Giulio Bregoli: Der Bessermacher aus Italien

Wie man Kinder großzieht, damit kennt sich Giulio Bregoli aus. Der neue Bundestrainer der deutschen Volleyball-Frauen hat selbst drei – zehn, acht und fünf Jahre alt. Von den Erfahrungen als Vater profitiert der Italiener aktuell auch bei der deutschen Nationalmannschaft.

Bregoli weiß genau, wie hingebungsvoll man zarte Geschöpfe umsorgen muss. "Dieser Spirit”, sagt er im Gespräch mit dem Fachblatt Volleyball-Magazin, "ist wie ein Baby: Die Spielerinnen müssen sich alle zusammen darum kümmern, denn dieser Geist ist immer noch jung und fragil.“

Bregoli meint den außergewöhnlichen Teamgeist, den er seinen Spielerinnen attestiert, und gemeinsam mit ihnen hegt und pflegt wie einen Sprössling. "Dieses Team kann gar nicht genug arbeiten. Ich bin mir sicher, dass man diese Spielerinnen morgens um sechs zum Training wecken könnte”, sagt er.

Keine Frage, der Mann, der aus Bologna stammt und mit seiner französischen Frau und seinen Kindern an der französischen Riviera lebt, ist nicht nur fachlich unbestritten, sondern auch motivational und als Typ ein echter Gewinn für Volleyball in Deutschland.

Erstmals seit 2004 – 2028 wären das 24 Jahre – waren die deutschen Frauen nun nicht mehr Olympia dabei. Nach der verpassten Qualifikation im Vorjahr herrschte Tristesse.

Doch Bregoli hat diese Stimmung aufgebrochen. "Das Ziel ist das gleiche, aber wir als Spielerinnen legen eine neue Zielstrebigkeit an den Tag”, sagt die neue Spielführerin Camilla Weitzel. Forciert durch die neuen Impulse von Bregoli.

"Natürlich haben wir den Traum, 2028 zu den Olympischen Spielen nach Los Angeles zu fahren”, sagt Bregoli. Doch dieser Traum sei noch kein reales Ziel, sondern müsse zunächst in den Köpfen der Spielerinnen reifen.

Die Nations League (VNL) und die Weltmeisterschaft in Thailand (22. August bis 7. September) seien "erste Schritte, um zu verstehen, wie weit wir von unserem Traum noch entfernt sind”.

Als derzeitiger Tabellensiebter hat das DVV-Team nun die herausfordernde Aufgabe, in der dritten VNL-Woche im US-amerikanischen Arlington (Alle Spiele live streamen im ZDF) gegen Kanada (9.7.), Thailand (10.7.), China (12.7.) und die Dominikanische Republik (13.7.) auch am Ende unter den besten Acht zu stehen und sich für die VNL-Endrunde in Lodz zu qualifizieren (23. bis 27. Juli). Bis auf Thailand allesamt Teams, die in der Weltrangliste vor Deutschland stehen.

Dazu will Bregoli seinem schnell lernenden Team eine neue Körperlichkeit verleihen: mehr Aggressivität im Aufschlag, athletischere Feldabwehr und mehr Konsequenz im Angriff.

Der Bessermacher aus Italien ist ehrgeizig und zielstrebig, überzieht aber nicht und hat stets das Wohl und die Gesundheit seiner Spielerinnen im Blick. Das hat wohl mit seinem pädagogischen Hintergrund zu tun. "Ich liebe es, zu unterrichten”, sagt er. "Ich stamme aus einer Familie von Lehrern in ganz unterschiedlichen Bereichen. Und ich liebe den Sport, also begann ich, beides zu verbinden.”

Bregolis Devise im Umgang mit seinen Spielerinnen lautet: "Eine gute Spielerin und ein guter Trainer zu sein, bedeutet nicht nur, gut im Volleyball zu sein, es ist auch eine Frage der Balance im Leben. Es geht um Menschen.”

Erstmals unter Bregoli dürfen nun auch die erfahrene Lena Stigrot und Scorerin Hanna Orthmann, die nach Kreuzbandriss bei der Heim-EM 2023 ihr lange ersehntes Comeback gibt, helfen, sich um das Baby zu kümmern.