Sebnitz: Dachdecker schaltet rassistische Anzeige in Amtsblatt

Werbeanzeige von Dachdeckerfirma:Sachsen: Rassistisches Inserat löst Empörung aus

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Im Amtsblatt der sächsischen Stadt Sebnitz ist eine Anzeige geschaltet worden, die rassistische und antisemitische Begriffe enthielt. Die Stadtverwaltung weist die Schuld von sich.

Blick auf den Markt der Großen Kreissstadt im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
In einem Amtsblatt der Großen Kreisstadt Sebnitz erschien ein rassistisches Inserat. (Symbolbild)
Quelle: dpa

Eine menschenverachtende Anzeige im Amtsblatt der Stadt Sebnitz in Sachsen sorgt für Empörung. Eine ortsansässige Dachdeckerfirma hatte dort einen Ausbildungsplatz in Aussicht gestellt - schloss dabei aber bestimmte Menschen aus, die mit antisemitischen, rassistischen und diskriminierenden Begriffen beschrieben wurden.
Die Stadtverwaltung distanzierte sich von der "Anzeige mit verachtendem und ausländerfeindlichem Inhalt". "So etwas zu lesen ist beschämend und untragbar. Wir sind ebenso bestürzt und versuchen aktuell die Lage aufzuklären", schrieb die Verwaltung auf Facebook.
Mit Plakaten und Bildern der Ermordeten erinnern Teilnehmer einer Gedenkveranstaltung auf dem Marktplatz von Hanau an die Opfer der rassistisch motivierten Anschläge von Hanau im Jahr 2020. Auf einem Schild steht "Rassismus tötet".
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Strafanzeigen nach rassistischer Anzeige

Die Stadt Sebnitz sei ausschließlich für den redaktionellen Teil des "Grenzblattes" - so heißt das Amtsblatt - verantwortlich und kenne den Anzeigenteil bis zur Veröffentlichung auch nicht, teilte die Verwaltung mit. Dieser liege allein in der Verantwortung des Verlages.

Wir distanzieren uns ausdrücklich und entschieden von den in der privaten Anzeige verwendeten Ausdrücken sowie dem menschenverachtenden Gedankengut, das ihr zugrunde liegt.

Stadtverwaltung Sebnitz auf Facebook

"Volksverhetzung, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit haben bei uns keinen Platz und werden in jeder Form abgelehnt", hieß es von der Stadtverwaltung. Man habe gegen den Verfasser der Anzeige sowie den Verlag eine Strafanzeige gestellt.
Der Verlag seinerseits distanzierte sich auf MDR-Anfrage von der Veröffentlichung der Anzeige und sprach von einem "schwerwiegender Fehler, für den wir aufrichtig um Entschuldigung bitten. Wir bedauern zutiefst, dass er geschehen ist." Inzwischen hat die Stadt eine neue Version des Amtsblatts auf ihre Homepage gestellt - ohne die entsprechende Seite.
Die Dachdeckerfirma war für eine Anfrage zunächst nicht zu erreichen.
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Linke: "Inserat eindeutig antisemitisch und rassistisch"

Aus den Reihen der Linken gab es ebenfalls Strafanzeigen - gegen die Firma, den Verlag und die Stadtverwaltung. "Das ist Volksverhetzung, das Inserat ist eindeutig antisemitisch und rassistisch", betonte die sächsische Landesparteichefin Susanne Schaper.
Die Stadtverwaltung könne sich nicht damit herausreden, dass sie nur den redaktionellen Teil kenne und verantworte. Anzeigen in einem Amtsblatt würden der Stadt zugeordnet. "Wir erwarten, dass die Stadtverwaltung umgehend ihre Abläufe ändert und sicherstellt, dass niemand mehr menschenverachtende Inhalte im Blatt platzieren kann."

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Quelle: dpa

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Quelle: dpa, KNA

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