Der Kampf ums Grundwasser:Wie in Brandenburg Red Bull zum Dilemma wird
Obwohl das Grundwasser zurückgeht, darf in Baruth die Industrie Millionen Kubikmeter abpumpen. Zum Wohle der Wirtschaft - zum Ärger einer Bürgerinitiative.
Im brandenburgischen Baruth produzieren Red Bull und sein Partner Rauch in Zukunft Getränke. Zwar schafft die Fabrik Arbeitsplätze, doch die Bürger kritisieren den hohen Grundwasserverbrauch des Konzerns.
12.09.2025 | 2:01 minWie ein Mahnmal ragt der Badesteg am Groß Glienicker See ins Schilf. Längst liegt er komplett im Trockenen. Das Wasser vom See ist meterweit entfernt. Die Uni Potsdam führt penibel Buch; weil das Grundwasser seit Jahren zurückgeht, fällt auch der Pegelstand - Jahr für Jahr. Hier ist das Problem offensichtlich; weiter südlich in Baruth muss man genauer hinschauen.
In Brandenburg regnet es weniger als anderswo, viele Seen trocknen aus. In Baruth wächst der Protest gegen Red Bull, das für eine Produktionsausweitung viel Wasser entnehmen will.
06.09.2025 | 2:00 minRed Bull und Rauch nutzen Urstromquelle
Seit 1616 herrschen hier Stadtrechte, groß gewachsen ist Baruth jedoch nie. Gerade mal 1.500 Einwohner leben hier; aber die Stadt hat einen Schatz - ihre Urstromquelle. Die nutzte nach der Wende bereits eine Mineralwasserfabrik. Als die vor drei Jahren zumachte, griff Red Bull entschlossen zu. Gemeinsam mit der ebenfalls aus Österreich stammenden Obstsaft-Firma Rauch investiert man hier im großen Stil.
Die Fabrik wird weiter ausgebaut. Zudem soll bald noch ein Werk für Aluminiumdosen errichtet werden, plus Logistikzentrum - ein gigantischer Produktionscampus. Siebzehn Hektar Wald werden dafür gerodet und laut Landesvorschrift an anderer Stelle in doppelter Größe wieder aufgeforstet.
Landesamt für Umwelt: Keine Übernutzung des Grundwassers
Bis zu 7.000 Kubikmeter Grundwasser dürfen pro Tag aus rund 100 Metern Tiefe abgepumpt werden; das summiert sich im Jahr auf rund 2,5 Millionen. Das zuständige Landesamt für Umwelt sagt zwar: Seit 30 Jahren ist das Grundwasser in Baruth rückläufig, hält diese Menge dennoch für vertretbar: "Aus den bisher erhoben Monitoring-Daten sind keine Tendenzen abzuleiten, die auf eine Übernutzung der erneuerbaren Grundwasservorräte hinweisen würden."
So sieht das auch der Werkleiter des städtischen Wasserbetriebs WABAU, Frank Zierath: "Bloß weil die Firma Red Bull heißt, hat die doch trotzdem Anrecht darauf zu produzieren. Und wir sind froh, dass wir diese Firma hier haben. Ansonsten hätten wir heute dort eine Industriebrache von 30 Hektar und 200 Arbeitsplätze verloren."
Doch eine neu gegründete Bürgerinitiative hält dagegen: Sie bezweifelt, dass all das noch zeitgemäß ist. Andere Wissenschaftler kämen zu ganz anderen Ergebnissen. Sie verlangt Transparenz sowie ein neues Gutachten. "Es muss ein Urgedanke sein, dafür zu sorgen, dass auch für die nächsten Generationen noch genügend Wasser da ist", sagt Maik Mugler vom Ressourcen-Bündnis Baruth: "Wir können nicht heute sagen, wir saugen das aus!"
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27.05.2025 | 8:37 minBürgerinitiative: Grundwasserverlust höher als bei Tesla
Als Reaktion auf diese Vorwürfe soll nun ein neues Gutachten in Auftrag gegeben werden. Dabei offenbart der Anspruch der WABAU erstaunliche Weitsicht: Man wolle eine Vorausschau auf die nächsten 100 Jahre, sagt Frank Zierath: "Die meisten interessiert: Haben meine Enkel und Urenkel noch ausreichend Wasser zur Verfügung? Ich sage aus der heutigen Sicht: auf jeden Fall!" Das aber nimmt ihm die Bürgerinitiative nicht ab: Hier in Baruth gehe mehr Grundwasser verloren als bei Tesla in Grünheide.
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03.01.2025 | 32:10 minRed Bull und Rauch werden aufgrund der hohen Investitionen auf Jahre keine Gewerbesteuer zahlen. Und wie sehr sie fürs Wasser zur Kasse gebeten werden ist Betriebsgeheimnis. Die Gegenleistung aber ist bekannt. Baruth gewährt Entnahmerechte für die nächsten 25 Jahre.
Entsprechend zufrieden ist Björn Hofbauer, der Koordinator der Fabrikanlagen: "Wir haben sehr viel Unterstützung durch die Politik und durch die Wirtschaftsförderung erfahren von Seiten der Gemeinde und der breiten Öffentlichkeit, die uns hier unterstützt." Man sei äußerst zuversichtlich, all das zu einem "sehr erfolgreichen Produktionscampus ausbauen zu können."
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