Zahlen höher als erwartet: Mehr Angriffe auf Flüchtlingsheime
Zahlen höher als erwartet:Mehr Angriffe auf Flüchtlingsheime
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Die Zahl der politisch motivierten Angriffe auf Unterkünfte von Geflüchteten ist mit 255 höher, als bisher gedacht. Die Linke macht dafür das politische Klima verantwortlich.
Flüchtlingsunterkünfte sind wieder stärker Angriffen ausgesetzt. Das zeigen Zahlen der Bundesregierung.
Quelle: dpa
Die Zahl der politisch motivierten Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte ist 2024 auf den höchsten Wert seit 2017 gestiegen. Das berichtet die "Neue Osnabrücker Zeitung" unter Berufung auf Nachmeldungen der Bundesregierung. Demnach wurden im vergangenen Jahr 255 entsprechende Straftaten registriert.
Vor einigen Wochen war das Bundesinnenministerium noch von einem geringeren Wert (218) ausgegangen. 2023 lag die Zahl mit 176 deutlich niedriger. 2017 waren es jedoch noch bedeutend mehr gewesen - insgesamt 284 einschlägige Delikte.
In vielen Flüchtlingsunterkünften in Thüringen ist die Situation noch immer angespannt. Deshalb spielt das Thema auch bei der Landtagswahl im September ein wichtige Rolle im Wahlkampf.02.07.2024 | 1:59 min
30 Straftaten bereits seit Januar 2025
Für das erste Quartal 2025 wurden den Angaben zufolge bislang 30 politisch motivierte Straftaten registriert, bei denen Unterkünfte für Geflüchte Tatort oder Angriffsziel waren. In sechs Fällen habe die Polizei Tatverdächtige ermittelt, hieß es.
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Linke: Rechtsruck Grund für Anstieg
Die Innenpolitikerin der Linken, Clara Bünger, begründete den Anstieg der Angriffe mit einem allgemeinen Rechtsruck. "Das gesellschaftliche Klima hat sich in den letzten Jahren besorgniserregend nach rechts verschoben", sagte Bünger der NOZ.
Es ist wenig überraschend, dass Rassisten sich unter diesen Umständen ermutigt fühlen, individuell oder kollektiv Geflüchtete zu bedrohen, sie körperlich anzugreifen oder ihre Unterkünfte zu zerstören.
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Clara Bünger, Linke
Die Schuld daran trägt laut Bünger nicht allein die AfD, sondern in einer politischen Haltung dazu: "Von SPD bis AfD herrscht weitgehende Einigkeit, dass man möglichst wenige Geflüchtete aufnehmen will". Schutzsuchende würden "als Feinde und Eindringlinge markiert, die möglichst pauschal an den Grenzen abgewiesen werden sollen.
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Mehr politisch motivierte Straftaten insgesamt
Auch die Zahl der politisch motivierten Straftaten gegen Geflüchtete außerhalb von Unterkünften ist 2024 mit den Nachmeldungen durch die Bundesregierung weiter gestiegen: auf insgesamt 2.271. Darunter waren 287 Gewalttaten, infolge derer 235 Menschen verletzt wurden.
Damit liegt die Zahl der Angriffe auf Geflüchtete zwar leicht unter dem Jahr 2023 mit 2.450 Vorfällen, aber nach wie vor auf hohem Niveau. Im ersten Quartal dieses Jahres gab es 249 solcher Fälle.