys setzten sich sparsamere Prozessoren durch.
Smartphone-Chips kommen somit nicht von Intel, sondern von Wettbewerbern wie Qualcomm oder TSMC. Und bei Chips für Künstliche Intelligenz führt mit großem Abstand Nvidia.