Streit mit Regierung in London:Großbritannien: Apple entfernt Datenschutz-Tool
von Felix Leitmeyer, London
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Die britische Regierung will auf verschlüsselte iCloud-Daten zugreifen. Apple weigert sich und entfernt sein mächtigstes Datenschutz-Tool. Nutzer sind nun weniger geschützt.
Apple bedauert Entscheidung zum Datenschutz in Großbritannien, pocht aber auf das Prinzip: "Keine Hintertür für unsere Produkte"
Quelle: Reuters
Apple hat sein fortschrittlichstes Datenschutz-Tool in Großbritannien abgeschaltet. Der Grund: Die britische Regierung hatte gefordert, dass Behörden das Recht haben, trotz Verschlüsselung auf Nutzerdaten zuzugreifen.
Lücken in seinem Sicherheitssystem zuzulassen, ist für Apple ein Tabu. Um Zugriff auf verschlüsselte iCloud-Daten zu bekommen, wäre eine "Hintertür" nötig - also ein technischer Mechanismus, der die Verschlüsselung umgeht. Doch sobald eine solche existiert, sei es nur eine Frage der Zeit, bis auch böswillige Akteure einen Weg in Apples Systeme finden, argumentiert der Konzern laut einem Bericht der BBC.
Britische Nutzer nun schlechter geschützt
Bei dem Tool handelt es sich um den sogenannten Erweiterten Datenschutz (auf Englisch "Advanced Data Protection", kurz ADP). Er soll sicherstellen, dass nur die Nutzer selbst sehen können, was sie im Internet gespeichert haben. Dabei soll er so sicher sein, dass nicht einmal Apple selbst Zugriff auf die Nutzerdaten hat.
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Die Abschaltung von ADP bedeutet, dass britische Nutzer nun schlechter geschützt sind. Es sind nicht mehr alle Daten vollständig verschlüsselt. Das betrifft etwa Fotos oder Dokumente, die sie auf Apples Speicherdienst iCloud hochgeladen haben.
Wenn sie nur mit Apples Standard-Verschlüsselung versehen sind, können sie leichter von Dritten eingesehen werden - sei es durch Apple selbst oder durch Hackerangriffe.
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Apple: Keine Hintertür für Produkte
Wer sich neu für den Service anmelden will, erhält nun eine Fehlermeldung. Kunden, die ADP bereits nutzen, sollen erst zu einem späteren Zeitpunkt betroffen sein.
Apple erklärte in einem Statement, dass es die Entscheidung bedauere, aber an seinem Prinzip festhalte:
Wir haben noch nie eine Hintertür für unsere Produkte gebaut - und wir werden das auch niemals tun.
„
Mitteilung von Apple
Auch EU will Zugriff auf verschlüsselte Daten
Nicht nur die britische Regierung fordert Zugang zu verschlüsselten Daten. Auch in der EU gab es bereits Bestrebungen, Behörden den Zugriff auf geschützte Kommunikation zu erleichtern.
Laut einem Bericht der Nachrichtenseite Netzpolitik.org gab es bereits im vergangenen Jahr eine Sitzung, in der sich mehrere EU-Mitgliedsstaaten für einen Zugriff auf verschlüsselte Daten aussprachen. Eine Expertengruppe habe zuvor Empfehlungen vorgelegt - unter denen auch die Forderung nach Hintertüren zu verschlüsselten Daten war.