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Start der Saison :Wohin steuert der Skitourismus?
von Claudia Vogelmann
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Wer Winterurlaub in Deutschland bucht, sucht meist den Schnee. Doch viele Skigebiete sind längst im Wandel. Das Allgäu setzt auf ehrliche Antworten und auf Alternativen.
Die Zeiten sind vorbei, in denen man ein Jahr im Voraus den Weihnachtsurlaub in einer Skiregion buchen musste, um noch eine Bleibe zu finden. Das liegt zum einen an den unsicheren Schneeverhältnissen in vielen Regionen. Zum anderen kann der Winterurlaub in Deutschland oft zum teuren Vergnügen werden, vor allem wenn die Familie auf Skireisen setzt. Die Liftpreise haben deutlich angezogen. Ein Tagesskipass auf dem Zugspitzplatt kostet nun 66 Euro.
Doch oben, auf Deutschlands höchstem Berg, ist das Skigebiet im Wandel. Durch die stete Gletscherschmelze wurde ein Skilift schon aufgegeben, ein zweiter ist mehr als angezählt, das Eis gibt Senken frei. Vor Ort dokumentieren Wissenschaftler im Schneefernerhaus seit vielen Jahren den Klimawandel. Im Stollen, unter dem Gipfelplateau, hält der Permafrost längst nicht mehr, was er verspricht. Das ewige Eis schmilzt.
Winterurlaub als Wirtschaftsfaktor
Im Allgäu sieht man den Schnee immer noch als "Alleinstellungsmerkmal", so Stefan Egenter, Geschäftsführer der Allgäu GmbH. Kleine Skigebiete haben bereits geöffnet, große wie die Oberstdorf-Kleinwalsertal Bergbahnen, mit dem Fellhorn auf deutscher Seite und der Kanzelwand auf österreichischer, folgen am 6. Dezember.
Skifahrer lockt man hier mit gutem Gewissen: Vor Ort setzten die Betreiber etwa auf Ökostrom für die Bergbahnen. Wer hier übernachtet, soll öffentliche Verkehrsmittel kostenlos nutzen können. Laufen die Seilbahnen, spülen sie Geld in die Region - im Winter mehr als im Sommer.
"Winterurlauber geben hier im Durchschnitt 146 Euro pro Tag aus", sagt die Vorsitzende des Tourismusverbands Allgäu, Maria Rita Zinnecker. Winterurlaub sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Ginge es nach ihr, könne es noch lange Schnee im Winter geben. Doch der BUND Naturschutz widerspricht:
Der Wintersport in Bayern hat keine echte Zukunft. Die Wintersportorte sollten den Wandel zu naturverträglichen Alternativen voranbringen.
Felix Hälbich, BUND Naturschutz in Bayern
Wellness und Kultur statt Skifahren?
Damit sich die Hauptsaison für die heimische Wirtschaft auch auszahlt, wollen Seilbahnbetreiber und Übernachtungsbetriebe die Weihnachtssaison in den Bergen für Urlauber und Tagestouristen attraktiv halten. Die Akteure vor Ort wollen nicht auf die Skifahrer verzichten und setzen gleichzeitig auf Transformation: Liegt mal kein Schnee, soll der Gast dennoch bleiben.
Winterwandern, Wellness, Kulinarik und Kulturangebote sollen in den Vordergrund rücken, so Stefan Egenter. Als "hybrides Wintersaisonmodell" bezeichnet er dieses Angebot. Sicher ist, eine Winterwanderung oder ein Museumsbesuch sind günstige Alternativen, denn ein Skipass für die Region Oberstdorf-Kleinwalstertal kostet pro Tag mehr als 65 Euro. Dazu kommen Anreise, Übernachtungen und Verpflegung.
Noch reisen viele Urlauber mit dem eigenen Pkw an, im Allgäu sollen sie mit ihrer Gästekarte Busse und Bahnen nutzen. Weitere Vorteile, wie vergünstigte Eintritte in Bäder und Museen, sind inklusive. Das gilt auch für den Wintersportort Oberstdorf. Bisher konnten Urlauber mit dem ICE aus NRW und sogar Hamburg nach Oberstdorf reisen, das geht nun nicht mehr, ein Stellwerk ist defekt. Ein Manko für die Nachhaltigkeit, das schnell behoben werden soll.
Quelle: dpa
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