Fördermittelkürzungen im Sport:Olympische Kernsportarten schlagen Alarm
Der deutsche Schwimm- und der deutsche Leichtathletikverband müssen künftig mit weniger Geld auskommen. Dafür hagelte es nun Kritik
Auch für Spitzenschwimmer Lukas Märtens werden die finanziellen Einschnitte Folgen haben.
Quelle: Michael Kappeler/dpaDer Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) muss angesichts der angekündigten Fördermittelkürzungen durch den Bund seine Medaillenziele für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles anpassen. Die Auswirkungen auf Medaillenpotenziale im Erwachsenen- und Nachwuchsbereich seien "gravierend", teilte der DLV in einem Statement der Deutschen Presse-Agentur mit.
Der Verband gehört zu den Verbänden, die im kommenden Jahr deutlich weniger Geld vom Bundesministerium des Innern (BMI) erhalten sollen, als es noch zuletzt der Fall war. 2022 bis 2024 lag die Förderung noch im Durchschnitt bei jährlich mehr als 10,6 Millionen Euro - 2025 soll es circa eine Million Euro weniger sein.
Potenzialanalysesystem "gescheitert"
Der DLV übt nun deutliche Kritik: "Mit der Mittelkürzung in Millionenhöhe hat der DLV nun auch die Bestätigung in der Mittelvergabe, dass das Potenzialanalysesystem (PotAS) als Verfahren einer potenzial- und erfolgsorientierten Verbandsförderung gescheitert ist", befand der Verband und fügte hinzu:
Schablonendenken, überbordende Bürokratie und fehlende sportartspezifische Kompetenz lähmen die Spitzensportverbände - besonders in trainingssensiblen Phasen und in der unmittelbaren Vorbereitung der Wettkampfhöhepunkte - und führen zu folgenschweren Fehleinschätzungen.
Deutscher Leichtathletik-Verband
So wird laut DLV der Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye sowie der 4x100-Meter-Frauenstaffel, die bei den Sommerspielen in Paris die Bronzemedaille holte, nur wenig Potenzial bescheinigt. "Stand jetzt kann man in diesem Bereich unter den aktuellen finanziellen Rahmen-Bedingungen kaum noch bundesfinanzierte Lehrgänge im Jahr 2025 durchführen."
Auch Schwimmverband übt Kritik
Trotz des Olympiasieges ihres neuen Stars Lukas Märtens müssen auch die deutschen Schwimmer künftig mit weniger Fördergeldern auskommen. "Für das Freiwasser- und das Synchronschwimmen gibt es ein kleines Plus, ansonsten überall ein Minus", sagte Sportdirektor Christian Hansmann vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV).
Besonders überraschend kamen für den Verband aber die Mittelkürzungen durch das Bundesinnenministerium im Beckenschwimmen, wo Märtens in Paris mit Gold über 400 m Freistil im ersten Finale der Olympischen Spiele dem deutschen Team die erste Medaille beschert hatte.
Hansmann: "Herber Schlag ins Kontor"
"Beim Schwimmen ist der Einschnitt schwer erklärbar", sagte Hansmann: "Denn dort haben wir zuletzt bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen auch auf den Kurz- und Mittelstrecken den Anschluss an die Weltspitze wiederhergestellt, ein Projekt dafür erfolgreich auf den Weg gebracht."
Mehr Medaillen sind das Ziel:Gesetz zur Sportförderung: Um was geht es?
Die finanziellen Einschnitte haben Folgen für Märtens und Co., betont Hansmann, "sodass nicht alle der geplanten Maßnahmen durchführbar sein werden. Das ist in dieser Phase des Aufschwungs ein besonders herber Schlag ins Kontor, der die vereinbarten Medaillenziele für LA 2028 in weite Ferne rücken lässt."
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