Humanitäre Lage in Gaza:Warum niemand den Gaza-Krieg stoppt
Während sich die humanitäre Krise im Gazastreifen zuspitzt, startet Israel erneut eine Offensive. Warum Israel kaum Konsequenzen drohen, analysiert ZDFheute live.
Hunger und Krieg in Gaza
Seit Monaten verschärft sich die humanitäre Notlage im Gazastreifen. Im anhalten Konflikt mit Israel leidet die Zivilbevölkerung. Sie erhält kaum noch Nahrung, die medizinische Versorgung ist beinahe vollständig zusammengebrochen. Nach rund elf Wochen durften
gestern die ersten neun LKW mit Hilfsgütern die Grenze in den Küstenstreifen überqueren. Nach Angaben der Vereinten Nationen sollen 100 weitere folgen – noch immer zu wenig, um allen hungernden, unterversorgten Menschen vor Ort zu helfen.
Während die israelische Regierung unter Ministerpräsident Netanjahu Hilfslieferungen wieder zulässt, hat sie gleichzeitig
eine neue militärischen Großoffensive angeordnet. Ziel sei es weiterhin, die terroristische Hamas und ihre Infrastruktur zu zerstören. Seit Tagen fliegt die israelische Luftwaffe massive Angriffe auf den Gazastreifen. Auch Bodentruppen sind im Norden und Süden des Gebiets im Einsatz. Netanjahu kündigte bereits Anfang Mai an, dass israelische Soldaten künftig in allen eroberten Gebieten stationiert bleiben sollen.
Die internationale Kritik am Vorgehen Netanjahus wird lauter, doch echte Konsequenzen für Israel bleiben bislang aus.
Das menschliche Leid in Gaza sei unerträglich, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Großbritannien und Kanada. Sie drohen Israel mit "konkreten Maßnahmen". Wie diese aussehen könnten, bleibt jedoch offen.
Welches Ziel verfolgt Israels Regierung mit ihrer Strategie im Gazastreifen? Wie reagieren Nachbarstaaten und Verbündete auf die humanitäre Krise in Gaza? Darüber spricht Alica Jung bei ZDFheute live mit ZDF-Korrespondenten Thomas Reichart in Tel Aviv. Aus Bagdad ordnet ZDF-Korrespondentin Golineh Atai ein, wie die Länder des Nahen Ostens auf Israels Vorgehen reagieren. Wie die US-Regierung den Konflikt bewertet, erklärt ZDF-Korrespondentin Heike Slansky.
Neuer Verteilmechanismus für Hilfslieferungen
Seit Anfang März blockierte das israelische Militär jede Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen. Die Folgen für die humanitäre Lage sind katastrophal. Es fehlt an Lebensmitteln, Trinkwasser, Medikamenten und Dingen des täglichen Bedarfs. Die Blockade begründete Israel damit, dass die Hamas die Güter gewinnbringend verkaufe, um damit Kämpfer und Waffen zu finanzieren. Auf diese Weise wolle man der Hamas Zugeständnisse abverlangen.
Nach fast drei Monaten kündigte Israels Ministerpräsident Netanjahu dann überraschend das Ende der vollständigen Blockade an. Die Hilfsgüter sollen die Grundversorgung der Bevölkerung decken und so eine Hungersnot verhindern. Zudem soll ein neuer Verteilungsmechanismus, organisiert von der
Initiative „Gaza Humanitarian Foundation“ (GHF), dafür sorgen, dass die Lieferungen nicht in die Hände der Hamas gelangen.
Konkret sollen die Waren ab sofort nur noch über vier Logistikzentren an die palästinensische Bevölkerung verteilt werden, gesichert durch private Sicherheitskräfte und ohne Beteiligung der israelischen Armee. Kritik am neuen Plan zur Verteilung der Hilfsgüter kommt unter anderem von den Vereinigten Arabischen Emiraten, den Vereinten Nationen und dem Kinderhilfswerk Unicef.