Skisport und Klimawandel: Spektakuläre Ideen für die Zukunft
Skisport und Klimawandel:Spektakuläre Ideen für die Ski-Zukunft
von Lars Becker
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Der Klimawandel und die Interessen von jungen Menschen zwingen den Skisport zu gravierenden Veränderungen. Das sind die Pläne und die spektakulären Ideen der Verantwortlichen.
Schnee wird immer mehr zur Mangelware. Der Skisport muss sich verändern, Ideen dafür gibt es.
Quelle: Imago
Erst tagelang Dauerregen und dicke Schneeflocken gemischt, am Donnerstag Sturm bis 100 km/h bei der Nordischen Ski-WM von Trondheim - selbst in Norwegen ist der Winter nicht mehr das, was er einmal war. Der Klimawandel ist ein Grund, warum sich der Skisport künftig verändern wird.
Ein anderer sind die Forderungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), vor allem junge Leute für den Wintersport zu begeistern, Geschlechtergerechtigkeit herzustellen und Wettbewerbe mit noch mehr konkurrenzfähigen Nationen zu kreieren.
Super-Teamwettbewerb in den Startlöchern
Bei den Olympischen Winterspielen 2026 wird es deshalb im Skispringen erstmals den Super-Teamwettbewerb mit nur noch zwei Springern pro Nation statt das bisher übliche Mannschaftsspringen mit vier Athleten pro Team geben.
Bleibt die Nordische Kombination olympisch? DSV-Sportdirektor Horst Hüttel im Interview über die Zukunft der Disziplin und die Chancen auf eine Olympia-Premiere für Frauen.01.03.2025 | 2:32 min
"Es ist natürlich einfacher für eine kleine Nation, zwei Leute statt vier Leute zu finden, die schnell sind oder weit springen", sagt Sandra Spitz als Sport- und Eventdirektorin des Internationalen Skiverbandes FIS.
Drohendes Olympia-Aus für Nordische Kombination
Noch größer ist der Veränderungsdruck in der Nordischen Kombination, wo für die Winterspiele 2030 sogar der Rauswurf aus dem Olympia-Programm im Raum steht. In der kommenden Weltcup-Saison ist die Einführung von rasanten Sprint-Wettbewerben in der Nordischen Kombination nach dem Vorbild des Langlaufs geplant, auch ein Teamsprint wird getestet.
Das reicht Topathleten wie dem Deutschen Julian Schmid jedoch längst nicht:
Ich finde es schade, dass wir keine Mixed- oder Single-Mixed-Wettbewerbe mit einer Frau und einem Mann haben.
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Julian Schmid, Nordische Kombination
Die gehören zum Beispiel in der TV-affinen Sportart Biathlon längst zum WM-Programm. In der Nordischen Kombination ist bei Olympia 2030 erstmals ein Mixed-Wettbewerb geplant - freilich unter der Voraussetzung, dass die Kombiniererinnen dann ihre Premiere bei Winterspielen feiern dürfen.
Skispringen in Brasilien oder Dubai?
Es wird also weiblicher, schneller und manchmal auch verrückter. Im Skispringen hat FIS-Renndirektor Sandro Pertile vorgeschlagen, künftig Springen auf mobilen Schanzen in Dubai oder im Maracana-Stadion von Rio auszutragen.
Wir verkaufen keine Ski und keine Anzüge, sondern Emotionen - und das kann auch in Brasilien sein.
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Sandro Pertile, FIS-Renndirektor
Zudem könne man - Stichwort Klimawandel - die Saison-Länge auf acht Monate ausweiten. Schließlich ist Skispringen auch im Sommer längst durch Keramik-Anlaufspuren und Matten in der Landezone möglich. Gleiches gilt mit Skirollern für den Langlauf-Bereich.
Die Vierschanzentournee hat fast ohne Schnee stattgefunden. Das hat revolutionäre Ideen der FIS befeuert. Gibt's bald Springen in Brasilien oder Dubai? Die Athleten sind skeptisch.
Nachdem die Flieger 2023 schon in Polen Teil der European Games im Sommer waren, folgt in diesem Jahr der Schneelos-Test für alle Nordisch-Sportarten. "Wir werden im September Skispringen, Nordische Kombinationen und Rollerskilanglauf an einem Wochenende an den Sportstätten von Olympia 2026 im Val di Fiemme haben. Ein Test, ob das Format auch im Sommer funktioniert", verrät Spitz.
Rail - auf Schienen durch den Funpark
Ab kommenden Winter soll im Skispringen zudem die Harmonisierung der Weltcup-Kalender von Frauen und Männern starten. Kern-Bestandteil müsste dann auch die seit Jahren geforderte Vierschanzentournee der Frauen sein, die spätestens ab dem Winter 2026/2027 kommen soll. "Im Herbst soll der Langfrist-Weltcup-Kalender von 2026 bis 2030 abgesegnet werden. Bis dahin sollte alles klar sein", sagt Spitz.
Verschneite Gipfel, Pulverschnee und Après-Ski – ein Wintertraum. Doch die weiße Pracht ist längst Mangelware. Nicht nur Brettlfans fragen sich: Wie geht's weiter auf'm Berg?18.02.2024 | 30:10 min
Die Event-Chefin arbeitet für den gesamten FIS-Bereich daran, dass sich der Wintersport weiterentwickelt und auch für junge Leute trendy bleibt. Neueste Idee ist Rail. Eine Sportart auf Ski, die auf Metallschienen in Alpin-Funparks stattfindet.
"Das Rail könnte man vergleichen mit Skateboarding im Winter. Das ist sehr attraktiv auch für Städte. Es ist modern, jung, flippig", schwärmt Spitz und nennt den Skisport-Plan für die Zukunft: "Wir brauchen eine perfekte Mischung aus solchen neuen Ideen und unseren traditionellen Events."