Warnung für Ägypten:Verfolgung zwischen Pool und Pyramiden
Ägypten lockt Touristen mit antiken Schätzen und schönen Stränden. Doch das Land hat dunkle Seiten - Willkür, Folter und Verfolgung. Auch Reisende sind davor nicht sicher.
Pyramiden, Nilkreuzfahrten und das Tal der Könige – Ägypten aus der Sicht von Touristen. Doch hinter dieser Kulisse herrscht seit 2014 mit harter Hand das Regime von Präsident Al-Sisi.
26.01.2024 | 44:24 minReisen nach Ägypten versprechen einen unvergesslichen Urlaub mit Nilkreuzfahrten, Meeresrauschen und dem Besuch einzigartiger antiker Monumente. Doch die aktuellen politischen Verhältnisse im Land sind schwierig. Die Menschenrechtslage unter Präsident Abdel Fattah Al-Sisi ist angespannter denn je. Rund 60.000 Oppositionelle sitzen im Gefängnis. In der Rangliste der Pressefreiheit der Organisation "Reporter ohne Grenzen" belegt Ägypten aktuell den 170. Rang von 180 Ländern.
Nicht nur Einheimische sind von der Willkür des Militärregimes betroffen. Auch ausländische Reisende können Opfer von staatlicher Repression werden, wie die ZDFinfo-Dokumentation "Inside Ägypten - Unterdrückung und Größenwahn" am Beispiel des Franzosen Zakarya Arbaoui aufzeigt.
Ägypten verurteilt den Gaza-Krieg und setzt auf diplomatische Bemühungen. Die wirtschaftlichen Beziehungen zu Israel bleiben jedoch bestehen, trotz der Solidarität mit den Palästinensern.
11.08.2025 | 1:51 minVom Traum zum Albtraum: Inhaftiert ohne Kontakt nach außen
Der französische IT-Experte und Lokalpolitiker, Gemeinderat der französischen Ortschaft Mitry-Mory nahe Paris, verlegte für einige Zeit sein Homeoffice nach Ägypten. "Solche Arbeitsbedingungen: Die Sonne, der Strand, Du schaust auf den Pool und den Nil", so erinnert sich Zakarya Arbaoui an die schönen Tage seines Aufenthaltes am Roten Meer: "Ein Traum."
Dieser Traum dauerte bis zu dem Tag, als er Ende Juni 2021 in den Sinai reisen wollte. Er hatte wie immer auf seinen Reisen eine kleine Drohne im Gepäck. Wegen der vielen Stempel in seinem Pass, die von der großen Reisefreudigkeit des jungen Franzosen zeugten, hielten ihn die Kontrolleure an einem Militärposten für einen Spion und Terroristen.
Nach dem Bootsunglück im Roten Meer haben Retter drei Leichen geborgen. Die Suche nach 13 Vermissten läuft weiter. Die "Sea Story" war wohl bei schwerem Wellengang verunglückt.
26.11.2024 | 0:20 minWas bleibt: Erinnerungen an Folter
Der damals 25-jährige Arbaoui wurde verhaftet und zunächst ohne Zugang zur Botschaft seines Landes oder anwaltliche Vertretung inhaftiert. Nur dank des Mobiltelefons eines Mithäftlings konnte er nach fast zwei Wochen endlich die französische Botschaft informieren.
Proteste seines privaten Umfeldes und seiner Gemeinderatskollegen vor der ägyptischen Botschaft in Paris lenkten die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf den Fall. Nach zweieinhalb Monaten und langen Verhandlungen des französischen Außenministeriums kam Arbaoui endlich frei. Was bleibt, ist die Erinnerung an die menschenunwürdige Behandlung von Gefangenen in ägyptischen Gefängnissen - egal, woher sie kommen mögen.
Das ist Folter, das macht etwas mit Dir für den Rest Deines Lebens.
Zakarya Arbaoui
Zur Zeit des Alten Reichs vor rund 4500 Jahren entsteht die berühmte Cheopspyramide. Mit ihr beeinflusst der sagenumwobene Pharao Cheops noch Tausende Jahre nach seinem Tod seine Nachfolger.
21.04.2024 | 43:56 minAuswärtiges Amt spricht Teilreisewarnung aus
Die staatliche Willkür, der in Ägypten auch ausländische Besucher ausgesetzt sind, besorgt das deutsche Auswärtige Amt. Es hat für Ägypten eine Teilreisewarnung ausgesprochen, die noch immer gültig ist.
Teilreisewarnung für Ägypten
"Kritische Äußerungen über Ägypten und politische Kommentare, auch in den sozialen Medien, können unter anderem als strafbare Beleidigung und Diffamierung Ägyptens oder des Staatspräsidenten bzw. als strafbares 'Verbreiten falscher Nachrichten' angesehen werden", so schreibt das Auswärtige Amt. Reisende müssten mit der Durchsuchung ihrer Mobiltelefone rechnen.
Das Außenministerium empfiehlt, "Demonstrationen und größere Menschenansammlungen wie z.B. nach dem Freitagsgebet vor Moscheen weiträumig" zu meiden. Die Teilnahme an nicht genehmigten Protestaktionen könne zur Strafverfolgung führen. An besonderen Tagen wie dem Jahrestag des Sturzes von Ex-Präsident Mubarak 2011 oder dem Revolutionsjahrestag am 30. Juni sollten ferner religiöse Stätten, Universitäten und staatliche Einrichtungen gemieden werden.
Mitglieder der LGBTIQ-Community laufen laut Auswärtigem Amt Gefahr, in Ägypten wegen Unzucht oder Prostitution verhaftet und abgeschoben zu werden, auch wenn Homosexualität nicht explizit verboten sei. "In Einzelfällen", so heißt es in der Teilreisewarnung weiter, “berichteten Transgender-Reisende von Kontrollen und Schwierigkeiten bei der Einreise bis hin zur Verweigerung der Einreise."
Weiter schreibt das Auswärtige Amt: "Menschenrechtsorganisationen berichten, dass ägyptische Behörden auch Dating-Apps einsetzen, um LGBTIQ ausfindig zu machen."
Am schlimmsten ist die Menschenrechtslage in Ägypten für die, die sich der Militärdiktatur unter Präsident Al-Sisi widersetzen. Wer sich für Demokratie einsetzt, kann für lange Zeit hinter Gefängnismauern verschwinden. Immer wieder kommt es laut Menschenrechtsorganisationen auch zu Todesfällen in Haft.
Alaa Abd El-Fattah - Symbolfigur in Haft
Der Blogger Alaa Abd El-Fattah ist eine der Symbolfiguren des ägyptischen Widerstandes. Seit 2019 sitzt er wegen angeblicher Verbreitung von falschen Nachrichten im Gefängnis - selbst nach Verbüßung seiner Strafe. Ihm wurden zwei Jahre Untersuchungshaft nicht angerechnet.
Amnesty International berichtet von Folter, der er und sein Anwalt Mohamed Al-Baqer ausgesetzt seien. Selbst die Frau des Anwalts sei verhaftet und an einen unbekannten Ort verschleppt worden, weil sie über den Vorgang berichtet hatte.
Jahrelang war Alaa Abd El-Fattah zuletzt sogar das Lesen verboten. Auch dies sei Folter, sagt seine Mutter Laila Soueif, selbst eine Menschenrechtsaktivistin. Dass ihr Sohn auch britischer Staatsbürger ist und sein Fall bereits im britischen Parlament debattiert wurde, hat ihm bislang nicht geholfen.
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Urlauber sollen vorsichtig sein
Die meisten Touristinnen und Touristen werden von solch dramatischen Schicksalen unberührt bleiben. Aber auch Urlaubern, die zwischen Pool und Pyramiden nur Entspannung suchen, rät das Auswärtige Amt in seiner Teilreisewarnung: "Seien Sie sich Ihres Verhaltens und Ihrer Äußerungen in der Öffentlichkeit und in sozialen Medien bewusst."
Kleopatra - die letzte Pharaonin Ägyptens. Bis heute fasziniert die legendäre Herrscherin Ägyptologen, Schriftsteller und Filmstudios in Hollywood. Doch wo ist ihre letzte Ruhestätte?
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