Wie weiter im Fall Epstein?:Ein "Gentleman"? Ex-Epstein-Partnerin schützt Trump
Ghislaine Maxwell spricht und schweigt zugleich. Der Fall Epstein bleibt in den USA politisch brisant. Vor allem für Donald Trump und sein Versprechen, alles offenzulegen.
Der Druck auf US-Präsident Trump wächst: Er blockiert die Veröffentlichung der Akten über den Sexualstraftäter Epstein. Sein Name taucht auch darin auf. Die Proteste wachsen.
25.07.2025 | 2:50 minHinter geschlossenen Türen exklusiver Sexpartys spielte sich eine dunkle Wahrheit ab. "Ich wurde wie ein Obstteller herumgereicht", erzählt Virginia Giuffre 2019 der BBC. Sie war 17, als sie in das Missbrauchsnetzwerk rund um Jeffrey Epstein geriet. Im April 2025 nahm sie sich das Leben. Bis heute ist der Fall Epstein nicht abgeschlossen. Im Gegenteil.
Seit Monaten fordern Teile der Öffentlichkeit Aufklärung über das Ausmaß seines Missbrauchsnetzwerks und die vollständige Freigabe der sogenannten "Epstein Files". Darunter auch lautstarke Stimmen aus dem MAGA-Lager ("Make America Great Again"), der politischen Bewegung rund um US-Präsident Donald Trump.
Bei den sogenannten "Epstein Files" geht es um tausende Seiten interner Dokumente, die potenziell Einblicke in ein weitverzweigtes Netzwerk aus Macht, Geld und sexuellem Missbrauch geben und mögliche Verbindungen zu prominenten Persönlichkeiten offenlegen könnten. Manche vermuten eine sogenannte "Kundenliste" Epsteins. Schätzungen zufolge umfasst das Material rund 100.000 Seiten, die sich im Besitz der US-Regierung befinden.
Im Juli hatte Justizministerin Pam Bondi auf Anweisung von Trump beantragt, Teile der Aussagen vor einer Grand Jury, also einem Geschworenen-Gremium, freizugeben. Doch ein US-Richter stellte sich diese Woche quer. Der New Yorker Bezirksrichter Richard Berman lehnte die Veröffentlichung der etwa 70 Seiten umfassenden Zeugenaussagen ab.
Seine Begründung: Sie seien lediglich ein "auf Hörensagen beruhendes Bruchstück" und stünden in keinem Verhältnis zu dem weitaus umfangreicheren Wissen, das die Regierung selbst bereits besitze. Statt einzelne Zeugenaussagen zu entsiegeln, solle die Regierung ihre eigenen Unterlagen zugänglich machen. Eine Stellungnahme des Justizministeriums blieb bislang aus.
Jetzt hat das US-Justizministerium Verhörprotokolle mit Ghislaine Maxwell veröffentlicht, Epsteins langjähriger Partnerin. Darin streitet sie die Existenz einer Kundenliste ab, ein zentrales Element vieler Verschwörungserzählungen. Die "New York Times" hat zentrale Punkte aus dem 300-Seiten-Transkript gefiltert.
1. Maxwell: Trump? Ein "Gentleman"
Maxwell bestätigte soziale Kontakte zwischen Trump und Epstein, betonte aber, der spätere Präsident sei nie in Epsteins kriminelle Machenschaften verwickelt gewesen. Den Vorwurf, sie habe im Jahr 2000 die minderjährige Virginia Giuffre in Trumps Resort für Epstein rekrutiert, wies sie zurück. Giuffre hatte behauptet, sie sei in den Missbrauchsring eingeführt und u. a. an Prinz Andrew "weitergereicht" worden.
Maxwell lobte Trump ausdrücklich: Er habe sich stets wie ein "Gentleman" verhalten. Auf eine mögliche Begnadigung angesprochen, sagte Trump kürzlich: "Ich habe noch nicht darüber nachgedacht." Maxwell wurde in ein Gefängnis mit niedrigerer Sicherheitsstufe verlegt.
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31.07.2025 | 19:32 min2. Partnerin zweifelt an Suizid Epsteins
Maxwell äußerte Zweifel an Epsteins Suizid in Haft, schloss aber auch einen Mord zur Vertuschung eines Sexhandelsrings aus. Sollte es doch ein Mord gewesen sein, vermute sie eher eine "interne Angelegenheit", ging aber nicht näher darauf ein. Laut US-Justizministerium beging Epstein 2019 Suizid. Hinweise auf ein Verbrechen gab es nicht.
3. Vom Trump-Anwalt zum Maxwell-Befrager
Der frühere Straftverteidiger Trumps, Todd Blanche, leitete das Interview mit Maxwell. Inzwischen ist er stellvertretender Generalstaatsanwalt im US-Justizministerium. Laut New York Times bombardierte er Maxwell mit Fragen zu Epsteins Kontakten zu Bill Clinton, vermied aber kritische Nachfragen zu Trump. Bei Fragen zu Trumps Vertrauten wich er aus.
Maxwell bestritt, dass Clinton oder Trump sich unangemessen verhalten oder Epsteins Privatinseln besucht hätten.
Widersprüchliche Aussagen zu den "Epstein-Files", auch von US-Justizministerin Bondi, haben das Misstrauen unter Trump-Anhängern verstärkt, so ZDF-Korrespondintin Heike Slansky.
17.07.2025 | 2:03 min4. Maxwell nennt Promis, dementiert Verstrickung
Bei Fragen zu Epsteins einflussreichem Netzwerk zeigte sich Maxwell zurückhaltend. Sie nannte zwar Namen wie Elon Musk, John Kerry, Kevin Spacey oder Naomi Campbell, betonte aber, es habe sich lediglich um "Freunde" oder geschäftliche Kontakte gehandelt.
Musk habe sie im Jahr 2010/11 auf einer Party von Google-Mitgründer Sergey Brin getroffen. Der Unternehmer hatte kürzlich behauptet, Trumps Name stehe in den "Epstein-Files" und sei deshalb nie veröffentlicht worden.
5. Maxwell weist Geheimdienst-Gerüchte zurück
Rechte Verschwörungserzählungen behaupten, Epstein habe für Geheimdienste wie FBI, CIA oder Mossad gearbeitet, um Erpressungsmaterial zu sammeln. Maxwell wies das zurück. Als Blanche sie fragte, ob sie je Kontakt zu einem Mossad-Agenten hatte, antwortete sie: "Nun, nicht absichtlich." "Wie bitte?" "Nicht absichtlich." Blanche ging darauf nicht weiter ein und wechselte das Thema.
Was bedeutet das nun für den Fall Epstein?
Der ehemalige stellvertretende FBI-Direktor Andrew McCabe stellt die Glaubwürdigkeit der Aussagen von Maxwell in Frage. Man habe den Eindruck, sie wusste genau, welche Informationen ihr etwas bringen könnten, sagte er auf CNN.
Maxwell habe Trump dabei auffällig wohlwollend beschrieben, stets in "respektvollsten Begriffen", so McCabe weiter, der sowohl unter Ex-Präsident Barack Obama als auch unter Trump diente.
Nichts an diesem Prozess war konventionell oder normal, aber es scheint, dass sowohl die Regierung als auch Maxwell genau das bekommen haben, was sie wollten.
Andrew McCabe, Ex-FBI-Direktor
Wie CNN weiter berichtet, betonen die Unterlagen jedoch, Maxwell habe trotz Kooperation keine Zusagen oder Vorteile erhalten.
Ist Trump den Fall Epstein nun los?
Trump hatte im Wahlkampf 2024 versprochen die "Epstein Files" freizugeben. Im Amt jedoch blockierte er, reagierte gereizt auf Nachfragen, auch von seiner eigenen Basis. Sein früherer Chefstratege Steve Bannon betonte:
Es geht nicht nur um den Pädophilen-Ring, es geht darum, wer uns regiert. Deshalb wird das Thema nicht verschwinden. Trump könnte 10 Prozent der MAGA-Bewegung verlieren.
Steve Bannon, Ex-Chefstratege von Trump
Mit der Veröffentlichung der Verhörprotokolle signalisiert die US-Regierung zwar Transparenz, doch Trumps zentrales Wahlversprechen bleibt unerfüllt: Die vollständigen Ermittlungsakten sind nach wie vor unter Verschluss.
Katharina Schuster ist Reporterin im ZDF-Studio in Washington D.C.
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