Bidens Verfall: Buch zeigt, wie schlecht es ihm wirklich ging

Ex-US-Präsident:Bidens Verfall im Amt: Buch enthüllt Details

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Zu müde, zu alt? Vor allem gegen Ende seiner Amtszeit wirkte Ex-US-Präsident Biden kraftlos, verwirrt. Ein neues Buch zeigt auf, dass es ihm wohl noch schlechter ging als bekannt.

Auf dem Bild ist Joe Biden, Präsident der USA zu sehen.
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Mitarbeiter, die darüber nachdenken, ihn in einen Rollstuhl zu setzen, Berichte, wonach er seinen langjährigen Freund, Hollywoodstar George Clooney, nicht mehr erkennt - ein neues Buch über Ex-Präsident Joe Biden zeichnet das düstere Bild seines Verfalls im Amt.
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Für das Buch über das Ende der Biden-Präsidentschaft führten die angesehenen Journalisten Jake Tapper von CNN und Alex Thompson von Axios nach eigenen Angaben Interviews mit mehr als 200 Personen aus dem Umfeld Bidens und der Demokratischen Partei, die meisten nach der Wahlniederlage.
Der 82-jährige Biden selbst hatte erst kürzlich Berichte über einen Abbau bestritten.

Mitarbeiter wollten Rollstuhl für Biden

Nachdem Biden 2023 einmal vor laufenden Kameras hingefallen war, und teils immer unsicherer ging, diskutierten enge Mitarbeiter des Präsidenten nach Angaben der Zeitung "The Hill", der Ausschnitte des Buchs vorlagen, ob sie Biden zu einem Rollstuhl überreden sollten.
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Sie beschlossen dann aber, dass es im Wahlkampf gegen den Republikaner Donald Trump politisch nicht gegangen wäre. Deshalb wollten sie es auf die Zeit nach der Wahl verschieben. Stattdessen achteten sie auf kurze Wege, und eine ständige Begleitung.

Umfeld Bidens versuchte, Aussetzer zu verbergen

Bis zum letzten Tag seiner Präsidentschaft hätten sich Biden und seine engsten Vertrauten nicht eingestehen wollen, dass seine Energie, seine kognitiven Fähigkeiten und seine Kommunikationsfähigkeit erheblich nachgelassen hatten, schrieben die Autoren des Buchs in der Zeitschrift "The New Yorker". "Schlimmer noch, sie versuchten mit verschiedenen Mitteln, dies zu verbergen."
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Assistent muss ihm Clooneys Namen zuraunen

Als Beispiel für geistige Aussetzer führen die Autoren eine Begegnung mit Hollywoodstar Clooney an, den der Präsident seit vielen Jahren persönlich kennt. Im Juni 2024, als Biden von einem G7-Gipfel in Italien zurückkehrte, erschien er den Angaben zufolge bei einer von Clooney organisierten Spendengala.
George Clooney und Joe Biden
Eigentlich alte Freunde: George Clooney und Joe Biden.
Quelle: AP

Dabei habe Biden den weltbekannten Schauspieler offenbar nicht erkannt, als er vor ihm stand und ihn nur standardmäßig begrüßt. "Sie kennen George", habe ein Assistent des Präsidenten ihm zugeraunt. "Ja, ja", sagte der Präsident demnach zu dem Star und Gastgeber der Benefizveranstaltung. "George Clooney", habe der Assistent noch einmal wiederholt.

Clooney in der NYT: Brauchen neuen Kandidaten

Clooney war den Angaben zufolge geschockt, dass Biden so gealtert schien und ihn nicht erkannt habe. Nachdem Biden Ende Juni bei der Debatte gegen Trump ein desaströses Bild abgegeben hatte, veröffentlichte Clooney am 10. Juli in der "New York Times" (NYT) einen viel beachteten Artikel mit dem Titel "Ich liebe Joe Biden. Aber wir brauchen einen neuen Kandidaten", in dem er Biden zum Rückzug aufforderte. Er schreibt:

Mit diesem Präsidenten werden wir im November nicht gewinnen. [...] Das ist nicht nur meine Meinung, das ist die Meinung aller Senatoren, Kongressmitglieder und Gouverneure, mit denen ich unter vier Augen gesprochen habe. Jeder einzelne von ihnen, unabhängig davon, was er oder sie öffentlich sagt.

George Clooney in der "New York Times"

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Ex-Mitarbeiter kritisiert Biden harsch

Ein ehemaliger führender Mitarbeiter der Harris-Kampagne, David Plouffe, übte in dem Buch scharfe Kritik an dem späten Rückzug Bidens.

Wir wurden als Partei von Biden dermaßen verarscht.

David Plouffe, Ex-Mitarbeiter in der Harris-Kampagne

So zitieren die Autoren Plouffe. Die gut 100 Tage nach dem Rückzug bis zur Wahl seien viel zu kurz gewesen.

Biden dementiert erneut Verfall

Ein Sprecher Bidens, der nicht genannt werden wollte, sagte dem Newsportal Axios: "Ja, es gab körperliche Veränderungen, als er älter wurde, aber Anzeichen des Alterns sind kein Beweis für geistige Unfähigkeit." Biden selbst hatte wenige Tage zuvor bei einem TV-Auftritt den Vorwurf eines kognitiven Abbaus während seiner Zeit im Weißen Haus erneut zurückgewiesen. Berichte über eine angeblich drastische Verschlechterung seines Zustands im letzten Amtsjahr seien falsch und entbehrten jeder Grundlage, sagte er.
Das Buch mit dem Titel "Original Sin: President Biden's Decline, Its Cover-Up, and His Disastrous Choice to Run Again" (auf Deutsch unter dem Titel "Hybris -Verfall, Vertuschung und Joe Bidens verhängnisvolle Entscheidung") erscheint in der kommenden Woche.
Quelle: dpa, AFP

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