Interview
Quartalszahlen:Deutsche Bank mit höchstem Gewinn seit 2007
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Ein starkes Investmentbanking hat der Deutschen Bank den höchsten Quartalsgewinn seit Jahren beschert. Auch der radikale Konzernumbau unter Vorstandschef Sewing zahlt sich aus.
Die Deutsche Bank meldet eine deutliche Gewinnsteigerung.
Quelle: dpa
Die Deutsche Bank hat im zweiten Quartal so viel verdient wie seit 18 Jahren nicht mehr. Nach überraschend guten Geschäften sieht sich Deutschlands größtes Geldhaus auf gutem Weg zu deutlich mehr Gewinn im laufenden Jahr.
Vorstandschef Christian Sewing sagte in Frankfurt, die Deutsche Bank sei "auf Kurs, unsere Ziele für 2025 zu erreichen".
Wir freuen uns sehr, sowohl im zweiten Quartal als auch im ersten Halbjahr den höchsten Gewinn seit 2007 erzielt zu haben.
Christian Sewing, Vorstandchef der Deutschen Bank
Im zweiten Quartal entfiel auf die Aktionäre der Bank ein Gewinn von fast 1,5 Milliarden Euro und damit deutlich mehr als von Analysten erwartet. Ein Jahr zuvor hatte der Dax-Konzern einen Verlust von 143 Millionen Euro verbucht. Grund dafür war eine milliardenschwere Rückstellung im Streit um die frühere Postbank-Übernahme.
Vorsteuergewinn mehr als verdoppelt
Unter dem Strich verdiente die Deutsche Bank im ersten Halbjahr knapp 3,3 Milliarden Euro und damit fast dreimal so viel wie ein Jahr zuvor. Vor Steuern waren es 5,3 Milliarden Euro - mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor und etwa so viel wie im gesamten Jahr 2024.
So steigerte die Bank ihre Erträge - also die gesamten Einnahmen - trotz der gesunkenen Zinsen im ersten Halbjahr um sechs Prozent auf 16,3 Milliarden Euro und damit stärker als von Analysten erwartet. Für das Gesamtjahr hat sich Sewing 32 Milliarden Euro vorgenommen.
Tausende Stellen gestrichen
Unter Sewing ist die lange Zeit krisengeschüttelte Bank, die über Jahre kaum einen Skandal in der Finanzbranche ausließ, in den vergangenen Jahren wieder auf die Beine gekommen. Der Preis dafür: ein radikaler Konzernumbau.
Der Vorstandchef hatte im Januar ein neues Umbauprogramm mit dem Titel "Deutsche Bank 3.0" vorgestellt. Das Management sieht Potenzial, durch schlankere Hierarchien und mehr Einsatz von Künstlicher Intelligenz Kosten zu senken. Im März kündigte das Unternehmen an, dieses Jahr etwa 2.000 Stellen zu streichen und die Zahl der Filialen weiter zu reduzieren.
Starkes Investmentbanking
Zum jüngsten Gewinnanstieg trugen alle Geschäftsbereiche bei: Sowohl die Unternehmensbank als auch die Investmentbank, die Privatkundenbank und die Fondstochter DWS verdienten mehr als ein Jahr zuvor. Am meisten Vorsteuergewinn lieferte im ersten Halbjahr erneut das Investmentbanking ab, zu dem das Geschäft mit Beratung bei Fusionen und Übernahmen und der Handel mit Anleihen zählt.
Rechnet man Sonderposten wie die Rückstellungen im Postbank-Streit heraus, hielt die Deutsche Bank ihre Kosten nun im ersten Halbjahr mit 10,1 Milliarden Euro nahezu stabil. Dabei zehrten die gesamten Kosten konzernweit nur noch 62,3 Prozent der Erträge auf.
Damit sieht Sewing sein Ziel in Reichweite, diese viel beachtete Effizienzquote im laufenden Jahr auf weniger als 65 Prozent zu drücken. Zum Vergleich: In den Jahren 2023 und 2024 hatte die Deutsche Bank für jeden Euro Ertrag noch mehr als 75 Cent aufwenden müssen.
Mehr Geld für Aktionäre angepeilt
Nun will die Bank noch mehr Geld für den Rückkauf eigener Aktien ausgeben. Sie habe bei der Aufsichtsbehörde einen weiteren Aktienrückkauf für das laufende Jahr beantragt. Wenn er genehmigt wird, könnten die Dividenden und Aktienrückkäufe die bislang für 2025 erwartete Gesamtsumme von 2,1 Milliarden Euro übersteigen.
Die einst tief gefallene Aktie der Deutschen Bank stieg am Donnerstag deutlich auf den höchsten Stand seit zehn Jahren.
Quelle: dpa
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