Handyverbot an Schulen in Bremen: Wie ist die Meinung vor Ort?
Smartphone-Verbot bis Klasse 10:Was sie an Bremer Schulen vom Handyverbot halten
von David Römhild und Natascha Tietjen, Bremen
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Die Stadt Bremen erlässt ein Handyverbot - von der Grundschule bis zur Sekundarstufe I. Das soll das Wohlbefinden der Kinder schützen. An den Schulen sind nicht alle begeistert.
Vor allem Jugendliche kritisieren das Handyverbot an Schulen in Bremen.
Quelle: dpa
An Schulen im Bremer Stadtgebiet gilt ab 14. August, dem ersten Schultag nach den Ferien: Smartphones aus! Zwar dürfen Smartphones und -watches weiter in die Schule mitgebracht werden, sie müssen aber ausgeschaltet in der Tasche bleiben. Das regelt ein Erlass der Bremer Bildungsbehörde aus dem Frühsommer.
Handys lenken Schülerinnen und Schüler ab, stören die Aufmerksamkeit, beschränken dadurch das Lernen.
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Sascha Karolin Aulepp (SPD), Senatorin für Kinder und Bildung Bremen
Smartphones hätten in der Schule keinen Platz, das Verbot schaffe einen klaren Rahmen, begründet Senatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD) im ZDF-Interview die Maßnahme.
Sie wolle erreichen, dass auch ältere Schülerinnen und Schüler in den Pausen nicht "auf ihre Handys starren, sondern eben auch miteinander kommunizieren und dass gerade Jugendliche auch erfahren, das funktioniert ohne Handy." Die Entscheidung stütze sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse.
Bildungswissenschaftler warnen vor "Brain-Drain-Effekt"
Besonders Kinder im Grundschulter seien noch nicht medienkompetent, sagt Professor Robert Baar von der Universität Bremen. Ihnen fehle im Umgang mit dem Smartphone die Fähigkeit zur Selbstregulation, sie bräuchten daher mehr Kontrolle und Begleitung.
Selbst ein ausgeschaltetes Handy könne immer noch ablenken, durch den sogenannten "Brain-Drain-Effekt", sagt Baar: "Es reicht schon aus, […] dass es zum Beispiel in ihrer Schultasche ist. Und dass dann praktisch diese Gedanken, diese Aufmerksamkeit in diese Tasche fließt."
Hessen und einige andere Bundesländer planen ab kommendem Schuljahr die Handynutzung in der Schule grundsätzlich zu verbieten. Bei den Schülern kommt das nicht so gut an.27.03.2025 | 1:36 min
Jugendliche gegen Smartphone-Verbot
Man wird erwachsen und man hat keinen Bock mehr auf dem Schulhof zu spielen. […] Man könnte in der Pause mit dem Handy chillen.
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Mohammed Fatka, Schüler
Mit Instagram, TikTok und Snapchat bringen es Madleen, Djamila und Mohammed aus der 10. Klasse auf mehr als fünf Stunden Bildschirmzeit pro Tag. Obwohl an ihrer Oberschule, wie an vielen Bremer Schulen, bereits eine individuelle Regel die Nutzung von Smartphones streng limitiert.
Den Jugendlichen geht das Verbot zu weit: "Ab der siebten Klasse kann man sein Handy ruhig selbst haben", sagt die 15-jährige Madleen, "dann ist man ja auch kein Kind mehr, man weiß ja, wie man sich etwas einteilen kann".
Sollten Handys an Schulen verboten werden? Darüber diskutieren Armin Schwarz (CDU), Kultusminister in Hessen, und Kai Hanke, Geschäftsführer Deutsches Kinderhilfswerk.28.11.2024 | 12:30 min
Elternbeirat begrüßt Aus für Smartphones im Klassenraum
Wir sehen das grundlegend positiv, dass die Kinder auch mal ein bisschen entspannen können.
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Marco Hünecke, ZentralElternBeirat Bremen
Um die Erreichbarkeit der Schülerinnen und Schüler mache er sich keine Sorgen, sagt Marco Hünecke von der Elternvertretung in Bremen. Weil sie im Unterricht häufig bereits digitale Hilfsmittel wie Tablets verwenden, könnten Kinder und Jugendliche durch das Handyverbot nun "mal zwischendurch ein bisschen abschalten".
Fast jeder Jugendliche hat ein Smartphone. Das bietet Vor- und Nachteile und kostet Geld. Eltern sollten das Kind bei den ersten Schritten eng begleiten und auch Grenzen setzen.08.07.2024 | 4:02 min
Handy-Nutzung: Bremerhaven setzt auf individuelle Regelung
Das Handyverbot gilt nur an Schulen der Stadt Bremen, nicht aber in Bremerhaven, das ebenfalls zum Bundesland gehört. Aus pädagogischen Gründen spreche nichts dagegen, teilt der zuständige Schuldezernent Hauke Hilz (FDP) auf ZDF-Anfrage mit.
In Bremerhaven habe sich bewährt, Regelungen "im Rahmen der pädagogischen Arbeit und der Beteiligung von Schülerinnen und Schülern" zu treffen, womit "die individuelle Situation an den Schulen berücksichtigt" werde. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass man in Bremerhaven "zu einem späteren Zeitpunkt zu einer anderen Einschätzung" komme, so Hilz.
Ich beobachte die Entwicklung in der Stadt Bremen genau.
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Hauke Hilz (FDP), Dezernent für Schule Bremerhaven
An den Oberstufen sollen die Bremer Schulen weiter selbst entscheiden, welche Smartphone-Regeln gelten. Für die Klassen 1 bis 10 soll es Ausnahmen geben, wenn etwa ein Handy aus medizinischen Gründen notwendig ist.
David Römhild und Natascha Tietjen berichten aus dem ZDF-Studio in Bremen.
Bildungsministerin Prien will private Handynutzung an Grundschulen verbieten. Zudem sollen frühe verpflichtende Sprachtests Schulabbrüche verringern und Bildungschancen verbessern.