Eckpunkte der Bundesregierung:"E" wie einfach: Weniger Standards für billigeres Bauen
von Jan Henrich
Bauen soll in Deutschland günstiger und schneller werden. Dafür plant die Bundesregierung, auf Baustandards zu verzichten. Heute hat sie ihre Eckpunkte vorgestellt.
Zu wenige Wohnungen und hohe Mieten belasten viele Menschen. Die Bundesregierung will deshalb Bauen erleichtern und günstiger machen, um den Engpass zu verringern.
20.11.2025 | 1:39 minWer ein Haus bauen will, überlässt Planung und Ausführung meistens Profis. Im Normalfall wird ein Bauvertrag geschlossen und der muss auch nicht jedes kleinste Detail enthalten. Das Gesetz geht bislang davon aus: Ist keine anderweitige Vereinbarung getroffen, wird ein Gebäude nach den "anerkannten Regeln der Technik" gebaut.
Was genau darunter zu verstehen ist, haben Gerichte in unzähligen Entscheidungen auf Basis von DIN-Normen immer weiter und weiter konkretisiert. In der Praxis ergaben sich daraus eine Vielzahl von Regeln und Standards, die Bauunternehmen einhalten mussten, um nicht in eine Klage-Falle zu tappen. Und genau da soll nach den heute gemeinsam vorgestellten Plänen des Bundesjustiz- und Bauministeriums der neue sogenannte Gebäudetyp E greifen.
Das Rezept des neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz lautet: "Bauen, bauen, bauen". Im Koalitionsvertrag verspricht die Regierung einen "Wohnungsbau-Turbo". Viel zu einseitig, kritisieren Experten.
20.05.2025 | 8:56 min
"E" wie einfaches Bauen
Denn die Ministerien haben sich vorgenommen, einen gesetzlichen Rahmen für "einfache Baustandards" zu schaffen, auf die zurückgegriffen werden kann. Bauunternehmer sollen also künftig von den anerkannten Regeln der Technik abweichen können, wenn damit keine Risiken verbunden und sich die Vertragspartner darüber einig sind. Aus Sicht von Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) könnten Bauvorhaben dadurch kostengünstiger und schneller werden.
Nicht jeder braucht die fünfte Steckdose im Wohnzimmer.
Stefanie Hubig, Bundesjustizministerin
Bisher werde in Deutschland immer nach Goldstandard gebaut, so die Ministerin. Nun wolle man einen praxisnahen Weg schaffen, darauf verzichten zu können.
ZDFheute Infografik
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Koalition hat bezahlbaren Wohnraum im Blick
Aus Sicht von Bauministerin Verena Hubertz (SPD) könne dadurch auch mehr bezahlbarer Wohnraum entstehen. Dabei solle allerdings nicht an Qualität gespart werden, es ginge darum, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Pilotprojekte würden zeigen, dass dadurch Baukosten sinken würden.
Kompakte Grundrisse, robuste Materialien und weg von Schnickschnack, der den Bau verteuert.
Verena Hubertz, Bundesbauministerin
Die beiden Ministerien wollen nun einen Gesetzesentwurf ausarbeiten, der dann dem Bundeskabinett vorgelegt wird. Ein konkreter Gebäudetyp mit spezifischen baulichen Eigenschaften soll diese Regelung nicht enthalten. Es ginge darum, die Rahmenbedingungen für bedarfsgerechtes Bauen zu schaffen.
Die Baukosten in Deutschland steigen weiter und das deutlich schneller als die Inflation. Wie genau gehen die Preise in die Höhe? ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann berichtet.
10.10.2025 | 1:14 minDie Ampel-Koalition hatte bereits ähnliche Pläne
Neu sind die Vorschläge nicht. Der ehemalige Bundesjustizminister Marco Buschmann hatte bereits 2024 einen Gesetzesentwurf mit zumindest ähnlicher Zielrichtung vorgelegt. Durch das vorzeitige Ampel-Aus konnte der allerdings nicht mehr rechtzeitig beschlossen werden.
Im damaligen Entwurf bezifferte die Bundesregierung die Entlastungen für die Wirtschaft bei Baukosten auf rund acht Milliarden Euro.
Wie kann man das Problem hoher Mieten und zu wenig Wohnraum lösen? Ein Modellprojekt in Hamburg setzt auf geringeren Baustandard, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
22.01.2025 | 2:45 minMehr zum Thema Bauen
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