HSV gegen Fortuna Düsseldorf: Das Duell der Enttäuschten

Selten ging es in der 2. Bundesliga spannender zu wie in der aktuellen Saison. Von Platz 1 (HSV) bis Platz 10 (1. FC Nürnberg) machen sich bei nur sieben Punkten Abstand noch alle Klubs Hoffnung auf den Aufstieg.

In der dichten Abfolge von Spitzenspielen kommt der Partie des HSV gegen Fortuna Düsseldorf eine besondere Bedeutung zu. Es ist das Duell der knapp Gescheiterten der vergangenen vier Spielzeiten.

In den Abschluss-Tabellen seit Fortunas Abstieg 2020 lagen beide Klubs jeweils direkt hintereinander zwischen Platz drei und fünf, zuletzt scheiterte Düsseldorf einmal und der HSV zweimal erst in der Relegation zur ersten Liga.

Aktuell scheinen die Rollen klarer verteilt, der HSV steht als Tabellenführer sechs Plätze vor den Düsseldorfern. Zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison hatte der HSV allerdings ebenfalls vier Punkte Vorsprung - und landete am Ende noch hinter den Fortunen.

Düsseldorf, das Team von Trainer Daniel Thioune, erhielt am letzten Wochenende durch die 1:2-Hiemniederlage gegen Greuther Fürth einen empfindlichen Rückschlag. "Vielleicht ist es jetzt wieder ein Punkt, an dem wir zeigen müssen, dass wir jetzt auch wieder da sein müssten."

Einen Dämpfer musste auch der HSV verdauen, der in Paderborn nach zwölf Spielen das erste Mal wieder verlor. Pünktlich zum meteorologischen Frühlingsanfang, könnte man sagen. In den letzten Jahren hat der HSV regelmäßig im Frühjahr den Aufstieg verspielt.

Solche Gedanken versucht HSV-Trainer Merlin Polzin gar nicht erst aufkommen zu lassen. "Ich freue mich jetzt schon, dass das Flutlicht wieder angeht, weil wir bei Heimspielen generell und in Flutlichtspielen nochmal ein Stück mehr unsere Leistung abgerufen haben."

Polzin freut sich auch auf die Begegnung mit seinem ehemaligen Lehrmeister Thioune, der ihn einst als Scout zum VfL Osnabrück holte, ihn später zum Co-Trainer machte und 2020 mit zum HSV nahm. Nach Thiounes Abschied ein Jahr später blieb Polzin in Hamburg und wurde im vergangenen Dezember nach einer Interimszeit offiziell zum HSV-Cheftrainer befördert.

"Es ist ein sehr besonderes Spiel für mich und für Daniel, weil uns einfach sehr viel verbindet und wir sehr viel Zeit miteinander verbracht haben", sagt der Hamburger Coach. Das sei aber nur ein Thema neben dem Platz. "Jede Mannschaft kann der anderen wehtun", sagte Polzin über das enge Aufstiegsrennen. "Es macht unheimlich viel Bock."

Wehtun will der HSV seinem Gegner vor allem mit seiner starken Offensive. Dort hat sich Mittelstürmer Davie Selke nach wechselhafter Bundesliga-Karriere inzwischen zu einem verlässlichen Torjäger entwickelt, der gemeinsam mit dem Magdeburger Martijn Kaars die Torschützenliste der 2. Liga anführt. Noch bedrohlicher könnte der HSV-Sturm am Samstag durch das mögliche Comeback von Robert Glatzel werden.

Der Zweitliga-Torschützenkönig der vergangenen Saison ist fast fünf Monate nach seinem Sehnenabrisses im Hüftbereich wieder fit. "Er hat in dieser Woche voll mittrainiert, er ist definitiv ein Kandidat für den Kader und die Startelf", sagt Polzin. 

Fortuna Düsseldorf kann zwar wieder auf Mittelstürmer Dawid Kownacki zurückreifen, der gegen Fürth eine Gelb-Sperre absaß. Thioune stellt sein Team dennoch vor allem auf vermehrte Defensivarbeit ein. "Der Gedanke in Hamburg gut zu verteidigen, muss sicherlich absolute Priorität haben", sagt er. "Unsere Ballphasen müssen wir dennoch deutlich verbessern."

Der Hamburger Heimstärke im ausverkauften Volksparkstadion kann Thiounes Mannschaft ihren Status als zweitbeste Auswärtsmannschaft entgegensetzen. Auf Gegners Platz hat sie zuletzt vor über vier Monaten verloren.