Jena: Neuer Aktionsplan gegen extreme Hitze im Sommer
Aktionsplan der Stadt:Wie Jena sich der Hitze stellt
von Anna Buchschwenter
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Trinkwasserbrunnen, Verschattung, Frühwarnsysteme: Mit Aktionsplänen reagieren Städte auf die zunehmende Hitzebelastung. In Thüringen wappnet sich Jena mit verschiedenen Maßnahmen.
Mit zunehmender Hitze verabschieden Städte und Kommunen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung.
Quelle: dpa
Jena zählt zu den heißesten Städten Thüringens. Eingebettet im Saaletal staut sich hier die Sommerhitze besonders stark. Um die Menschen besser vor den Folgen von häufigeren und intensiveren Hitzewellen zu schützen, hat die Stadt nun ihren ersten Hitzeaktionsplan verabschiedet.
35 Maßnahmen sind in dem Konzept gebündelt, die in vier zentrale Handlungsfelder unterteilt sind: Hitzeprävention, Risikokommunikation, Sofortmaßnahmen sowie Koordination und Überprüfung. Ziel ist es, die Stadt sowohl kurzfristig als auch langfristig besser auf Extremtemperaturen vorzubereiten - und besonders gefährdete Gruppen wie ältere und kranke Menschen oder Kinder zu schützen.
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Info-Kampagnen und Schulungen
Kathleen Lützkendorf, Dezernentin für Soziales, Gesundheit, Zuwanderung und Klima, hat den Prozess maßgeblich mitgestaltet. Rund zweieinhalb Jahre wurde am Hitzeaktionsplan gearbeitet. Die Dezernentin sieht es als ihre Pflicht, die Jenaer auf heißer werdende Sommer vorzubereiten.
Wir sensibilisieren die Bevölkerung, dass Schatten wichtig ist, viel trinken und sich ausruhen. Und dass es wichtig ist, auch Zeitabläufe einer solchen Hitzephase anzupassen.
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Kathleen Lützkendorf, Dezernentin für Soziales, Gesundheit, Zuwanderung und Klima
Ein zentraler Bestandteil des Hitzeaktionsplans ist deshalb die Aufklärung der Bevölkerung. Breite Informationskampagnen sowie Schulungen für Pflegepersonal, Kitas und soziale Einrichtungen sollen das Wissen über gesundes Verhalten bei Hitze stärken. Sogenannte Informationsketten sollen dabei helfen, besonders gefährdete Menschen im Notfall schneller zu warnen und unterstützen zu können.
Zudem installiert die Stadt mehrere Trinkwasserbrunnen und Sonnensegel, um mehr schattige Plätze zur schnellen Abkühlung bereitzustellen. Auch kostenlose Sonnencremespender im Freibad sind Teil des Maßnahmenpakets.
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Hitzeresistente Bäume als Schattenspender
Parallel dazu arbeitet Jena daran, die Stadt insgesamt widerstandsfähiger gegen hohe Temperaturen zu machen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Stadtgrün. Daniel Knopf, Klimaanpassungsmanager der Stadt Jena, erklärt:
Bäume sind elementar für das Stadtklima. Sie spenden Schatten und sorgen durch Verdunstung für zusätzliche Kühlung.
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Daniel Knopf, Klimaanpassungsmanager Jena
Weil heimische Bäume bei extremen Wetterbedingungen aber an ihre Grenzen stoßen, setzt der Klimaanpassungsmanager auf hitzeresistentere Exoten wie die Kaukasische Flügelnuss. Sie spende mit ihrer großen Krone besonders viel Schatten und bringe mehr Verdunstungskühlung, sagt Daniel Knopf.
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Kommunen verpflichten sich selbst
Der Plan sieht auch bauliche Veränderungen vor. So soll beispielsweise der Ernst-Abbe-Platz an der Universität Jena bis 2027 umfassend umgestaltet werden. Er gilt als einer der heißesten Plätze Thüringens, so Daniel Knopf.
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Hitzeaktionsplanung ist keine Pflichtaufgabe. Heißt: Die Kommunen machen das freiwillig, sie verpflichten sich selbst dazu und deswegen gibt es auch kein Budget dafür vom Bund oder von den Ländern.
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Theresa Kaiser, Zentrum für KlimaAnpassung
Vereinzelt gebe es Förderprogramme, die Kommunen in Anspruch nehmen können, aber nicht flächendeckend.
In Jena wird zunächst mit vorhandenen Haushaltsmitteln und punktuellen Fördergeldern gearbeitet. Die Umsetzung des Hitzeaktionsplans wird durch ein eigenes Team in der Verwaltung begleitet, das die beschlossenen Maßnahmen regelmäßig auf ihre Wirkung, Effizienz und Akzeptanz prüft.
Anna Buchschwenter ist Reporterin im ZDF-Studio in Thüringen.
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