Bares wird rarer:Studie: Kartenzahlung wird immer beliebter
von Sina Mainitz
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Ob mit physischer Karte oder mobil mit dem Handy: Der Trend zur Kartenzahlung hält an. Auch das Geldabheben an der Kasse wird immer beliebter.
Der Trend zur Kartenzahlung hält weiter an (Symbolfoto).
Quelle: Imago
Karte durchziehen, Uhr oder Handy auflegen und hinaus aus dem Shop. 63,5 Prozent des Einzelhandelsumsatzes in Höhe von knapp 500 Milliarden Euro wurden vergangenes Jahr mit Karte bezahlt. Das ist ein Plus von rund 1,7 Prozentpunkten im Vergleich zum Jahr 2023. Das zeigt eine Händlerbefragung des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI. Auch der Trend zum mobilen Bezahlen hält weiter an.
Der Bargeldanteil ist auf unter 34 Prozent gesunken. Die restlichen Anteile entfallen vor allem auf Finanzierungs- und Rechnungskäufe sowie Gutscheine. Gemessen an der Zahl der Einkäufe bleibt Bargeld aber vorerst die beliebteste Zahlungsart, teilte Studienautor Horst Rüter mit. Geldscheine und Münzen kamen 2024 demnach noch bei mehr als der Hälfte der rund 20 Milliarden Transaktionen zum Einsatz.
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Zahlverhalten in Europa: Große Unterschiede
Dem ZDF sagte Rüter am Rande des EHI Payment-Kongresses in Köln, Deutschland sei bei der Nutzung von Bargeld im europäischen Vergleich "gleichauf mit den Österreichern". In Italien werde Kartenzahlung oft erst ab einem Einkaufswert von 50 Euro angeboten.
Skandinavien ist viel weiter als wir.
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Horst Rüter, Studienautor
"In Schweden ist Bargeldzahlung exotisch", so Rüter. "Es ist ein großes Land mit relativ geringer Bevölkerung." Daher sei die Bargeldversorgung dort schwierig, viele Banken hätten ihr Bargeldangebot deshalb reduziert.
Anteil der Kartenzahlung wächst stetig
Verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 wurden nur noch knapp die Hälfte aller Einzelhandelsumsätze bar bezahlt.
Während der Corona-Zeit war die Anzahl der Einkäufe in den Einzelhandelsgeschäften hierzulande auf knapp 17 Milliarden gesunken. 2024 lag der Wert wieder auf Vor-Pandemie-Niveau. Bei mehr als 44 Prozent der Einkäufe bezahlten die Kunden zuletzt mit Karte. In fünf Jahren habe sich der Anteil damit verdoppelt. Marktführer bei Kartenzahlungen bleibt die Girocard.
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Mobile Bezahlvorgänge werden beliebter
Beliebter wird das "smarte Bezahlen". Der Studie zufolge hat der Anteil mobiler Bezahlvorgänge via Smartphone oder Smartwatch zugenommen. Mehr als ein Achtel aller kartengestützten Bezahlvorgänge würden mittlerweile so abgewickelt, zum Beispiel mit Apple Pay oder Google Pay. Nun könnte man annehmen, dass vor allem jüngere Menschen gerne mit dem Smartphone oder der Smartwatch bezahlen - doch dem ist nicht so.
Rüter betonte, dass junge Menschen zwischen 16 und 21 Jahren je nach Situation bar oder mit Karte zahlten.
Sie wollen sich nichts vorschreiben lassen - und das zeigt sich auch beim Bezahlen. Ich selbst bin über 60 Jahre alt und zahle sehr gerne und viel mobil.
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Horst Rüter, Studienautor
Damit sei er keineswegs eine Ausnahme - auch bei vielen älteren Menschen gewinne das mobile Bezahlen zunehmend an Bedeutung.
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Wie sicher ist das mobile Bezahlen?
An der Supermarktkasse Kohl kaufen und "Kohle" abheben wird immer mehr Gang und Gäbe. Verbraucherinnen und Verbraucher nutzen offenbar auch immer häufiger die Möglichkeit, sich beim Einkaufen auch Bargeld auszahlen zu lassen. Das Gesamtvolumen der Auszahlungen stieg im Vorjahresvergleich um gut zehn Prozent auf rund 13,6 Milliarden Euro.
Für die EHI-Studie wurden Daten von rund 500 Unternehmen ausgewertet. Das entspricht etwa 100.000 Betrieben aus 35 Branchen mit einem Brutto-Umsatz im Jahr 2024 von knapp 315 Milliarden Euro.
Bleibt eine Frage: wie sicher ist das mobile Bezahlen? Horst Rüter gibt hier Entwarnung und sagt, dass es in Deutschland bislang hier noch keine ernsthaften, technischen Schwierigkeiten beim Bezahlen gegeben habe. Generell seien die Händler dafür verantwortlich, dem Kunden mobiles Bezahlen zu ermöglichen oder müssten einen Plan B (wie Bargeld) haben, falls die Technik versage.