Urteil erwartet: Nicolas Sarkozy drohen bis zu zehn Jahre Haft

Urteil in Frankreich erwartet:Warum Sarkozy bis zu zehn Jahre Haft drohen

Lukas Nickel
von Lukas Nickel
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Im Verfahren um angebliche Wahlkampfgelder aus Libyen wird heute das Urteil gegen Nicolas Sarkozy erwartet. Frankreichs Ex-Präsident drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Nicolas Sarkozy bei einer Veranstaltung.

Der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy soll mehrere Millionen aus Libyen vom damaligen Machthaber Gaddafi erhalten haben.

Quelle: dpa

Für die Entscheidung ab 10 Uhr heute in Paris wird großer Andrang erwartet. Nicht jeden Tag kommt es vor, dass ein Urteil über einen ehemaligen Präsidenten wegen Korruption in Verbindung mit ausländischen Mächten gefällt wird, noch dazu mit einer Diktatur.

Die Vorwürfe wiegen schwer: Nicolas Sarkozy soll Millionensummen vom Regime des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi angenommen haben, um seinen Wahlkampf zu finanzieren. Sarkozys Gegenleistung dafür: Gaddafi zurück auf die politische Bühne verhelfen und Geschäfte mit französischen Unternehmen.

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In Frankreich steht Ex-Präsident Sarkozy vor Gericht, ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft. 2007 soll er mehrere Millionen aus Libyen vom damaligen Machthaber Gaddafi erhalten haben.

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Gaddafi-Besuch in Frankreich sorgte für viel Kritik

Der libysche Diktator galt zur Zeit des französischen Wahlkampfes 2007 als isoliert. Man warf ihm unter anderem Menschenrechtsverletzungen und Verbindungen zum internationalen Terrorismus vor. Nach einem vorherigen Besuch von Sarkozy in Libyen wurde Gaddafi noch im selben Jahr von Sarkozys Amtseinführung mit militärischen Ehren in Paris empfangen.

Der Diktator ließ sich nicht nur mit viel Pomp das Schloss von Versailles und den Pariser Louvre zeigen. Er brachte auch sein eigenes beheiztes Beduinenzelt mit und ließ sich dieses am Élysée-Palast aufstellen. Ein Besuch, der für viel Kritik gesorgt hat und als Provokation wahrgenommen wurde.

Den Anstoß für das Verfahren lieferte das französische investigative Onlinemedium "Mediapart". 2012 veröffentlichte es ein Abkommen, in dem von 50 Millionen Euro libyscher Wahlkampfunterstützung für Sarkozy die Rede ist. Seitdem hat die Webseite fast 200 Artikel zu dem Thema veröffentlicht.

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Sarkozy drohen bis zu zehn Jahre Haft

Die Staatsanwaltschaft hat sieben Jahre Haft sowie eine Geldstrafe von 300.000 Euro gefordert. Das Gericht ist an dieses Plädoyer jedoch nicht gebunden. Für die ihm vorgeworfenen Delikte liegt der gesetzliche Strafrahmen bei bis zu zehn Jahren Haft.

Neben Sarkozy sind noch zwölf weitere Personen angeklagt, darunter drei ehemalige Minister. Einer der Angeklagten, der Geschäftsmann Ziad Takieddine, starb am Dienstag im Alter von 75 Jahren, also noch vor der Urteilsverkündung. Er soll Geldkoffer in das Pariser Innenministerium gebracht haben, das zu der Zeit von Sarkozy geführt wurde.

"Wir haben den Beweis, dass ein Betrag von insgesamt sechs Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln Libyens über Mittelsmänner nach Frankreich gekommen sind", erklärt Staatsanwalt Jean-François Bohnert in einem Interview Anfang Januar dem französischen Fernsehsender BFM.

Sarkozy sieht "politische und brutale" Anklage

Die Verteidigung von Sarkozy streitet die Vorwürfe mit Verweis auf Mangel an Beweisen ab. Es sei unklar, wie viel Geld wofür benutzt worden wäre. "Der Korruptionspakt existiert nicht", so Anwalt Christophe Ingrain.

Sarkozy selbst sprach von einer "politischen und brutalen" Anklage - und zweifelte so an der Unabhängigkeit der Justiz. Ähnliches hörte man von Marine Le Pen dieses Frühjahr als Reaktion auf ihre Verurteilung für die Scheinbeschäftigung von Mitarbeitern im Europaparlament.

Marine Le Pen, Fraktionsvorsitzenden der französischen rechtsextremen Partei Rassemblement National (RN), sitzt vor einem Interview in dem Studio der Abendnachrichten des französischen Fernsehsenders TF1.

Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen hat das Urteil gegen sie als "politisch motiviert" kritisiert. Es ziele darauf ab, ihr die Präsidentenamt-Kandidatur zu verwehren.

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Dass Justiz und Staatsanwälte attackiert werden, sei keine Seltenheit, sagt Sandra Cossart. Sie ist Präsidentin des Vereins Sherpa, der sich gegen Korruption einsetzt und als Zivilpartei im Prozess um Sarkozy auftritt. Diesen verfolgt Sherpa schon seit Jahren.

Solche Verfahren würden sich auswirken auf das Vertrauen der Menschen in die demokratischen Institutionen. Gerade deshalb sei es wichtig, dass Richter unabhängig Entscheidungen treffen können, so Cossart:

Um zu zeigen, dass es keine Straffreiheit geben kann, selbst wenn man an der Spitze des Staates steht.

Sandra Cossart, Präsidentin des Vereins Sherpa

Nicht der erste Prozess gegen Frankreichs Ex-Präsident

Es ist nicht der erste Prozess, dem sich Sarkozy unterziehen muss. Im Dezember 2024 wurde Sarkozy rechtskräftig zu einer einjährigen Haftstrafe mit Fußfessel verurteilt.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der heute 70-Jährige versucht habe, Informationen von einem Richter im Gegenzug für einen Posten in Monaco zu bekommen. Die Fußfessel durfte Sarkozy aus Altersgründen nach nur drei Monaten wieder ablegen.

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