Taifun und Trainingsrückstand :Zeidler trotz Problemen auf WM-Gold-Kurs
Ruder-Olympiasieger Oliver Zeidler kämpft in diesen Tagen bei der WM in Shanghai um seinen nächsten Titel. So stehen die Chancen trotz diverser Hindernisse.
Oliver Zeidler hat sich bei der Ruder-WM in Shanghai einiges vorgenommen. Der Olympiasieger peilt die Goldmedaille im Einzel an.
Quelle: imagoOliver Zeidler ließ sich in Shanghai auch von den Ausläufern des Supertaifuns "Ragasa" nicht stoppen. Trotz ungünstigen Winds auf seiner Bahn entschied er sein Einer-Viertelfinale bei der Ruder-WM souverän für sich - genau wie zuvor schon den Vorlauf trotz eines in letzter Minute behobenen Bootsschadens.
"Es gab leichten Gegenwind von der Seite. Damit hatte Oliver leichte Bahn-Nachteile, die er durch seine Klasse aber kompensieren konnte. Ich hoffe, die Fairness-Kommission beobachtet den Wind beim nächsten Mal etwas früher", schimpfte Vater und Trainer Heino Zeidler.
Zeidler und seine härtesten Konkurrenten
Das nächste Mal ist sein Olympiasieger-Sohn bei dieser WM im Halbfinale am Freitag gefordert. Bis dahin werden sich die zarten Ausläufer des schlimmen Tropensturms, der in Taiwan viele Tote gefordert hat, hoffentlich verzogen haben. Fest steht nach den beiden bisherigen Auftritten von Oliver Zeidler in China schon jetzt, das mit Deutschlands Sportler des Jahres 2024 auch bei dieser WM im Kampf um Gold am Sonntag zu rechnen sein dürfte.
Seine härtesten Konkurrenten werden dabei der in den Viertelfinals zeitschnellste Tokio-Olympiasieger Stefanos Ntouskos (Griechenland), der Olympia-Zweite Yauheni Zalaty (Unabhängige Neutrale Athleten) und der Olympia-Dritte Simon van Dorp (Niederlande) sein.
Vom 21. bis 28. September 2025 finden im chinesischen Shanghai die Ruder-Weltmeisterschaften statt. Live aus dem Shanghai Water Sports Centre, einem der modernsten Wassersportzentren Asiens.
25.09.2025 | 100:33 minDass Zeidler mit diesen Giganten des Rudersports überhaupt mithalten kann, ist bei seiner WM-Vorbereitung ein kleines Wunder. Weil sich mit seiner Leidenschaft Rudern weder das große Geld verdienen lässt, lag in dem Jahr seit dem spektakulären Olympiasieg von Paris die Konzentration auf seinem Masterstudium in Business Administration in Lausanne. 60 bis 80 Wochenstunden waren dort in den letzten Monaten usus, weil bei den Vorlesungen Anwesenheitspflicht herrscht. Trainieren konnte Zeidler deshalb meist nur von 6:30 bis 8 Uhr morgens vor dem Start seiner studentischen Pflichten.
Training nur am Wochenende mit Vater Heino
Das Studium brachte ihn im Juni auch nach Singapur - wo ähnliche klimatische Verhältnisse mit Temperaturen über 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit wie jetzt in Shanghai herrschen. "Vielleicht hilft mir das ja jetzt bei der WM, den Trainingsrückstand etwas zu kompensieren." Nur am Wochenende konnte Zeidler in den vergangenen Monaten im heimischen München beim Training mit Vater Heino voll durchziehen.
Bei "90 bis 95 Prozent" seiner Leistungsfähigkeit sieht sich der ehemalige Schwimmer derzeit. Eigentlich nicht genug, um im Kampf um Gold einzugreifen, wie Oliver Zeidler selbst zugibt. Aber der blonde 2,03-Meter-Recke ist wegen seiner physischen Fähigkeiten in Verbindung mit enormer Willensstärke zu Außergewöhnlichem fähig - nicht umsonst hat er sich in den vergangenen drei Jahren mit zwei WM-Titeln und dem Olympiasieg zum König seiner Sportart gekrönt. Und wurde 2024 zu Deutschlands Sportler des Jahres gewählt.
Kritik an Sportförderung in Deutschland
"Das ist eine große Auszeichnung - auch, weil ich erst der zweite Ruderer überhaupt bin, der diesen Titel erhalten hat. Für mich ist das eine besondere Wertschätzung der Leistung, die man im Laufe des Jahres erbracht hat. Und es zeigt, dass das, was wir im Rudersport leisten, auch über die Szene hinaus wahrgenommen wird. Das macht diesen Titel umso bedeutender", sagt Zeidler im Gespräch mit "Fitnessmanagement". Der Olympiasieger nutzt seine Popularität immer wieder, um auf den "Verbesserungsbedarf bei der Sportförderung in Deutschland" hinzuweisen.
Bei der Ruder-EM im ungarischen Szeged konnte der Einer-Spezialist Oliver Zeidler sein drittes EM-Gold feiern und zeigt so auch, dass bei den olympischen Sommerspielen in Paris mit ihm zu rechnen ist.
29.04.2024 | 0:58 minSeine spektakulären Triumphe hat er nämlich nicht in erster Linie dem von früheren Erfolgen weit entfernten Deutschen Ruderverband zu verdanken, sondern dem selbstorganisierten Privatteam mit Vater Heino an der Spitze. Und falls es am Sonntag nicht mit dem vierten WM-Gold seiner Karriere klappt? "Halb so wild", sagt Zeidler. "Dann konzentriere ich mich auf 2026 - mein großes Ziel ist ohnehin Olympia 2028 in Los Angeles."
Oliver Zeidler - Olympiasieger und je dreimal Welt- und Europameister im Einer - kommt aus einer wahren Ruder-Dynastie. Es gibt zwei weitere Olympiasieger in der Familie: Großvater Hans-Johann Färber triumphierte 1972 in München im Vierer mit Steuermann. Seine Tante Judith Zeidler gewann 1988 Gold mit dem DDR-Achter. Sein Onkel Matthias Ungemach wurde zweimal Weltmeister: 1990 im Achter und 1991 im Vierer mit Steuermann. Trainiert wird Oliver Zeidler von seinem Vater Heino Zeidler, der 1994 WM Vierter im Zweier mit Steuermann wurde. Seine jüngere Schwester Marie-Sophie Zeidler war natürlich auch Ruderin und gewann bei den Juniorinnen WM- und EM-Medaillen.
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