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Trauer um ermordeten Senator:Uribes Tod verschärft Konflikt in Kolumbien
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Trauer um Miguel Uribe: Die Kolumbianer und der Kongress nehmen Abschied von dem ermordeten Präsidentschaftskandidaten. Derweil flammen die Kämpfe in dem Land wieder auf.
Tiefe Trauer um Miguel Uribe: Familienangehörige des Senators bei einer Trauerfeier im Kongress in Bogota.
Quelle: dpa
Über dem aufgebahrten Sarg im Parlament liegt die kolumbianische Fahne. Familienangehörige weinen bitterlich. Am heutigen Dienstag können sich die Kolumbianer von Miguel Uribe verabschieden, am Mittwoch ehrt ihn der Kongress.
Zwei Monate nach dem Mordanschlag auf den Senator des rechtsgerichteten Centro Democrático ist der als Präsidentschaftskandidat für 2026 gehandelte Politiker seinen schweren Kopfverletzungen erlegen.
Uribe von Teenager angeschossen
Anfang Juni hatte ein Teenager bei einer Veranstaltung in Bogotá auf ihn geschossen. Weil es von dem Anschlag Videoaufnahmen gibt, die zeigen, wie Uribe von den Kugeln getroffen wird, bewegt der Fall die Menschen besonders.
Das rechte Lager - derzeit in der Opposition - sah in ihm einen Hoffnungsträger. Videos und Fotos mit seinen Aussagen füllen nun die Social-Media-Kanäle. Die rechte Journalistin Vicky Dávila kommentierte:
Deinen Kampf für die Freiheit werden wir nie vergessen.
Journalistin Vicky Dávila über Miguel Uribe
Quelle: AFP
... war Senator und Mitglied der Partei Demokratisches Zentrum des ehemaligen Präsidenten Álvaro Uribe. Der 39-Jährige hatte bei der Präsidentschaftswahl im Mai kommenden Jahr antreten wollen.
Uribe legte an der US-Eliteuniversität Harvard einen Master im Fach öffentliche Verwaltung ab. Im Alter von 26 Jahren wurde er in den Stadtrat von Bogotá gewählt und später dessen jüngster Vorsitzender. 2019 wurde Uribe dann zum Senator gewählt.
Uribes Mutter war Diana Turbay, eine Journalistin, die in der Zeit des berüchtigten Drogenbosses Pablo Escobar Anfang der 1990er Jahre von dessen Medellín-Kartell entführt und ermordet wurde. Ihr Schicksal ist unter anderem im Buch "Nachricht einer Entführung" von Literatur-Nobelpreisträger Gabriel García Márquez geschildert. Der Vater der Ermordeten, Julio César Turbay, war von 1978 bis 1982 Präsident Kolumbiens.
Quelle: AFP, KNA
Uribe legte an der US-Eliteuniversität Harvard einen Master im Fach öffentliche Verwaltung ab. Im Alter von 26 Jahren wurde er in den Stadtrat von Bogotá gewählt und später dessen jüngster Vorsitzender. 2019 wurde Uribe dann zum Senator gewählt.
Uribes Mutter war Diana Turbay, eine Journalistin, die in der Zeit des berüchtigten Drogenbosses Pablo Escobar Anfang der 1990er Jahre von dessen Medellín-Kartell entführt und ermordet wurde. Ihr Schicksal ist unter anderem im Buch "Nachricht einer Entführung" von Literatur-Nobelpreisträger Gabriel García Márquez geschildert. Der Vater der Ermordeten, Julio César Turbay, war von 1978 bis 1982 Präsident Kolumbiens.
Quelle: AFP, KNA
Verbindung zu FARC-Rebellen
Der 15 Jahre alte Täter wurde festgenommen, ein weiterer Verdächtiger konnte aus der Untersuchungshaft fliehen. Kolumbianische Medien berichten über eine Verbindung zu den linksgerichteten FARC-Dissidenten, allerdings sind die Ermittlungen noch im Anfangsstadium.
Die FARC-Dissidenten sind eine Splittergruppe der 2016 nach weltweit beachteten Verhandlungen befriedeten FARC-Guerilla, die anschließend ihre Waffen abgab und sich in den demokratischen Prozess eingliederte. Die Dissidenten aber setzen ihren bewaffneten Kampf gegen den Staat bis heute fort.
Neue Kämpfe zwischen Guerillabanden und Paramilitärs
Zu Beginn der Trauerfeier erklärte der Präsident der Abgeordnetenkammer, Julián López: "Das Land wird der Gewalt keinen Zentimeter nachgeben." Allerdings ist genau das der Fall. Landesweit flammen neue Kämpfe zwischen linksextremen Guerillabanden und rechtsextremen Paramilitärs um die Macht in den Unruheprovinzen neu auf. Wie so oft ist es die Zivilbevölkerung, die darunter leidet.
Trauerzeremonie für Miguel Uribe im Kongress in Bogota.
Quelle: AFP | RAUL ARBOLEDA
Die katholischen Bischöfe des südamerikanischen Landes rufen dazu auf, die Hintergründe der Tat aufzuklären. UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk sagte mit Blick auf die Wahlen im nächsten Jahr: "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass der Wahlkampf nicht von gewalttätigen, diskriminierenden oder stigmatisierenden Äußerungen überschattet und gestört wird."
Opposition verliert weiteren Kopf
Die Partei Centro Democrático verliert durch den Tod von Miguel Uribe die zweite wichtige Führungsfigur innerhalb kurzer Zeit. Der "Übervater" der kolumbianischen Rechten, Álvaro Uribe, der nicht mit seinem Namensvetter verwandt ist, wurde jüngst wegen Prozessbetrugs und Zeugenbestechung zu einer langen Haftstrafe verurteilt.
Das Uribe-Lager spricht von politischer Verfolgung und mobilisierte in der vergangenen Woche Zehntausende Menschen im ganzen Land zu Solidaritätsmärschen.
Uribe ist wegen seiner Politik der "harten Hand" gegen die Guerillabanden während seiner Präsidentschaft von 2002 bis 2010 immer noch populär. Kritiker werfen ihm allerdings schwere Menschenrechtsverletzungen vor.
Guerillagruppen bauen Macht in Drogenanbaugebieten aus
Die aktuelle Regierung unter dem linken Präsidenten Gustavo Petro versucht derweil, das von Drogengewalt und organisierter Kriminalität geplagte Kolumbien auf dem Verhandlungsweg zu einem "totalen Frieden" zu führen.
Guerillagruppen und Paramilitärs nutzten die Zurückhaltung des Staates während des Friedensprozesses jedoch, um ihre Macht in den Drogenanbaugebieten und an den Vertriebsrouten auszubauen.
Quelle: Tobias Käufer, KNA
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von Tobias Käufer