Handyverbote an Schulen: Diese Regeln gelten jetzt

FAQ

Smartphones in Schulen:Strengere Handyregeln zum Unterrichtsstart

von Philip Traxel
|

Zurück im Klassenzimmer stoßen viele Schüler auf verschärfte Regeln zum Umgang mit Smartphones. Was gilt in welchem Bundesland? Und sind die Verbote zulässig?

Handynutzung an Schulen, Symbolbild

Nach den Ferien gelten mancherorts neue Regeln zur Handynutzung in Schulen.

Quelle: dpa

Zum Start des neuen Schuljahres haben Brandenburg, Bremen, Hessen, Schleswig-Holstein und Thüringen ihre Vorschriften verschärft und setzen verstärkt auf Verbote. Ziel ist es, die private Handynutzung weitgehend aus den Schulen zu verbannen, um die Konzentration zu fördern und die sozialen Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen zu stärken.

In mehreren europäischen Ländern sind umfassende Handyverbote an Schulen bereits Realität. Hierzulande liegt das Schulrecht in der Zuständigkeit der Bundesländer, die eigenständig über Regelungen an ihren Schulen entscheiden. Eine bundesweite Vorgabe lehnte die Kultusministerkonferenz noch im Mai ausdrücklich ab.

28.02.2024, Bremen: Ein Tablet und Handy liegen an einer Schule im Unterricht am Platz einer Schülerin.

An Schulen in Bremen gilt ab dem neuen Schuljahr ein Handyverbot von der 1. bis zur 10. Klasse. Auf dem Gelände müssen die Geräte so verstaut sein, dass sie nicht sichtbar sind.

14.08.2025 | 1:33 min

Wer entscheidet über Smartphone-Regeln an Schulen?

Ein Bundesland kann ein generelles Handyverbot erlassen, an das sich die Schulen dann halten müssen. Gibt es eine solche Vorgabe nicht, entscheiden die Schulen selbst in ihrer Schul- oder Hausordnung, ob sie Verbote einführen oder die Handynutzung auf andere Weise regeln. Über die Schulordnung beschließt die Schule eigenständig, in der Regel unter Einbeziehung verschiedener Gremien.

Diese Regeln gelten in den einzelnen Bundesländern:

















Verbote beziehen sich, so auch nach dem hessischen Schulgesetz, ausschließlich auf die Nutzung, nicht auf das Mitbringen von Smartphones. Mirjam Rose, Rechtsanwältin für Schulrecht in Frankfurt am Main, misst den neuen Regelungen wenig neue praktische Bedeutung für den Schulalltag bei.

Die Verbote im Gesetz sind nicht extrem, es handelt sich nur um ein Verwendungsverbot.

Mirjam Rose, Rechtsanwältin für Schulrecht

Dürfen Lehrerkräfte Smartphones konfiszieren?

Wie Rose erklärt, dürfte nach der neuen gesetzlichen Regelung das präventive Einsammeln von Handys durch Lehrkräfte rechtlich unzulässig sein. Eine solche Maßnahme könnte gegen das Eigentumsrecht und das allgemeine Persönlichkeitsrecht verstoßen.

Vorsicht ist jedoch geboten bei Prüfungen, da mancherorts bereits das Mitführen eines ausgeschalteten Smartphones als Täuschungsversuch gewertet wird.

08.04.2025, Baden-Württemberg, Stuttgart: Ein Schild mit einem durchgestrichenen Smartphone und der Aufschrift "Auf dem ganzen Schulgelände - zu jeder Uhrzeit! DANKE!" hängt am Zugangstor zum Schulhof eines Gymnasiums und weist auf ein generelles Handyverbot hin.

Einige Bundesländer haben Handys an Schulen verboten. Die Frage treibt nicht nur Lehrkräfte und Eltern um - sie ist auch Thema bei der Bildungsministerkonferenz.

26.06.2025 | 1:33 min

Besser mehr Rechtssicherheit oder mehr Autonomie?

Die landesgesetzlichen Regelungen, die teils abgestufte Verbote vorsehen, bieten Schulen und Lehrkräften einen rechtlichen Rahmen, in dem sie sich sicher bewegen können, meint die Psychologin Katharina Scheiter.

Übergeordnete Regelungen schaffen Rechtssicherheit.

Katharina Scheiter, Professorin für Digitale Bildung an der Universität Potsdam

Die Expertin plädiert dennoch für einen gewissen Interpretationsspielraum. Schulen müssten die Handynutzung individuell gestalten können, abhängig etwa von den Gegebenheiten des Schulgebäudes oder der Zusammensetzung der Schülerschaft.

Auch ohne generelles Verbot im Schulgesetz gilt in vielen Schulen ein Handyverbot. Zumindest im Unterricht sind privat genutzte Handys meist tabu. Lehrkräfte finden bereits gute Wege im Umgang hiermit, berichtet Scheiter.

Schülerin, die ihr Handy für den Unterricht in den Rucksack steckt

38 Prozent der Schüler in Italien sind im Unterricht abgelenkt. Darum will Schulminister Giuseppe Valditara Handys an Schulen verbieten.

15.10.2024 | 1:58 min

Welche Chancen haben Klagen gegen Handyverbote?

Rechtsanwältin Rose hält Klagen dennoch für denkbar, etwa bei überzogenen Verboten oder langer Einziehung. Doch meist dürfte das besondere Feststellungsinteresse, also ein berechtigtes Interesse an einer gerichtlichen Klärung, fehlen.

Klagen gegen Handyverbote oder -konfiszierungen sind in der Praxis schwierig, da die Maßnahme meistens schon wieder beendet ist und dann ein besonderes Feststellungsinteresse vorliegen muss.

Mirjam Rose, Rechtsanwältin für Schulrecht

Mädchen mit Smartphone in der Hand

Im Sog von Social-Media kommen vor allem Jugendliche nicht mehr vom Bildschirm los. Genau das ist das Ziel von Instagram, Tiktok und Co. Bei einigen führt dies zur Sucht.

06.12.2024 | 28:00 min

Was bringen Handyverbote in Schulen?

Eindeutige Ergebnisse aus der Forschung, die Auswirkungen von Handyverboten auf Leistung und Wohlbefinden im Schulalltag belegen, gibt es nicht. Psychologin Katharina Scheiter zufolge müssten etwaige Verbote durch alternative Maßnahmen begleitet werden.

Die Handynutzung ist oft nur ein Symptom der Ablenkung, aber nicht immer die Ursache.

Katharina Scheiter, Professorin für Digitale Bildung Universität Potsdam

Das bloße Entfernen der Geräte führe nicht automatisch zu mehr Konzentration oder besseren sozialen Interaktionen. Um positive Effekte zu erzielen, müsse die Schule als attraktiver Lebensraum gestaltet werden. Nur so könne Lernleistung und soziales Miteinander tatsächlich gefördert werden, glaubt Scheiter.

Sie findet es besonders wichtig, Schüler*innen in Entscheidungen einzubeziehen. Einseitige Verbote könnten gerade dann schaden, wenn sich junge Menschen sowieso übergangen fühlen, sagt Scheiter.

Ein Mädchen sitzt auf der Couch und guckt in das Tablet ihrer Eltern.

Viele Kinder surfen stundenlang ungeschützt im Netz. Eine Petition fordert nun ein Verbot sozialer Medien für unter 16-Jährige. Der Bundestag will darüber beraten.

29.06.2025 | 1:34 min

Kommt ein generelles Social-Media-Verbot?

Diskutiert wird auch ein generelles Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche, wie es kürzlich in Australien eingeführt wurde, und wie es auch einige Politiker*innen in Deutschland fordern. Auch eine Altersgrenze von 16 Jahren steht im Raum. Doch ein Verbot allein reicht nicht aus, warnen Kritiker.

Nur weil man in der Schule Handyverbote einführt, werden Kinder und Jugendliche ihr Medienverhalten in der Freizeit nicht ändern.

Katharina Scheiter, Professorin für Digitale Bildung an der Universität Potsdam

Bildungsexpert*innen sind sich einig, dass es dazu Aufklärung und eine Förderung der Medienkompetenz braucht. Ansonsten könnte selbst ein Smartphone-Verbot wirkungslos bleiben.

Philip Traxel ist Reporter in der ZDF-Redaktion Recht und Justiz.

Digital Detox
:Warum es schwerfällt, das Handy wegzulegen

Bis zu 43 Stunden in der Woche nutzen Jugendliche ihr Smartphone. Immer mehr junge Menschen wollen diesem Sog entkommen, doch das ist nicht so leicht. Eine Expertin erklärt, warum.
von Torben Heine
Mädchen liegt mit Smartphone im Bett

Mehr zu Handyverboten an Schulen