Zahn verloren? So handeln Sie bei einem Zahnunfall richtig

Zahnverletzungen durch Unfälle:Abgebrochene oder ausgeschlagene Zähne richtig retten

von Gunnar Fischer

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Ob Sturz oder Unfall: Bei ausgeschlagenen Zähnen zählt jede Minute. Nur wenn sie richtig versorgt werden, ist eine Replantation erfolgreich. Worauf es bei der Ersten Hilfe ankommt.

Foto von einem Gebiss, bei dem der Schneidezahn fehlt

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Es passiert beim Toben auf dem Schulhof, einem Sturz vom Fahrrad oder beim Zusammenprall im Fußball: Zahnverletzungen betreffen vor allem Kinder und Jugendliche. Rund ein Drittel von ihnen erleidet bis zum 18. Lebensjahr einen Zahnunfall. Dabei brechen Zähne ab, werden verbogen oder sogar ausgeschlagen.

"Ausgeschlagene Zähne lassen sich nur dann retten, wenn sie in einem geeigneten Nährmedium feucht gelagert und schnell wieder eingesetzt werden", erklärt Gabriel Krastl vom Zahnzentrum des Universitätsklinikums Würzburg.

Bei zwei von drei Fällen ist die Rettungskette so schlecht, dass ausgeschlagene Zähne langfristig nicht erhalten werden können.

Prof. Dr. Gabriel Krastl, Zahnarzt

Besonders gefährdet sind die Schneide- und Frontzähne. Sie zu erhalten, hat in diesem Bereich eine große funktionale und ästhetische Bedeutung.

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Zahnrettungsbox schützt vor dem Austrocknen

Ein ausgeschlagener Zahn wird am besten so schnell wie möglich in eine Zahnrettungsbox gelegt. Sie ist in Apotheken für etwa 20 Euro erhältlich. Doch nur zwei Prozent aller Haushalte haben eine solche Zahnrettungsbox tatsächlich zu Hause.

Gabriel Krastl fordert, dass zumindest Schulen, Sportvereine und Sportstätten mit Zahnrettungsboxen ausgestattet sein sollten. Die Zahnrettungsbox beinhaltet eine spezielle Nährlösung, in der die empfindlichen Zellen auf der Wurzeloberfläche des Zahns bis zu 48 Stunden lebensfähig bleiben. Nur dann kann eine Replantation gelingen.

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Kalte H-Milch als Notlösung

Ausgeschlagene Zähne können vorübergehend in kalter H-Milch aufbewahrt werden. Frische Milch ist ungeeignet. Sie enthält Milchsäurebakterien, die die Wundheilung beeinträchtigen können. Alternativ umwickelt man den Zahn mit Frischhaltefolie. Laut Krastl könne so das Absterben wichtiger Zellen am Zahn um rund zwei Stunden hinausgezögert werden.

Einen ausgeschlagenen Zahn sollte man nicht reinigen oder gar desinfizieren.

Prof. Dr. Gabriel Krastl, Universitätsklinikum Würzburg

Der Zahnarzt warnt davor ausgeschlagene Zähne in ein Taschentuch einzuwickeln, da sie so schnell austrocknen. Zudem sollten sie nicht an der Wurzel, sondern nur an der Krone angefasst werden.

Richtiges Verhalten bei einem Zahnunfall im Überblick





Keine Replantation von Milchzähnen

Unabhängig davon, ob es sich um einen Zahnverlust, abgebrochenen oder verschobenen Zahn handelt, sollte bei Zahnverletzungen immer sofort ein Zahnarzt oder eine Zahnklinik aufgesucht werden. Abgebrochene Zähne können oft wieder angeklebt, Defekte mit Füllungen oder Kronen versorgt werden.

Auch bei Milchzahnverletzungen ist eine schnelle professionelle Versorgung wichtig, um Schäden am Zahnkeim des bleibenden Zahnes vorzubeugen. Milchzähne werden nicht wieder eingepflanzt. Die Gefahr ist zu groß, dass der bleibende Zahn, der bereits im Kieferknochen angelegt ist, dadurch zerstört wird.

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Alternativen zum Zahnerhalt

Falls ein Zahn nach der Replantation nicht wieder anwächst, kann die Lücke bei Erwachsenen mit einem Implantat geschlossen werden. Bei Kindern kommt eine Zahntransplantation in Betracht. Hierfür können oft Backenzähne in die Zahnlücke im Frontzahnbereich versetzt werden. Sie werden meist abgeschliffen, um ihre Form an den verlorenen Zahn anzupassen.

Alternativ kann bei Kindern eine Klebebrücke aus Keramik am Nachbarzahn angeklebt werden, um die Lücke zu schließen. Auch ein kieferorthopädischer Lückenschluss ist möglich. Dabei werden die Nachbarzähne des herausgeschlagenen Zahns mit einer Zahnspange oder einer transparenten Zahnschiene (Aligner) schrittweise verschoben, um die Lücke zu schließen.

Zahnimplantate kommen laut Krastl am besten erst ab dem 30. Lebensjahr in Betracht. Dann sei das Knochenwachstum sicher abgeschlossen.

Um Zahnverletzungen vorzubeugen, ist bei bestimmten Sportarten das Tragen von einem Mundschutz ratsam. Er wird individuell angefertigt und kostet je nach Material und Ausführung zwischen 150 und 450 Euro. Einfache, vorgefertigte Modelle aus dem Sportgeschäft sind bereits ab etwa 5 Euro erhältlich. Sie bieten aber durch einen schlechteren Sitz deutlich weniger Schutz.

Beim Boxen, Hockey, Eishockey und American Football ist ein Mundschutz seit Jahren Standard. Zahnärzte empfehlen ihn aber auch für andere risikoreiche Sportarten wie Skateboardfahren, Inline-Skaten, Mountainbiking, Rugby und für alle Kampf- und Kontaktsportarten.


Die Deutsche Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie gibt auf der Website RetteDeinenZahn wichtige Tipps und Informationen zum richtigen Verhalten bei Zahnunfällen in unterschiedlichsten Situationen.

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Quelle: dpa

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