Ohrenschmalz ist eigentlich nützlich. Viele Kinder werden jedoch dazu erzogen, ihre Ohren mit Wattestäbchen zu reinigen - ein Fehler, der schmerzhafte Folgen haben kann.
Langsam setzt sich die Einsicht durch, die HNO-Ärzte schon lange vertreten: Wattestäbchen sind kontraproduktiv. Der Durchmesser ist nur minimal kleiner als der des äußeren Gehörgangs, der im Schnitt sieben Millimeter misst. Das heißt, die Stäbchen können nur vor- und rückwärts, aber nicht in die Höhe bewegt werden. Die Gefahr, dass Ohrenschmalz eher tiefer ins Ohr gedrückt wird als herausgeholt wird, ist zu groß. So entsteht ein sogenannter Pfropfen, der zu Schmerzen, Problemen mit dem Gleichgewicht und Schwindel führen kann. Entfernen sollte diesen nur der HNO-Arzt.
Schädliche Reinigungsmöglichkeiten
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Als Alternativen zum Wattestäbchen werden beispielsweise Ohrenkerzen angeboten. Diese Kerzen aus gewachstem Papier sind aufgerollt und innen hohl. Funktionieren sollen sie wie folgt: Man steckt sich die Kerze ins Ohr und zündet sie an. (Eine zweite Person soll aus Sicherheitsgründen anwesend sein.) Durch die Wärme, die in den Äußeren Gehörgang strömt, soll sich das Ohrenschmalz verflüssigen und leicht entfernen lassen. HNO-Ärzte kennen diese Methode und lehnen sie aus zwei Gründen ab: Das offene Feuer ist per se eine Gefahrenquelle; außerdem wird das Ohrenschmalz lediglich erhitzt, aber es verflüssigt sich nicht und verschwindet nicht.
Eine weitere Alternative zum Wattestäbchen, die immer wieder beworben wird, sind Meerwasserlösungen – also Salzwasser, das ins Ohr gesprüht wird und das Ohrenschmalz auf diese Art verflüssigen und auflösen soll. Der Erfolg dieser Methode ist für Wissenschaftler ebenfalls fraglich, denn der Sprühdruck kann bei vorgeschädigtem Trommelfell Schäden verursachen.
Richtig gefährlich für die Haut im äußeren Gehörgang wird es mit sogenannten Ohrlöffeln. Das sind Edelstahlstäbchen mit einem kleinen Löffel vorne, mit denen man das Ohrenschmalz einfach aus dem Gehörgang kratzen soll. Damit besteht allerdings auch höchste Gefahr, die Haut im Gehörgang zu verletzen und Blutungen auszulösen. Kommt man mit dem sechs bis sieben Zentimeter langen Stab dem Trommelfell zu nahe, kann es verletzt werden – der Weg vom Eingang des Gehörgangs zum Trommelfell beträgt nur drei bis vier Zentimeter. Oft haben diese Ohrlöffel, die man über das Internet beziehen kann, nicht einmal das CE-Zeichen. Dieses besagt, dass dieses Instrument auf Sicherheitsaspekte überprüft ist und innerhalb der EU vertrieben werden darf.
Ohren schonend reinigen
Ohrenschmalz ist dazu da, den Gehörgang geschmeidig zu halten. Es soll Bakterien, die in den Gehörgang eindringen, abfangen und unschädlich machen und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung von Entzündungen und anderen schmerzhaften Erkrankungen des Gehörs. Im Äußeren Gehörgang hat kein Gegenstand etwas zu suchen, den nicht ein HNO-Arzt einführt.Die Gefahr, den Gehörgang oder gar das Trommelfell zu verletzen, ist zu groß.
Zum Reinigen des Ohres wickelt man ein Handtuch um den Finger und reinigt die Ohrmuschel und das Ohr nur so weit, wie man es mit diesem Finger erreichen kann und entfernt so mit dem Handtuch das anfallende Ohrenschmalz. Alles andere ist zu gefährlich und außerdem kontraproduktiv. Denn: Ohrenschmalz ist kein Schmutz.