Erstliga-Rückkehr nach 7 Jahren: Wie der HSV den Aufstieg feierte

Erstliga-Rückkehr nach 7 Jahren:Wie der HSV den Aufstieg feierte

von Ralf Lorenzen
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Nach sieben Jahren ist der HSV zurück in der Bundesliga – Absteiger Ulm hatte der Wucht des Volksparkstadions wenig entgegenzusetzen. Die Party begann längst vor dem Anpfiff.

Hamburgs Torwart Daniel Heuer jubelt mit Fans zum Aufstieg.
HSV-Torwart Daniel Heuer feiert mit Fans den Bundesliga-Aufstieg.
Quelle: Witters

"Heute ist unser Tag", begrüßt der Stadionsprecher um 19:48 Uhr die HSV-Mannschaft im Volksparkstadion. Die schon seit einer Stunde prall gefüllte Nordtribüne explodiert das erste Mal an diesem denkwürdigen Abend.
Schon den ganzen Tag über hat sich in der Region eine Erwartungshaltung aufgebaut, von der bis auf die mitgereisten Ulmer Fans niemand im Entferntesten zu glauben scheint, dass sie enttäuscht werden könnte.

Ticketnachfrage wie noch nie

"Wir hatten hier schon Stadtderbys, wir hatten schon Relegations-Rückspiele wie gegen Stuttgart oder Hertha BSC Berlin", sagte HSV-Finanzvorstand Eric Huwer vor dem mit 57.000 Zuschauern seit langem ausverkauften Heimspiel.

Aber das hier toppt alles, was bisher da war.

Eric Huwer, HSV-Finanzvorstand

Die Ticketnachfrage "war noch nie so hoch wie jetzt", so Huwer.
Seit dem Mittag sind die Fans in die Kneipen geströmt, um die TV-Konferenz der Nachmittagsspiele zu sehen - in der Hoffnung, da schon den Aufstieg feiern zu können. Vergeblich, Elversberg und Paderborn haben ihre Spiele gewonnen - der HSV braucht am Abend gegen Ulm einen Sieg, um schon an diesem Spieletag alles klarzumachen.

Nach 6:1 gegen SSV Ulm
:HSV ist zurück in der Bundesliga

Die Fußball-Bundesliga hat den HSV wieder. Sieben Jahre nach dem Abstieg haben die Hamburger ihr Trauma überwunden und sind zurück in der obersten Spielklasse.
von Jens Bednarek
Hamburgs Spieler jubeln nach dem Tor zum 4:1 gegen Ulm am 10.05.2025.
mit Video

Gänsehaut pur

Klappt es im siebten Anlauf endlich, oder machte der HSV wie in den vergangenen sechs Jahren wieder auf dem letzten Drücker schlapp? So nah wie heute waren sie noch nie dran, die Scharte der Zweitklassigkeit auszuwetzen.  
Der Volkspark ist auch in der zweiten Liga bekannt für stimmungsvolle Stadionshows, aber heute scheint jeder der fast durchgängig in Blau gekleideten Fans wild entschlossen, noch eine Schippe aufzulegen. Die Stadionhymne "Mein Hamburg lieb' ich sehr" hat wohl noch nie so viel Gänsehaut erzeugt.  
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Diesmal scheint sich der Hamburger SV nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Dank des 4:0-Sieges beim SV Darmstadt fehlt nicht mehr viel zum Aufstieg.04.05.2025 | 9:19 min

Frühes Gegentor als Wachmacher

Nach dem Anpfiff lähmt die Stimmung die Hamburger Spieler zunächst. Mit ungenauen Pässen laden sie die Ulmer, die unbedingt einen Sieg brauchen, um sich eine Minimalchance auf den Klassenerhalt zu sichern, in den Strafraum ein. Tom Gaal nutzt das in der 4. Minute zur Führung für den Gast.  
Bei den Rothosen wirkt der Rückstand als Wachmacher, langsam übernehmen sie die Kontrolle. Jeder Ansatz einer Torchance wird frenetisch unterstützt, der Ausgleich durch Ludovit Reis in der 10. Minute fast ins Tor gebrüllt.
Ein von Torwart Daniel Heuer Fernandez parierter Elfmeter in der 36. Minute wirkt als zusätzlicher Mutmacher, die Treffer von Ransford Königsdörffer und Davie Selke sorgen anschließend für weitere Dezibel-Rekorde. Nach dem Eigentor von Philipp Strompf zum 4:1 traut sich das Stadion das erste Mal "Nie mehr zweite Liga anzustimmen".
Auch HSV-Vorstandschef Stefan Kuntz kriegt auf der Tribüne das Lachen nicht mehr aus dem Gesicht.
Hamburgs Fans stürmen nach dem Spiel den Rasen und feiern den Aufstieg in die 1. Bundesliga.
Hamburgs Fans stürmen nach dem Spiel den Rasen und feiern den Aufstieg in die 1. Bundesliga.
Quelle: dpa

Platzsturm und Spielerbad in der Menge

Der Widerstand der Ulmer, deren Abstieg nun besiegelt ist, ist endgültig gebrochen. Der Wucht des Stadions und der individuellen Qualität des HSV können sie nichts mehr entgegensetzen und müssen noch zwei Treffer durch Königsdörffer und Daniel Elfaldli zum Endstand von 6:1 hinnehmen.
Sieben Minuten vor Schluss erklärt der Stadionsprecher den HSV zum Sieger und bittet die Fans auf den Platzsturm zu verzichten. Doch pünktlich mit dem Schlusspfiff strömen die Fans aus allen Richtungen auf dem Platz, der in Sekundenschnelle kaum noch einen grünen Fleck zeigt.
Die Tore sind bald abgebaut, die Spieler tanzen in der Menge oder auf dem Dach der bald danach zusammenbrechenden Ersatzbank mit den Fans.

Einen Tag nach den Männern haben auch die Fußballerinnen des Hamburger SV den Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht. Der DFB-Pokal-Halbfinalist gewann sein Heimspiel am vorletzten Spieltag gegen den SC Freiburg II mit 3:0 (0:0) und feierte nach 13 Jahren die Rückkehr ins Oberhaus.

Christin Meyer (53.), Lotta Wrede (75.) und Svea Stoldt (81.) trafen für den HSV, der mit 50 Punkten nicht mehr vom dritten Tabellenplatz zu verdrängen ist. Dieser reicht dank der anstehenden Bundesliga-Aufstockung von zwölf auf 14 Teams zum Aufstieg.

Verletzte bei Platzsturm

Den Rhythmus geben weiter die Gesänge auf der Nordtribüne vor, die nur Konkurrenz von Stürmer Robert Glatzel bekommt, der sich das Mikro schnappt. Mittendrin wird Aufstiegs-Trainer Merlin Polzin, der geschafft hat, woran sieben Vorgänger gescheitert sind, lautstark gefeiert. 
In Folge des Platzsturm eskaliert die Aufstiegsfeier und es gibt zahlreiche Schwerverletzte. Wie die Feuerwehr Hamburg in der Nacht zu Sonntag mitteilte, habe sich eine Person lebensbedrohliche Verletzungen zugezogen, 19 weitere seien schwer verletzt worden, fünf leicht. Die Feuerwehr Hamburg löste für die Unterstützung der Rettungskräfte vor Ort den Großeinsatz Rettungsdienst aus, rund 65 Einsatzkräfte von Rettungsdienst und Feuerwehr seien hierfür im Einsatz gewesen.

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Quelle: Reuters

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