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Erdogans wichtigster Kontrahent:Türkei: Tausende demonstrieren für Imamoglu
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Tausende Menschen sind in Istanbul gegen die Verhaftung von Bürgermeister Imamoglu auf die Straße gegangen. Kurz zuvor wurden in Izmir Mitarbeiter der Stadtverwaltung festgenommen.
In Istanbul haben am Dienstag mindestens 10.000 Menschen gegen die Verhaftung und Absetzung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamgolu vor 100 Tagen demonstriert.
Vor der Stadtverwaltung riefen sie in Sprechchören Parolen wie "Gegen den Faschismus, Schulter an Schulter" oder "Präsident Imamoglu". Zu dem Protest hatte seine oppositionelle CHP-Partei aufgerufen.
Dieser Kampf richtet sich gegen den Faschismus, für die Freiheit.
Özgür Özel, CHP-Chef
"Heute stehen wir alle zusammen an dem Ort, an dem alles begann", sagte CHP-Chef Özgür Özel bei der Kundgebung vor dem Istanbuler Rathaus.
Präsidentschaftskandidat in Haft
Imamoglu, der als wichtigster innenpolitischer Rivale von Präsident Recep Tayyip Erdogan gilt, war Mitte März festgenommen worden. Ein Gericht ordnete kurz darauf Untersuchungshaft wegen Korruptionsvorwürfen an. Imamoglu weist die Vorwürfe zurück.
Die Festnahme des populären Oppositionspolitikers löste die größte Protestwelle in der Türkei seit den sogenannten Gezi-Protesten im Jahr 2013 aus. Tausende Menschen wurden festgenommen.
Die CHP kürte Imamoglu unmittelbar nach dessen Festnahme zu ihrem Präsidentschaftskandidaten. Die nächsten regulären Wahlen sollen 2028 stattfinden.
Festnahmen in türkischer Oppositionshochburg Izmir
Der Protest in Istanbul fällt zusammen mit einem weiteren heftigen Schlag für die Partei von Imamoglu: Am Morgen wurden in der Oppositionshochburg Izmir Berichten zufolge mehr als 120 Mitarbeiter der Stadtverwaltung festgenommen.
Der frühere Bürgermeister Tunc Soyer und zahlreiche "ranghohe Mitarbeiter" seien wegen Korruptionsvorwürfen in Gewahrsam genommen worden, schrieb CHP-Vize-Chef Murat Bakan im Onlinedienst X. Insgesamt seien 157 Haftbefehle ausgestellt worden, berichteten der Sender NTV und die Zeitung "Cumhuriyet".
Die Partei sieht sich als Opfer einer von der Regierung instrumentalisierten Justiz. CHP-Vize Bakan beklagte ein "politisches" Manöver. Gegen viele der Festgenommenen liefen bereits Ermittlungen, sagte er. "Wenn sie zu Aussagen aufgefordert worden wären, hätten sie dies getan." Er zog Vergleiche zur Festnahme von Imamoglu und zahlreicher weiterer Oppositionspolitiker in Istanbul.
Quelle: dpa, AFP
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