Indianapolis Colts in Berlin: Ein NFL-Klub in fester Frauenhand

Indianapolis Colts in Berlin:Ein NFL-Klub in fester Frauenhand

von Heiko Oldörp

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Die Indianapolis Colts zählen derzeit zu den besten NFL-Teams. Auch außerhalb der Arenen sorgen sie für Schlagzeilen - als erster Verein, der drei Frauen gehört.

Carlie Irsay-Gordon, Kalen Jackson und Casey Foyt, Besitzer der Colts, während des Spiels Steelers gegen Colts 2025 in Pittsburgh

Carlie Irsay-Gordon, Kalen Jackson und Casey Foyt, die Besitzerinnen der Indianapolis Colts (Archivbild)

Quelle: imago

Sie heißen Carlie, Casey und Kalen - und sie sorgen für geballte Frauen-Power in der ansonsten eher als Macho-Liga geltenden National Football League NFL. Denn im Kosmos von Touchdowns, Tackles und Testosteron sind Carlie Irsay-Gordon, Casey Foyt und Kalen Jackson das einzige Schwestern-Trio, das einen NFL-Verein besitzt.

Ihnen gehören die Indianapolis Colts, die am Sonntag im Berliner Olympiastadion auf die Atlanta Falcons treffen.

Colts in Berlin gegen Falcons

Es ist das erste offizielle NFL-Punktspiel in der deutschen Hauptstadt und der zweite Deutschland-Trip der Colts. Am 12. November 2023 gastierten sie in Frankfurt und besiegten die New England Patriots 10:6.

Damals war Jim Irsay noch der Eigentümer. Als Irsay am 21. Mai dieses Jahres im Alter von 65 Jahren starb, übernahmen seine drei Töchter seinen Posten - und erfüllten somit ihrem Vater "seinen wahrscheinlich größten Traum", sagt Kalen Jackson. Denn Jim Irsay hatte immer das Ziel, seine Colts eines Tages an seine Töchter übergeben zu können.

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Und deshalb band er sie schon früh in das NFL-Business mit ein, war damit allerdings eine Ausnahme in der Liga. Kalen, mit 38 Jahren die jüngste Tochter und zugleich die jüngste Team-Besitzerin der gesamten Liga, erinnert sich an den Anfang der Neunziger, als es "noch keine Frauen in der Umkleide" gab.

Dennoch habe der Vater ihren Schwestern und ihr immer gesagt, dass sie es verdient hätten, in der NFL zu sein.

Anfänge an der Rezeption und im Ticketverkauf

"Er hat uns stets die Kraft und die Courage gegeben, an uns zu glauben, und daran zu glauben, dass wir eines Tages seinen Job als Eigentümer übernehmen könnten", sagt Casey Foyt. Als sie noch zur High School ging, fing sie als Rezeptionistin im Verein an. Ihre ältere Schwester Carlie machte ihre ersten Erfahrungen bei den Colts im Ticketverkauf.

Alle drei hätten "Jahrzehnte" damit verbracht, "unter der Führung unseres Vaters jeden Blickwinkel des Familien-Business kennenzulernen", hebt Carlie Irsay-Gordon hervor. Manchmal, ergänzt die 45-Jährige, sei es zwar wie ein "Sprung ins kalte Wasser" gewesen, dennoch sei sie ihrem Vater "auf ewig dankbar für diese unbezahlbare Erfahrung".

Familie besitzt Colts in der dritten Generation

Soll heißen: Hier haben nun nicht plötzlich drei Frauen das Sagen, denen das Alltags-Geschäft im Milliarden-Dollar-Business NFL völlig fremd ist. Im Gegenteil. Sie alle waren seit mehr als zehn Jahren bereits stellvertretende Vorsitzende der Colts - und in dieser Rolle schon bei wichtigen Liga-Meetings dabei.

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Durch das Trio bleiben die Colts im Familienbesitz. Ihr Großvater, Robert Irsay, hatte den Verein 1972 für 19 Millionen Dollar gekauft. Nach dessen Tod 1997 übernahm Vater Jim und machte Indianapolis zu einer Top-NFL-Adresse. 2007 gewannen die Colts, angeführt von Quarterback-Star Peyton Manning, erstmals den Super Bowl.

Immer mehr Frauen in wichtigen Rollen bei NFL-Klubs

Seit Anfang Juni haben nun die Töchter im Klub das Sagen. Am sichtbarsten ist Carlie. Sie steht während der Spiele schon mal mit Stift und Notizblock neben dem Trainerstab an der Seitenlinie. Die Schwestern sind gleichberechtigt im Verein und ein Beispiel dafür, dass Frauen mittlerweile große und wichtige Rollen in der Liga einnehmen. So haben elf der 32 Klubs Haupt-Eigentümerinnen. Und vergangene Saison gab es 15 hauptamtliche NFL-Trainerinnen - so viele wie noch nie.

Es gebe zwar noch einiges zu tun, betont Carlie Irsay-Gordon. Aber wenn es um Vielfalt gehe, dann würden Frauen eine eben besondere Perspektive bieten. In Sachen sportlichem Ehrgeiz stehen die Töchter ihrem Vater in Nichts nach. Sie wollen den Super Bowl gewinnen. Ihre erste Zwischenbilanz als Eigentümerinnen ist positiv. Die Colts haben sieben der bisherigen neun Spiele gewonnen. So gut sind sie seit 2009 nicht mehr gestartet. Und damals erreichten sie das Finale.

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Quelle: Reuters

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