Ostfriesische Insel mit Tücken:Was Wangerooges Bürgermeister können muss
von Fabian Köhler
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Wangerooge gilt als Urlaubsidyll. Doch die Insel hat Probleme, wie viele andere Kommunen auch - dazu kommen inselspezifische. Beides soll der künftige Bürgermeister anpacken.
Bürgermeister gesucht - es wartet viel Arbeit auf den künftigen Inselvorstand von Wangerooge.
Quelle: dpa
Ganz im Osten der ostfriesischen Inseln liegt Wangerooge. Die Insel besteht nur aus einem Ort und der liegt mehr oder weniger direkt am Strand. Hier leben und arbeiten, das ist der Traum vieler Menschen vom Festland: Und eine der wichtigsten Stellen auf der Insel, die des Bürgermeisters, ist noch frei - ein geeigneter Kandidat ist jedoch schwer zu finden.
Wangerooge: Wohnungsnot und Fachkräftemangel
Denn die Urlaubsidylle kann nicht über die Probleme auf der Insel hinwegtäuschen, Probleme, die viele Städte und Kommunen in Deutschland haben: Es mangelt an bezahlbarem Wohnraum, an Personal in den Betrieben, die Kosten für den Erhalt der Inselinfrastruktur sind enorm. Dazu kommen inselspezifische Schwierigkeiten:
So müssen sie jedes Jahr den Hauptstrand vor Saisonbeginn neu aufschütten, der im Winter regelmäßig durch Stürme und Wellen davongetragen wird. Ohne Strand, keine Touristen, ohne Touristen, kein Geld - so einfach ist die Rechnung. Die Aktion kostet einen hohen sechsstelligen Betrag, doch die Kassen sind eher halbleer als halbvoll.
Besoldungsordnung Niedersachsen: Rund 7.000 Euro Grundgehalt
Der Inselrat hat sich dafür ausgesprochen, bei der Kandidaten-Suche den ungewöhnlichen Weg per Stellenanzeige zu gehen. Gemeinsam suchen die Inselpolitiker der CDU, SPD und Grünen ihren Kandidaten, den sie dann ins Amt heben wollen. Es ist im Grunde ein Casting für die Wahlliste - denn gewählt wird der Bürgermeister von den Insulanern am 17. August. Zwei potenzielle Kandidaten gibt es bereits, der Konsenskandidat der Politik fehlt noch.
Bislang haben sie auf der Insel über 400 Bewerbungen erhalten, aktuell werden erste Gespräche geführt. "Wir haben unter den Bewerbern natürlich auch viele ungeeignete Personen, aber immerhin sind auch einige mit hoher Sachkompetenz darunter", erzählt Uwe Osterloh vom SPD-Ortsverein. Vermutlich gibt es auch deshalb so viele Interessenten, weil der Job nach der Besoldungsordnung des Landes Niedersachsens als B 1-Stelle ausgeschrieben ist - das Grundgehalt liegt bei rund 7.000 Euro.
Gemeinde sucht Fachkraft für Verwaltung und Management
Doch Geld allein macht nicht glücklich könnte man denken. Und auch der Fakt, dass der neue Arbeitsplatz für den oder die Neue direkt an der Promenade liegt, täuscht nicht darüber hinweg, dass im Gemeindeamt viel Arbeit wartet und der Job des Bürgermeisters zeitintensiv und anstrengend ist.
"Alte Insulaner haben ihre Betriebe abgegeben, mangels Nachwuchs oft an Zugezogene vom Festland", berichtet Peter Kuchenbuch-Hanken, Ratsmitglied der Grünen: "Der Umbruch ist in vollem Gange." Da passt der Satz aus der Stellenanzeige nur zu gut: "Bei uns können Sie an verantwortlicher Stelle Zukunft gestalten", heißt es da. Gesucht wird ein Fachmann oder eine Fachfrau für Verwaltung und Management.
"Wir brauchen im Gemeindeamt jemanden mit Sachkompetenz", so Kuchenbuch-Hanken. Die Personaldecke ist dünn, die To-do-Liste lang. Von den acht Angestellten aus der Verwaltung, gehen einige demnächst in den Ruhestand, da wünschen sie sich an der Spitze jemanden mit hoher Sachkompetenz.
Bürgermeister: Kurdirektorin seit Herbst 2023 Vertreterin
Seit rund zwei Jahren ist Rieka Beewen die Allgemeine Vertreterin des Bürgermeisters. Eigentlich ist die junge Frau Kurdirektorin auf der Insel, doch seitdem im Herbst 2023 der letzte hauptamtliche Bürgermeister ging, hatte Beewen übernommen.
Die Inselpolitiker Kuchenbuch-Hanken und Osterloh hätten Beewen nur zu gern unterstützt, doch die junge Frau berichtete schon zu Jahresbeginn, dass sie nicht über das Jahr 2025 hinaus die Tätigkeit fortführen möchte. Gegenüber der Inselzeitung sagte sie, dass sie noch private Pläne habe und eine Familie bei der hohen Arbeitsbelastung langfristig zu kurz käme.
So setzt man auf Wangerooge auf den Erfolg von 2018. Damals hatten sie auf der Insel ebenfalls per Anzeige nach einem Bürgermeister gesucht. Marcel Fangrohr kam vom Festland auf die Insel und wurde Bürgermeister. Ein Streit mit dem Gemeinderat beendete dann den Traumjob mit Meerblick. Es scheint, als herrsche nicht nur Friede, Freude, Frischluft im Norden, dort, wo andere Urlaub machen.
Fabian Köhler arbeitet im ZDF-Landesstudio Niedersachsen.
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