Chef der US-Börsenaufsicht:Atkins will "stabiles Umfeld" für Kryptocoins
Der Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Paul Atkins, gilt als Vertrauter von Donald Trump. Im ZDFheute-Interview weist er Kritik am Engagement des US-Präsidenten bei Kryptos zurück.
Paul Atkins, Vorsitzender der US-Börsenaufsicht SEC.
Quelle: ImagoZDFheute: Mr. Atkins, Sie haben das Ruder der SEC in Zeiten des Wandels übernommen, von KI über Kryptowährungen bis hin zu hohen Zinsen. Was ist Ihrer Meinung nach aktuell die größte Herausforderung für Anleger?
Paul Atkins: Es ist schwer, vorherzusagen, was an den Finanzmärkten passieren wird, aber, das Wichtigste für Anleger ist es, sich breit aufzustellen mit ihren Anlagen. Man sollte langfristig investieren, nicht kurzfristig. Ich denke, das ist die beste Analagestrategie.
ZDFheute: Der KI-Boom hat Tech-Aktien in Schwindel erregende Höhen getrieben. Macht Ihnen das keine Sorgen?
Atkins: Stimmt, diese Papiere haben stark zugelegt, aber ich denke, das zeigt den Enthusiasmus der Anleger für das Thema. Noch mal, wenn man einen maßvollen Ansatz verfolgt, breit investiert und diversifiziert, ist das meiner Meinung nach die beste Strategie. Aber KI ist sehr vielversprechend, was die Anleger offenbar auch erkennen.
... ist seit April Chef der US-Börsenaufsicht SEC. Das macht ihn zu einem der einflussreichsten Menschen der Finanzwelt. Seine Behörde wacht über Milliardenströme an der Wall Street, reguliert Wertpapiermärkte und ist für den Schutz der Anleger verantwortlich. Atkins will Börsengänge stärken, Regeln lockern und er ist erklärter Kryptofan. Atkins gilt als enger Vertrauter von US-Präsident Donald Trump.
ZDFheute: Sie wollen Regulierung abbauen. Wie stellen Sie sicher, dass weniger Regulierung nicht weniger Schutz für Anleger bedeutet?
Atkins: Wir werden niemals den Anlegerschutz gefährden, aber es ist derzeit schwer zu argumentieren, dass es nicht genügend Offenlegung gibt, in manchen Fällen doch eher zu viel oder eine zu komplexe. Ich fordere jetzt jeden, jeden normalen Menschen, auf, einen Jahresbericht in die Hand zu nehmen und mir zu erklären, was das Unternehmen macht. Nehmen wir das Beispiel Vergütung von Führungskräften. Die ist unglaublich undurchsichtig und komplex. Dabei sollten Anleger doch nur erfahren, was für sie wichtig ist, um zu entscheiden, ob sie eine Aktie kaufen, verkaufen oder halten sollen?
Was steckt hinter den Bits und Bytes?
26.04.2021ZDFheute: Lassen Sie uns über Krypto sprechen. Die europäischen Regulierungsbehörden blicken skeptisch auf Stablecoins (Anm. der Red.: besondere Form von Kryptowährung, die an den Dollar gekoppelt ist und stabil sein soll). Sie befürchten, dass Stablecoins Währungen wie den Euro oder Dollar ersetzen könnten. Haben sie damit recht?
Atkins: Das wird sich zeigen. Ich meine, der Markt wird sich entwickeln. Aber eines ist sicher: Wir können den Geist nicht mehr zurück in die Flasche stecken. Unser Konzept sieht daher vor, die Dinge in ein reguliertes, stabiles Umfeld zu bringen, in dem Investoren verstehen, worauf sie sich einlassen, und in dem es eine Struktur und Sicherheit gibt. Das ist unser Ziel.
ZDFheute: Kritiker sagen, Donald Trump befeuert den Krypto-Boom und profitiert gleichzeitig davon. Ist das für Sie ein regulatorisches Problem?
Atkins: Ich möchte dazu keinen Kommentar abgeben. Ich finde, der Präsident leistet hervorragende Arbeit, und was meinen Zuständigkeitsbereich bei der Börsenaufsichtsbehörde betrifft, so denke ich, dass wir gut aufgestellt sind und ich mir darüber keine Sorgen mache.
Donald Trump will die USA zur "Bitcoin-Supermacht der Welt" machen – nach seinem Wahlsieg steigt die Kryptowährung auf ungeahnte Höhen. Ein Risiko für das etablierte Finanzsystem?
15.12.2024 | 3:02 minZDFheute: Einige behaupten, dass die Unabhängigkeit der Federal Reserve bedroht sei. Wie besorgt sind Sie, dass der Druck auf die Fed die Finanzstabilität untergraben könnte?
Atkins: Ich bin nicht besorgt. Ich denke, wir haben Gesetze, die dies regeln, und die Fed ist Teil der Exekutive, deren Chef der Präsident ist. Daher überlasse ich es ihm und Jerome Powell (Fed-Chef), eine Lösung zu finden. Und ich denke, dass sie auf einem guten Weg sind. Das ist Teil unseres Prozesses des Gebens und Nehmens. Der Präsident ist also der Chef für uns alle in der Exekutive.
Das Interview führte Valerie Haller aus dem ZDF-Börsenstudio.
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