Kaufstreik der Opposition:Türkei: Ermittlungen wegen Boykottaufrufen
Aus Protest gegen die jüngsten politischen Entwicklungen hat die türkische Opposition zu einem Einkaufsboykott aufgerufen. Daraufhin wurden elf Menschen vorübergehend festgenommen.
Hunderttausende treibt es in Istanbul erneut auf die Straßen, für die Freilassung ihres Bürgermeisters Imamoglu. Die Opposition spricht von politischer Justiz – Erdogan von Terror.
29.03.2025 | 2:38 minElf Menschen, die in der Türkei im Zusammenhang mit Boykottaufrufen gegen mutmaßlich regierungsnahe Marken und Unternehmen verhaftet worden waren, sind wieder freigelassen worden. Sie seien unter der Bedingung von Ausreisesperren entlassen worden, wie der oppositionelle Sender Halk TV berichtete.
Insgesamt habe es Haftbefehle gegen 16 Verdächtige gegeben, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu zuvor. Unter den Freigelassenen war demnach der Schauspieler Cem Yigit Üzümoglu, der in der Netflix-Doku-Serie "Rise of Empires: Ottoman" mitwirkte. Fünf Personen werden noch gesucht, hieß es.
Als eine "Bewegung der Gewalt" verurteilt Präsident Erdogan die Proteste gegen die Verhaftung von Oppositionspolitiker Imamoglu. Derweil gehen die Menschen weiter auf die Straße.
24.03.2025 | 3:03 minErmittlungen wegen Verbreitung von "Hass und Diskriminierung"
Die Ermittlungen seien wegen Verbreitung von "Hass und Diskriminierung" und "Aufstachelung zu Hass und Feindseligkeit in der Öffentlichkeit" unter anderem in den sozialen Medien eingeleitet worden.
Justizminister Yilmaz Tunc hatte zuvor die Aufrufe kritisiert. Ein Boykottaufruf, "der sich gegen bestimmte Marken richtet, ist eine organisierte Hetzkampagne gegen die Wirtschaftsordnung", hatte Tunc tags zuvor auf der Plattform X geschrieben.
Opposition boykottiert regierungstreue Unternehmen
Die Boykottaufrufe hängen mit der Inhaftierung des mittlerweile abgesetzten Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu zusammen. Oppositionelle appellierten an die Menschen, als Zeichen des Protests diverse Marken, Unternehmen, zahlreiche Medienanstalten, ein Veranstaltungsunternehmen und einige Autohersteller, die der Regierung mutmaßlich nahestehen, zu meiden. Am Mittwoch war zudem zu einem allgemeinen Konsumboykott aufgerufen worden.
Vonseiten der Regierung, darunter Kabinettsmitgliedern und der staatlichen Medienaufsicht RTÜK, hieß es, der Boykottaufruf der Opposition gegen Unternehmen und Rundfunkanstalten sei gescheitert. Unter anderem seien Einschaltquoten nicht belastet worden.
Hunderttausende treibt es in Istanbul erneut auf die Straßen, für die Freilassung ihres Bürgermeisters Imamoglu. Die Opposition spricht von politischer Justiz – Erdogan von Terror.
29.03.2025 | 2:38 minAnhaltende Proteste nach Festnahme von Imamoglu
Das Vorgehen gegen Imamoglu hat die Türkei in die schwerste Krise seit Jahren gestürzt. Hunderttausende gingen in der Folge bei regierungskritischen Protesten auf die Straße. Die Demonstranten werfen der Regierung vor, mit Hilfe der Justiz den größten Konkurrenten von Präsident Recep Tayyip Erdogan politisch kaltstellen zu wollen.
Bei einer Unterschriftensammelaktion für Imamoglu wurde ein CHP-Mitglied am Parteistand am Donnerstag nach Angaben der Partei auf offener Straße mit einem Messer angegriffen. CHP-Abgeordneter Murat Emir sprach von einem gezielten Angriff. Die wichtigste Oppositionspartei CHP, der Imamoglu angehört, rief zudem ab kommender Woche zu wöchentlichen Demonstrationen auf.
Nach der Verhaftung von Istanbuls Bürgermeister Imamoglu protestieren die Menschen in der Türkei gegen den Machtanspruch von Präsident Erdogan.
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