Längster Shutdown in den USA beendet: "Das ist kein Deal"

Wie Menschen im Land reagieren:Nach 43 Tagen Shutdown in den USA: "Das ist kein Deal"

von H. Lanz, P. Armbruster und B. Steineke, New York und Washington, D.C.

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Der längste Shutdown in der US-Geschichte endet mit einem Kompromiss - doch ist es wirklich einer? Reaktionen aus New York und Washington, D.C.

Man erkennt Donald Trump wie er im weißen Haus unterzeichnet

Nach 43 Tagen Stillstand endet der längste Shutdown der US-Geschichte. Demokraten und Republikaner einigten sich auf einen Kompromiss, mit dem beide Seiten unzufrieden sind.

13.11.2025 | 1:22 min

Olivia Cassandro ist enttäuscht vom Ergebnis: "Das ist kein Deal."

Der Shutdown ergibt keinen Sinn, wenn sie am Ende nicht über das verhandeln, was den Shutdown herbeigeführt hat.

Olivia Cassandro, New York

Durch den Auslauf der Krankenversicherungszuschüsse sind ihre Beiträge stark gestiegen. Dass im Januar, wenn erneut über den Haushalt verhandelt wird, eine bessere Lösung in Sicht ist, bezweifelt sie.

Wie zuvor im US-Senat schlossen sich am Mittwoch auch im US-Repräsentantenhaus einige Demokraten der Mehrheit der Republikaner an. So wurde ein Übergangshaushalt beschlossen - bis Ende Januar 2026.

Dann könnte alles wieder von vorne beginnen und das ist nicht der einzige Grund, warum Amerikanerinnen und Amerikaner über das Ende dieses Shutdowns gespalten sind.

Kritik an den Demokraten

Logan stammt aus Texas und lebt seit vier Jahren in Washington, D.C. Seine Frau arbeitet für eine Bundesbehörde. Seit Anfang Oktober wurde ihr Gehalt nicht mehr ausgezahlt, was für die Familie immer schwieriger wurde.

Es fühlt sich an, wie eine Situation, in der alle verlieren.

Logan aus Texas, lebt seit vier Jahren in Washington, D.C.

Sie sind froh, dass sie nun wieder einen Gehaltsscheck bekommt. Trotzdem hätten sie sich gewünscht, dass die Demokraten mehr erreichen.

Jetzt sehe es nicht so aus, als würde es eine Verlängerung der Steuergutschriften für die öffentliche Krankenversicherung, auch Obamacare genannt, geben. Wenn das Repräsentantenhaus noch in diesem Jahr über eine Verlängerung abstimme, müssten zumindest die Republikaner dann öffentlich Farbe bekennen.

Daniel Silk in New York

Für Daniel Silk in New York hätten die Demokraten mehr Stärke gegenüber Trump zeigen müssen.

Quelle: ZDF

Auch Daniel Silk hätte sich mehr Durchsetzungsvermögen der Demokraten gewünscht. "Ich finde, sie hätten die Krankenversicherung verlängern sollen, aber letztendlich haben sie nichts davon erreicht."

Die Demokraten hätten mehr Stärke gegenüber Trump zeigen sollen.

Daniel Silk, New York

Viele Leute aus seinem Umfeld haben durch den Shutdown keine Gehaltsauszahlungen bekommen. Die Verantwortung für diese Situation sieht er bei beiden Parteien, aber vor allem im System. "Wenn wir eine funktionsfähigere Regierung hätten, in der die Menschen kompromissbereit wären, dann hätte das alles gar nicht erst passieren müssen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand das bewusst geplant hat. Es liegt einfach an den Funktionsstörungen unseres Systems."

Ende US-Shutdown: "Nur bis Januar"?

Der Haushalt sei nur "für ein paar Tage oder ein paar Wochen überfinanziert, nämlich bis Ende Januar", dann könne es "wieder einen Shutdown geben", so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen aus Washington.

13.11.2025 | 3:11 min

Manche sehen US-Präsident als Gewinner

Jeffrey schaut pessimistisch in die Zukunft. Er sei zwar froh, dass es jetzt vielen Menschen, die direkt betroffen waren, wieder besser gehe. Mit dem Ende des Shutdowns werden die staatlichen Zuschüsse für das Lebensmittelhilfeprogramm SNAP wieder ausgezahlt, auf das etwa 42 Millionen im Land angewiesen sind.

Jeffrey in Washington, D.C.

Jeffrey sieht nur einen Gewinner dieses Shutdowns: US-Präsident Donald Trump

Quelle: ZDF

US-Präsident Donald Trump und seine Regierung hätten gewonnen. Und alle, die sich mehr von den Demokraten gewünscht hätten, könnten erneut Ende Januar enttäuscht werden.

Kommt es im Januar erneut zum Shutdown, warum sollte dann jemand glauben, dass die Demokraten diesmal durchhalten würden, wenn sie es dieses Mal nicht getan haben?

Jeffrey, Washington, D.C

Auch Amy sieht Trump als Gewinner. Sie kommt aus Frankreich und lebt seit 40 Jahren in den USA. Jeder leide unter einem Shutdown, nicht weil es jeden direkt betreffe, sondern weil ein Shutdown der Wirtschaft des Landes schade.

Der USA stehe noch ein langer Weg bevor, bis dieses Land wieder in einer besseren Verfassung sei. "Die Infrastruktur in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Wirtschaft und Klimawandel wurde von der aktuellen Regierung langsam zerstört."

Junge Menschen wirken desillusioniert

Judelaine Getalle aus Spanien, die schon länger in den Staaten lebt, sieht das Hauptproblem in der schlechten Zusammenarbeit beider Parteien. Diese führe zu einer zunehmenden Spaltung des Landes: "Ich glaube mittlerweile geht es in der Politik einfach nur noch darum, im Recht zu sein. Es scheint nur noch um Gefühle zu gehen."

Judelaine Getalle in Washington, D.C.

Judelaine Getalle sieht eine zunehmende Spaltung in den USA

Quelle: ZDF

Auch San, der bereits seit zwanzig Jahren in Washington, D.C. lebt, und hier in der Gegend für ein Restaurant arbeitet, sieht am Ende des Shutdowns nur Verlierer.

San in Washington, D.C.

"Mit dieser Politik verlieren gerade alle", sagt San in Washington, D.C.

Quelle: ZDF

Er selbst habe die letzten Wochen stark mit finanziellen Problemen zu kämpfen gehabt und wünsche sich, dass sich die Politik vor allem jetzt um die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen im Land kümmere:

Am Ende des Tages sollte sich die Politik doch darum kümmern, dass wir alle in einer besseren Situation sind. Die Wahrheit ist, mit dieser Politik, verlieren wir gerade alle.

San lebt seit zwanzig Jahren in Washington, D.C.

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