Halsschmerzen und Fieber?:Was man zu Scharlach wissen sollte
Noch im vorigen Jahrhundert verlief Scharlach oft tödlich. Wie man die bakterielle Infektion erkennt und rechtzeitig behandelt, um gefährliche Komplikationen zu verhindern.
Harrison hat über Nacht Halsschmerzen und eine gerötete Zunge. Schnell steht fest: Er hat Scharlach. Warum der Vierjährige sofort behandelt wird.
03.04.2024 | 5:24 minScharlach wird ausgelöst durch eine Infektion mit Streptokokken der Gruppe A und gehört zu den häufigsten bakteriellen Erkrankungen im Kindesalter. Auch Erwachsene können daran erkranken. Besonders oft tritt Scharlach in den Wintermonaten auf. Die Ansteckung erfolgt meist über feinste Tröpfchen, die beim Niesen oder Husten übertragen werden. Seltener ist die Übertragung als Schmierinfektion.
Welche Symptome bei Scharlach typisch sind
Zu den typischen Symptomen gehören starke Halsschmerzen, Fieber und ein roter Ausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreiten kann. Bei vielen Patienten, aber nicht bei allen, kommt es zu einer sogenannten Himbeerzunge. Sie entsteht durch die vergrößerten, stark geröteten Geschmacksknospen (Papillen) auf der belegten Zunge. Kinderärztin Dilek Önaldi-Gildein sieht regelmäßig Kinder mit Scharlach in ihrer Praxis.
Typisches Symptom für eine Scharlachinfektion ist der Ausschlag, der feinfleckig in der Achsel- oder in der Leistenregion rumpfbetont auftritt.
Dr. Dilek Önaldi-Gildein, Fachärztin für Kinder und Jugendmedizin
Darüber hinaus kann es zu einer Entzündung des Rachens und der Gaumenmandeln, Schluckbeschwerden, geschwollenen Lymphknoten, vor allem in den Leisten und in den Achseln, sowie zu Schüttelfrost und Erbrechen kommen.
Wie Scharlach festgestellt wird
Bei Halsschmerzen und Fieber sollte man immer zum Arzt gehen, um die Ursache abklären zu lassen. Die sichere Diagnose kann über einen Abstrich im Rachen erfolgen. Es gibt auch einen Schnelltest, der aber nicht hundertprozentig sicher ist. Zu beachten ist, dass in den Wintermonaten etwa 20 Prozent der Menschen Streptokokken tragen, ohne dass es zu Scharlach kommt. Die Inkubationszeit beträgt ein bis drei Tage. Eine Impfung gegen Scharlach gibt es nicht.
Noch Anfang des 20. Jahrhunderts starben viele Menschen an den Folgen von Scharlach, da es bis dahin keinen Wirkstoff gegen Bakterien gab. Erst mit der Entdeckung des Penicillins konnten Scharlach und andere bakterielle Infektionserkrankungen geheilt werden. Für die Entdeckung des Penicillins zum medizinischen Gebrauch im Jahr 1928, erhielt der britische Bakteriologe und Mediziner Alexander Fleming 1945 den Nobelpreis für Physiologie und Medizin.
Warum Scharlach gefährlich werden kann
Der Verlauf der Erkrankung kann von milden Beschwerden bis hin zu lebensbedrohlichen Symptomen reichen und sogar tödlich enden. Die Streptokokkeninfektion kann zu Folgeerkrankungen wie Mittelohr-, Lungen- oder auch Hirnhautentzündungen führen. Auch das rheumatische Fieber kann auftreten und zu Entzündungen an den Gelenken und am Herz führen. In sehr seltenen Fällen kommt es zum sogenannten Streptokokken-Toxic-Shock-Syndrom (STSS), das bei rund 30 Prozent der Betroffenen tödlich verläuft.
Immer wieder gibt es schwere Scharlach-Fälle, die sogar zum Tode führen. Wie kann eine gut erforschte Infektion mit Streptokokken so schwere Verläufe auslösen?
23.03.2023 | 28:07 minWie Scharlach behandelt wird
Scharlach kann mit Penicillin erfolgreich behandelt werden, so dass die Erkrankung innerhalb von 24 Stunden abklingt und Patienten nicht mehr ansteckend sind. Wird Scharlach nicht behandelt, kann sich die Infektion bis zu drei, vier Wochen hinziehen. Treten Symptome in Verbindung mit einem positiven Streptokokken-Schnelltest auf, besteht der begründete Verdacht auf Scharlach. Mit der Einnahme von Antibiotika sollte dann sofort begonnen werden.
Mit Penicillin erreicht man Scharlach und die Streptokokken eigentlich immer. Die Kinder sind innerhalb weniger Tage wirklich symptomfrei und ihnen geht es sehr schnell sehr viel besser.
Dr. Dilek Önaldi-Gildein, Fachärztin für Kinder und Jugendmedizin
Deutschland mangelt es an lebenswichtigen Medikamenten. In Krankenhäusern und Apotheken werden Antibiotika knapp, auf die kranke Menschen und vor allem Kinder angewiesen sind.
18.10.2023 | 28:51 minWie Scharlach-Symptome gelindert werden können
Um die Symptome zu lindern, eignen sich Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente. Betroffene sollten viel trinken, vor allem Wasser und Tee. Kamillentee und Salbeitee wirken entzündungshemmend und eignen sich auch zum Gurgeln. Bei extremen Halsschmerzen können Halswickel und bei hohem Fieber Wadenwickel helfen. Patienten brauchen viel Ruhe und Schlaf.
Laut dem deutschen Infektionsschutzgesetz dürfen Kinder und Erwachsene Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas, Schulen, Pflege- und Altenheime sowie Krankenhäuser nicht besuchen, wenn sie an Scharlach erkrankt sind. Dies gilt auch, wenn nur der Verdacht auf eine Ansteckung besteht.
Bei einer Antibiotikatherapie besteht nach 24 Stunden keine Ansteckungsgefahr mehr. Behandelte Patienten dürfen beim Ausbleiben von Symptomen daher am zweiten Tag wieder Gemeinschaftseinrichtungen besuchen.
Streptokokken scheiden Giftstoffe, sogenannte Toxine, aus. Bei einer Infektion bildet das Immunsystem Antikörper gegen diese speziellen Giftstoffe. Da sich Bakterien rasch verändern und damit auch die Toxine, kann man sich mehrmals mit Streptokokken infizieren.
Mehr zu Infektionskrankheiten
- mit Video
Magen-Darm-Infekte bei Kindern:Wann Durchfall lebensgefährlich werden kann
von Olaf Schwabe - FAQ
Atemwegserkrankung bei Kindern:Wann eine Impfung gegen das RS-Virus schützt
von Andreas Kürten - FAQ
Gefährliche Infektionskrankheit:Großbritannien kämpft gegen Masern-Ausbruch
Kinderärzte:Grippe-Impfung bei Kleinkindern "sinnvoll"
Weitere Gesundheits-Themen
- mit Video
Heuschnupfen und Co.:So überstehen Allergiker die Pollensaison
von Gunnar Fischer - FAQ
Schutz vor schweren Verläufen:Stiko empfiehlt Impfung gegen Denguefieber
von Corinna Klee - mit Video
Schmerzmedizin und Geschlecht:Männer und Frauen spüren Schmerzen anders
von Susanne Gentsch - mit Video
Worauf Eltern achten können:Wenn schon Kindern der Rücken schmerzt
von Sophie Burkhart