Schwimm-WM in Singapur: Russen kehren auf Bühne zurück

Schwimm-Weltmeisterschaft:Russen kehren auf WM-Bühne zurück

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Bei der Schwimm-WM in Singapur kehren russische Athleten in großer Zahl auf die internationale Bühne zurück. Die Reaktionen dazu fallen unterschiedlich aus.

Die Russin Julija Jefimowa ist für die Schwimm-WM 2025 in Singapur zugelassen. Sie darf unter neutraler Flagge starten.
Die Russin Julija Jefimowa ist für die Schwimm-WM 2025 in Singapur zugelassen. Sie darf unter neutraler Flagge starten.
Quelle: imago

Knapp ein Jahr nach den Olympischen Spielen, die sie als Zuschauer erlebten, drängen die russischen Schwimmer zurück auf die große Bühne. Bei der WM in Singapur werden erstmals seit dem Beginn des Angriffskrieges in der Ukraine in großer Zahl Athletinnen und Athleten unter neutraler Flagge an den Start gehen - zwei Monate später sind sie beim Saisonhöhepunkt der Leichtathleten in Tokio weiter ausgeschlossen.
Die Rückkehr, die schon bei der weniger beachteten Kurzbahn-WM im vergangenen Dezember in Budapest begann, trifft im deutschen Team auf gemischte Reaktionen. So respektiert DSV-Leistungssport-Vorstand Christian Hansmann "die Entscheidung von World Aquatics" zwar, er äußert aber auch Kritik:

Ich finde es persönlich schlimm, dass man so Russland de facto einen Auftritt ermöglicht, während der Angriffskrieg unvermindert weitergeht.

Christian Hansmann, DSV-Leistungssport-Vorstand

Mit dieser Aussage gibt Hansmann vor dem WM-Start am Freitag auch die offizielle Linie des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) wieder. 
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Nach München und Berlin hat Rhein-Ruhr den Plan für die Olympiabewerbung vorgestellt. Ein Leichtathletik-Stadion müsste gebaut werden, geschwommen würde in der Arena auf Schalke.28.05.2025 | 1:20 min

113 russische Athleten in Singapur zugelassen

In Paris war lediglich der Schwimmer Jewgenij Somow an den Start gegangen, bei der WM fünf Monate zuvor niemand. Jetzt umfasst die Liste derjenigen, die von der "Integrity Unit" des Weltverbandes zugelassen wurden, 113 Sportlerinnen und Sportler. Darunter finden sich unter anderen die Olympia-Medaillengewinner Kliment Kolesnikow und Julija Jefimowa. "Nicht alle werden an der WM teilnehmen", hieß es auf Anfrage der Sport-Nachrichtenagentur SID.
Jewgenij Somow
Jewgenij Somow: Bei Olympia 2024 war er der einzige russische Athlet, der für die Wettbewerbe unter neutraler Flagge starten durfte.
Quelle: imago

Auch der Wasserspringer Nikita Schleicher, dreimaliger Europameister, gehört zu den prominenteren Rückkehrern. Der 27-Jährige startete bereits im März beim Internationalen Springertag in Rostock. Für die deutschen Wasserspringer ist es schon Alltag, sich wieder mit russischen Athleten zu messen. Schon im Weltcup trafen sie aufeinander.
Europameisterin Lena Hentschel hat dagegen keine Einwände: "Ich persönlich finde es vom sportlichen Aspekt her nicht schlecht, dass die Russen jetzt wieder dabei sind, dass wir in den Dialog gehen und Sport diese verbindende Wirkung hat", sagte die Berlinerin.

Wir sind keine Politiker, wir sind Sportler, am Ende zählt die Leistung, dann werden wir sehen, wer auf dem Podium steht.

Lena Hentschel, Europameisterin

Sie wisse, "was in der Welt abgeht" und "was im Angriffskrieg Russlands in der Ukraine gerade passiert". Aber: "Die Leute, die nichts mit dem Militär zu tun haben, die sich nicht offen für das Regime aussprechen, sind für uns Sportler wie jeder andere."

Auswahlkriterien russischer Starter undurchsichtig

Doch gerade die Auswahl, wer unter neutraler Flagge starten darf, wird von vielen als undurchsichtig kritisiert. Wie die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) empfohlenen Kriterien angewendet werden, ist schwer nachzuvollziehen. 
"Jeder weiß, wo sie herkommen, jeder weiß, wie sie unterstützt werden", sagte Wassersprung-Bundestrainer Christoph Bohm und zog daraus für sich den Schluss: "Deswegen kann ich sie als Russen starten lassen, das ist meine persönliche Meinung." 
Schwer nachvollziehbar ist für den Berliner, dass Starts beim Weltcup und der WM erlaubt, bei der EM aber weiter verboten sind. Der europäische Verband hat bislang eine Rückkehr abgelehnt - mit einer Ausnahme: "Sie dürfen bei der EM nicht teilnehmen, zwei Wochen später bei der Jugend dürfen sie teilnehmen - mit dem Argument, dass die Erwachsenen beim Militär sein könnten", sagte Bohm.

Russische Teams in Synchron-Wettbewerben

Weiter als andere Verbände geht World Aquatics auch, indem russische Teams zugelassen werden. Zwar nicht in der Mannschaftssportart Wasserball, aber etwa bei den Teamwettbewerben im Synchronschwimmen. Bundeshonorartrainerin Stephanie Marx ist zwiegespalten.
"Es freut mich für den einzelnen Athleten, der jahrelang trainiert hat. Einfach für den Menschen", sagte sie, "aber aus geopolitischer Sicht verstehe ich nicht, was sich geändert hat seit dem Zeitpunkt vor drei Jahren, als die Suspendierung beschlossen wurde."

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Quelle: Reuters

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Quelle: SID