Radprofi über Depressionen:Jan Ullrich: "Hilfe zulassen, möglichst früh"
Vom Gipfel in die Hölle: Jan Ullrich erzählt in einer Terra Xplore-Doku von seinen Depressionen und wie er es geschafft hat, die dunklen Gedanken abzulegen.
Leistung trotz innerer Leere: Hochfunktionale Depression – was steckt dahinter? Mit dem ehemaligen Radsportler Jan Ullrich ist Leon Windscheid den vielen Gesichtern der Depression auf der Spur.
06.10.2025 | 43:32 minJan Ullrich wartet auf der Jan-Ullrich-Straße in seinem Wohnort Merdingen auf seinen Gast, den Psychologen Leon Windscheid. Sie verabreden sich an diesem markanten Ort zu einer Radtour in die idyllische Landschaft des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald. Psychologe Leon Windscheid interessiert, wie Jan Ullrich, der erfolgreichste deutsche Radprofi, in eine Depression verfiel.
Vom Gipfel in die Hölle
An Ullrichs Beispiel versucht Windscheid aufzuzeigen, dass manche Lebensgleichung nicht so einfach aufgeht. Etwa die: Mensch - erfolgreich - funktionierend - tolle Familie - viel Freude - dazu finanziell auch noch unabhängig - ergibt ein glückliches Wesen. Das kann so sein, muss aber nicht. In der Sendung "Terra Xplore: Jan Ullrich - Hochleistung trotz Depression?" wird deutlich, dass viele Menschen hinter der Fassade des Lächelns eine zweite Ebene besitzen. Jan Ullrich sagt dazu:
Du stehst in einem dunklen, leeren Raum und weißt gar nicht, was kommt.
In der Doku mit sehr intimen Einblicken stehen Jan Ullrichs Depression, ihre Entstehung und Überwindung, im Mittelpunkt. Er erzählt, wie er vom höchsten Gipfel in die private Hölle abglitt, weil er dachte, er könne sich selbst therapieren. Weil er als Sportler zu kämpfen gelernt hatte. Doch diesen Kampf konnte er nicht gewinnen.
Was bringt die Psyche aus dem Gleichgewicht? Wie entstehen Depressionen und was kann man dagegen tun? Experten aus Medizin, Psychologie und Neurowissenschaften eröffnen neue Wege zur Behandlung.
06.10.2025 | 28:43 minPlötzlich ist das ein "Riesenproblem"
Der Tour-Sieg im Sommer 1997 "das war eine Riesenemotion", dieser Triumph "hat mein Leben komplett verändert". Ullrich war aus dem Nichts zu einem gefeierten jungen Mann aufgestiegen. Zu einem Radsport-Helden. Die Depression kam, weil Ullrich ein "Riesenproblem nicht verarbeitet" hatte, wie er sagt.
Dieses Riesenproblem war seine plötzliche Suspendierung einen Tag vor Beginn der Tour 2006. Ullrichs damals vermutete und später bewiesene Verstrickung in den Fuentes-Dopingskandal war der Anlass.
Alkohol und Drogen sollten beim Verdrängen helfen
In der Zeit des Abtauchens "bin ich über Jahre in so eine Depression hineingeschlittert", erzählt Ullrich. Die Folge war: "Ich habe viele Jahre gar nichts gemacht", kein Radsport, es ging nicht, der Gedanke ans Radfahren ließ die dunkle Zeit der Ablehnung wieder aufkommen.
Der Verein "Blau-Weiss statt Braun" setzt sich für Toleranz und Gewaltfreiheit unter Fußball-Fans ein. Dazu gehört auch die Veranstaltung zum Thema Depression im Fußball.
10.10.2024 | 1:42 minWas also tun? Alkohol und Drogen, das Vergessenwollen des Dunklen, Schwarzen, der quälenden Gedanken, verschlimmerten die Situation bei Ullrich. Erst als er selbst erkannte und spürte, dass er sehr wohl Hilfe benötigt und auch annehmen wollte, dass er sich aus freien Stücken in Therapie begeben wollte, die er in einer Klinik absolvierte, kam er aus dem Teufelskreis der Depression heraus.
Was hilft, sind eine Verhaltenstherapie und Antidepressiva
In der Doku sagt der Psychologe Prof. Ulrich Hergel, der Vorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention: "Die wichtigsten Hilfsverfahren sind eine kognitive Verhaltenstherapie und die Einnahme von Antidepressiva." Sie hülfen sehr effektiv, nichts daran sei negativ, auch wenn sie fatalerweise einen schlechten Ruf besäßen.
Viele an einer Depression Leidende erleben diese schwarze Phase wie Jan Ullrich, der sagt: "Du willst einfach nur die Gardine zuziehen." Und dann, "auf einmal kommen auch diese dunklen Gedanken". Doch nun, nach seiner Therapie, nach viel Zeit, die er sich für seine Genesung genommen hat, sagt Ullrich: "Heute macht mir das Leben einfach Spaß. Es gibt einen Weg raus." Das Wichtigste sei: "Hilfe zulassen, möglichst früh".
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