Rheinmetall: Warum der Konzern auch Kriegsschiffe bauen will

Rüstungsindustrie:Warum Rheinmetall auch Schiffe bauen will

Valerie Haller
von Valerie Haller
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Deutschlands führender Rüstungskonzern wird immer größer. Mit der Übernahme der Militärsparte der Bremer Lürssen-Werft (NVL) hat Rheinmetall bald auch Marineschiffe im Angebot.

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Die Militärsparte der Bremer Lürssen-Gruppe macht Rheinmetall zum Rüstungsuniversalanbieter. Das kommt auch an der Börse gut an.

Quelle: dpa

Rheinmetall bietet künftig nicht nur Panzer, Waffen und Munition an, sondern wird in Zukunft auch zu Wasser unterwegs sein: mit Marineschiffen wie Fregatten und Korvetten. Durch die Übernahme der Naval Vessels Lürssen (NVL) stellt sich Rheinmetall deutlich breiter auf und baut seine Führungsposition in der Branche weiter aus, nicht nur in Deutschland, auch in Europa.

"Künftig werden wir zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum ein relevanter Akteur sein. Rheinmetall entwickelt sich damit zum domänenübergreifenden Systemhaus", sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger.

Vor einer Woche schon hatte Papperger den Schritt im Interview mit dem ZDF angekündigt: "Wir sind interessiert, unser Produktportfolio zu erweitern. Wir werden auf alle Fälle in den Marinebereich gehen", sagte er.

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Rheinmetall steigt mit dem geplanten Kauf der Marinesparte von Lürssen in den Schiffbau ein – ein strategischer Schritt, der den Konzern noch breiter aufstellen würde.

15.09.2025 | 2:00 min

Rheinmetall liebäugelt schon lange mit Einstieg in Marinegeschäft

Papperger drängt seit Langem darauf, auch ins Marinegeschäft einzusteigen. In allen anderen wichtigen Rüstungssegmenten hatte sich der Konzern schon positioniert. Mit NVL im Gepäck hat der Konzern auch bessere Chancen in multinationalen Beschaffungsprogrammen.

Je größer ein Konzern ist, umso besser ist die Verhandlungsbasis. "Man kann schon sagen, dass Rheinmetall mit der Übernahme einen Coup gelandet hat", meint Roland Klose, Geschäftsführer der Aktionärsvereinigung DSW. Die Bewertung sei offenbar recht attraktiv, so Klose weiter.

Rheinmetall sichert sich Zugang zu neuen Märkten

Wie Papperger heute bei einer Telefonkonferenz ausführte, erwartet er starke Synergieeffekte durch den Zukauf. Weil Rheinmetall weltweit politisch gut vernetzt sei, werde es gelingen, den Vertrieb der Kriegsschiffe und Ausrüstung weiter voranzubringen.

Er erwarte für die NVL-Fregatten und -Korvetten nicht nur Aufträge von europäischen Nato-Staaten, sondern auch von Regierungen wie Neuseeland, Singapur oder Indonesien, ebenso wie den USA. Werft-Kapazitäten für den Bau von Kriegsschiffen seien vielerorts knapp.

 Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG

"Wir wünschen uns alle Frieden", sagt der Rheinmetall-Chef auf die Frage, ob Frieden schlecht fürs Geschäft sei. Man müsse wehrtechnisches Material haben, um Frieden zu erhalten.

08.09.2025 | 13:25 min

Papperger hofft auch auf Synergieeffekte bei Entwicklung und Produktion. Weil Rheinmetall schon starkes Knowhow beim Bau von Kurzstreckenraketen, Drohnen oder Radarsystemen aufgebaut habe, könne man die Schiffe künftig fast komplett ausgestattet liefern.

Kaufpreis bleibt geheim

Die Übernahme soll kommendes Jahr erfolgen. Wie viel Rheinmetall bezahlen wird, darüber wurde Stillschweigen vereinbart. Angesichts der enormen Umsätze beider Firmen, dürfte der Preis aber bei über einer Milliarde Euro liegen. Die Kartellbehörden müssen der Übernahme noch zustimmen.

Schon lange wird in der Branche über eine Konsolidierung diskutiert. Auch die Politik unterstützt den Plan eines nationalen Champions.

Ein starker deutscher Anbieter von Rüstungsgütern jeglicher Art kann der Verteidigungsfähigkeit nur nützlich und hilfreich sein. Der Handlungsdruck ist hoch.

Roland Klose, Geschäftsführer der Aktionärsvereinigung DSW

Employees produce 155mm artillery ammunition at Rheinmetall's new artillery plant in Unterluess.

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29.08.2025 | 1:36 min

Vier Werften auf einmal

NVL baut mit seinen 2.100 Beschäftigten Küstenwachboote und Marineschiffe. Damit erwirtschaftet der Schiffbauer nach eigenen Angaben einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Neben dem Hauptsitz in Bremen gibt es Werften in Wilhelmshaven, Hamburg sowie Wolgast. Hinzu kommen Standorte in Bulgarien, Kroatien, Ägypten und Brunei.

NVL baut zwar keine großen Fregatten, hat aber besondere Expertise im Korvetten-Bereich. Diese Schiffsklasse dürfte für die Bundeswehr in den kommenden Jahren eine größere Rolle spielen, denn die Korvetten haben gegenüber anderen Schiffen Vorteile: Sie sind relativ klein, flexibel und vergleichsweise schnell einsetzbar.

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Hype an der Börse

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Valerie Haller ist stellvertretende Leiterin der ZDF-Sendung "WISO".

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