Rente, Vermögen, Eigentum:Was beim Eigenanteil fürs Pflegeheim zählt
Der Umzug in ein Pflegeheim ist ein schwerer Schritt für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen - auch wegen der Kosten. Wie man sich am besten auf den Heimaufenthalt vorbereitet.
"Reibekuchen und Salat oder vielleicht doch Linsensuppe mit Würstchen..?" Monika Ebel studiert die Speisekarte des Altenpflegeheims Sonnenhof. Dabei wohnt sie dort gar nicht. Sie hat sich heute zum Probeessen angemeldet. "Noch klappt das zu Hause mit den Treppen, aber irgendwann werde ich wohl umziehen. Und dann soll es mir dort ja schmecken. Da schaue ich mich schon mal um."
Pflegeheime anschauen, um für Ernstfall vorbereitet zu sein
Eine gute Strategie, findet Simone Möhring von der Verbraucherzentrale Hessen. Sie weiß, der Umzug ins Heim trifft die Menschen leider meist unvorbereitet.
Es wäre sehr hilfreich, sich zeitig damit zu beschäftigen, sich im Idealfall ein paar Wunschheime auszusuchen und dort auf eine Warteliste zu setzen. Damit man im Ernstfall möglichst vorbereitet ist.
Simone Möhring, Verbraucherzentrale Hessen
Was kostet ein Pflegeheim im Monat?
Auch wegen der zuletzt immer weiter gestiegenen Kosten für einen Platz im Pflegeheim. Durchschnittlich rund 2.870 Euro monatlich beträgt der Eigenanteil in diesem Jahr. Gut 210 Euro mehr als im Vorjahr.
Einen guten Überblick über die Preise verschiedener Heime bekommt man bei Internet-Portalen wie dem Pflegelotsen des Verbands der Ersatzkassen, VDEK oder dem AOK-Pflegenavigator. Damit lässt sich gut vergleichen.
Preis fürs Pflegeheim - ein Qualitätsmerkmal?
Die Internetrecherche sollte jedoch immer nur der erste Schritt sein. Wichtiger sei es, sich vor Ort ein Bild zu machen, so Simone Möhring.
Es ist jetzt auch nicht so, dass die günstigsten Einrichtungen unbedingt die schlechteren sein müssen.
Simone Möhring, Verbraucherzentrale Hessen
Und Fakt ist: Alle Pflegeheime werden nach und nach ihre Preise an gestiegene Kosten anpassen.
Welche Kosten im Pflegeheim anfallen
Der Beitrag, den Pflegebedürftige fürs Pflegeheim selbst zahlen, setzt sich zusammen aus:
- Eigenanteil der Pflegekosten (Pflegekasse übernimmt nicht alles)
- Unterkunft und Verpflegung
- Investitionskosten (Bau- und Renovierungskosten im Heim)
- Ausbildungskosten (Beteiligung an Kosten für Pflegepersonal)
Monika Ebel weiß, dass ihre Rente nicht ganz reichen wird für den Heimplatz. In diesem Fall kann sie ergänzende Sozialhilfe beantragen. Besorgniserregend: Das muss mittlerweile schon gut ein Drittel aller Heimbewohner in Deutschland.
Mit einem neuen Gesetz, dem Pflegekompetenzgesetz, will Karl Lauterbach (SPD) Pflegeberufe künftig deutlich attraktiver machen.
14.12.2023 | 11:51 minSozialhilfe im Pflegeheim: Was zu beachten ist
Voraussetzung für die Gewährung von Sozialhilfe: Monika Ebel muss neben der Rente erst einmal ihr Vermögen aufbrauchen. Als Alleinstehende bis zu einem Schonbetrag von 10.000 Euro. Immerhin, eine Sorge wurde ihr genommen.
Ich bin froh, dass meine Tochter nicht für mich zahlen muss.
Monika Ebel
Denn das müssen Kinder erst ab einem Jahresbruttoeinkommen von 100.000 Euro.
Bei Eigentum wird Grundschuld für Heimkosten eingetragen
Wenn Paare ein gemeinsames Haus oder Eigentumswohnung bewohnen und nur einer von beiden ins Heim umzieht, kann der andere durchaus zu Hause wohnen bleiben. Sollte die Rente dann nicht für die Heimkosten reichen, wird eine Grundschuld auf das Haus eingetragen, also ein Darlehen zur Kostendeckung gewährt.
Es ist nicht so, dass jemand befürchten muss, wenn er in einem größeren Haus wohnt, dass er dort ausziehen muss - selbst, wenn es vorher für eine größere Familie gedacht war.
Simone Möhring, Verbraucherzentrale Hessen
Es werde immer über das Modell der darlehensweisen Gewährung von Sozialhilfe gelöst und eine Grundschuld eingetragen, beruhigt Verbraucherschützerin Möhring.
Überlegen, was einem im Heim wichtig ist
Monika Ebel hat sich eine Checkliste gemacht, als sie zum Essen gemeinsam mit ihrer Tochter in den Sonnenhof kommt: Sie wollen darauf achten, wie gepflegt die Bewohner aussehen, wie zugewandt das Personal mit ihnen umgeht. Außerdem haben sie einen Termin mit der Heimleitung ausgemacht.
Wichtig - neben einem leckeren Speiseplan - sind Monika Ebel ein ruhiger Garten und helle Räume. Nach dem Besuch zieht sie ein positives Fazit für sich: "Hier gibt es einmal die Woche Singen im Chor und sogar QiGong. Ich will ja beweglich bleiben. Vielleicht lasse ich mich schon auf die Warteliste setzen."
Susanne Pohlmann ist Redakteurin des ZDF-Magazins WISO.
Der Artikel wurde erstmals am 11.8.2023 publiziert.
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