Vor U21-EM-Finale: Warum Rudi Völler explizit die Abwehr lobt
Vor dem U21-EM-Finale:Warum Rudi Völler explizit die Abwehr lobt
von Claudio Palmieri
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Vor dem EM-Finale gegen England am Samstag würdigt DFB-Sportchef Rudi Völler nicht die Offensive der deutschen U21, sondern die Abwehr. Warum das keine Überraschung (mehr) ist.
Abwehrrecken: Bright Arrey-Mbi, Noah Atubolu und Eric Martel (von links)
Quelle: imago
Mit umfassenden Statements zu den EM-Leistungen der deutschen U21 hatte sich Rudi Völler bislang eher zurückgehalten. Nach dem souveränen 3:0 im Halbfinale gegen Frankreich und dem damit verbundenen Einzug ins Finale gegen England am Samstag (21 Uhr) holte der DFB-Sportchef aber zu einer Lobeshymne aus, die einerseits überraschte - andererseits aber auch nicht.
Was die U21 so treibt, das interessiert natürlich auch den DFB-Sportdirektor. Mit guter Laune ist Rudi Völler nach dem Halbfinale beim Interview mit Andreas Kürten.26.06.2025 | 1:16 min
Denn: Nicht die mit 15 Toren klar beste Offensive des Turniers um Top-Torjäger Nick Woltemade (sechs Treffer) oder Nelson Weiper (drei Tore) zog die Aufmerksamkeit der deutschen Stürmer-Ikone auf sich. Viel mehr lag dem 65-Jährigen daran, die "unglaubliche kämpferische Abwehrleistung, vor allem in der ersten Halbzeit", hervorzuheben.
Völler singt ein Hoch auf die Verteidigung
Die Mannschaft habe "unglaublich gut gebissen" und "vor allem auch unglaublich gut verteidigt", holte Völler aus. Innen- und Außenverteidigung lobte er dabei gleichermaßen: "Es ist immer schade, einen da rauszunehmen." Normalerweise seien es die Stürmer, die gelobt werden, so Völler.
Aber heute muss man sagen: hinten, auch der Torwart - überragend.
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Rudi Völler
Völlers Lobrede auf die deutsche Viererkette endete mit einer bemerkenswerten Ansage. Auf die ZDF-Nachfrage, was man aus diesem Turnier bisher für die A-Nationalmannschaft mitnehmen könne, antwortete er: "Dass wir gut verteidigen, besser verteidigen. Das haben wir in der Nations League nicht ganz so gut gemacht." Da habe die DFB-Elf nicht so gut verteidigt. "Die U21 hat das wirklich wunderbar gemacht heute."
Warme Worte nach personellem Rückschlag
Die warmen Worte des DFB-Sportchefs dürften der Hintermannschaft von Cheftrainer Antonio Di Salvo besonders gut tun. Sie hatte im Halbfinale gegen Frankreich einen frühen personellen Rückschlag verkraften müssen. Abwehrchef Max Rosenfelder musste in der 11. Minute beim Stand von 1:0 verletzt raus. Er wird das Endspiel verpassen.
Die deutsche U21 hat sich im EM-Halbfinale gegen Frankreich mit 3:0 durchgesetzt. Im Endspiel trifft das Team von Antonio di Salvo auf England.26.06.2025 | 1:50 min
Ersatzverteidiger Tim Oermann blieb nicht einmal die Zeit, um sich aufzuwärmen - fügte sich aber nahtlos ein. Nebenmann Bright Arrey-Mbi knüpfte an seine Vorstellung beim 3:2 im Viertelfinale gegen Italien an, nach der die technischen Beobachter der UEFA den Ex-Bayern-Junior zum "Player of the Match" gekürt hatten.
Die Außenverteidigung um Nathaniel Brown und Nnamdi Collins von Eintracht Frankfurt hielt den Tempovorstößen der französischen Außenangreifer Mathys Tel und Wilson Odobert stand.
Atubolu hält den Kasten sauber
Sicher: Völlig unüberwindbar wirkte Deutschlands Abwehr nicht. Davon zeugen auch sieben teils hochklassige Paraden, die DFB-Keeper Noah Atubolu auspacken musste. "Wir müssen uns bei Atu bedanken, der hat einiges rausgeholt. Wir hatten sicherlich auch ein bisschen Spielglück", räumte Oermann ein.
Frankreichs "Suche nach der Schwachstelle in der Verteidigung" (Coach Gérard Baticle) verlief jedoch ins Leere. Unter dem Strich macht der DFB-Abwehrverbund einen viel stabileren Eindruck als noch in der Gruppenphase. Beim 3:0-Auftakt gegen Slowenien hatte sich vor allem die Zentrale mehrere Aussetzer geleistet, die der Gegner ungenutzt ließ. Beim 4:2 gegen Tschechien schlichen sich beim Stand von 4:0 ebenfalls Nachlässigkeiten ein.
ZDF-Reporter Andreas Kürten über den 3:0-Halbfinalsieg der deutschen U21 gegen Frankreich und einen Ausblick aufs Finale gegen England.26.06.2025 | 3:05 min
Nagelsmann als Zuschauer beim Finale
In der K.o.-Phase gab es dagegen nur einen Gegentreffer aus dem Spiel heraus. Den erzielte Italiens pfeilschneller Linksaußen Luca Koleosho, der Deutschlands rechte Abwehrseite mit einem Arjen-Robben-Gedächtnisangriff aushebelte.
Auf die Positionierung in den Eins-gegen-eins-Duellen dürfte es im Finale in Bratislava stark ankommen. Nicht zuletzt, nachdem sich Liverpool-Youngster Harvey Elliott bei Englands 2:1-Erfolg im Halbfinale gegen die Niederlande mit einem Doppelpack warmschoss.
Stimmt das Abwehrverhalten gegen die Offensiv-Individualisten der Young Lions, wird das sicherlich auch Julian Nagelsmann freuen. Der Bundestrainer wird laut Völler beim Endspiel erstmals persönlich vor Ort sein.
Quelle: Reuters
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