Uruguays Ex-Präsident Mujica im Alter von 89 Jahren gestorben

"Ärmster Präsident der Welt":Uruguays Ex-Präsident Mujica gestorben

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Der frühere uruguayische Präsident José Mujica ist tot. Als Präsident fand der Ex-Kämpfer einer marxistischen Guerillagruppe mit seinem bescheidenen Lebensstil weltweit Bewunderer.

Der uruguayische Präsident José Mujica winkt bei seiner Ankunft im Kongresszentrum in Cartagena, Kolumbien, am 14. April 2012
Uruguays Ex-Präsident Mujica ist im Alter von 89 Jahren gestorben. In seiner Amtszeit von 2010 bis 2015 legalisierte er Abtreibungen, Cannabis und gleichgeschlechtliche Ehen.14.05.2025 | 0:25 min
Als Guerillero kämpfte er mit Waffengewalt gegen den Staat, als Präsident mit politischen Mitteln gegen die Armut. Nach dem Ende seiner Amtszeit widmete sich José "Pepe" Mujica der Blumenzucht.
Jetzt ist der frühere uruguayische Staatschef (2010-2015) im Alter von 89 Jahren gestorben. Dies teilte Staatschef Yamandú Orsi am Dienstag in einem Post auf der Online-Plattform X mit. Mujica sei nicht nur Präsident, sondern "Aktivist, Wegweiser und Anführer" gewesen.

Mujica galt als "ärmster Präsident der Welt"

Mit seiner bescheidenen und nahbaren Art wurde Mujica zu einem Idol der lateinamerikanischen Linken. Auch als Präsident wohnte er in einem einfachen Bauernhaus in der Nähe der Hauptstadt Montevideo mit nur drei Zimmern und einem Kohleofen. Er fuhr einen alten VW-Käfer und spendete einen Großteil seines Gehalts, weshalb er als "ärmster Präsident der Welt" galt.
Seine Kritik galt vor allem der Konsumgesellschaft. "Wenn wir die Bedürfnisse vervielfachen, verbringen wir unsere Lebenszeit nur noch damit, diese Bedürfnisse zu befriedigen", sagte er während seiner Krebsbehandlung in einem Interview.

Der Markt beherrscht uns und nimmt uns unsere Lebenszeit.

José Mujica, Uruguays Ex-Präsident

"Wir müssen für das menschliche Glück kämpfen, nicht für Reichtum", betonte Mujica.
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Fast 15 Jahre in Haft

José Alberto Mujica Cordano wurde am 20. Mai 1935 in Montevideo geboren. Schon seine Eltern betrieben die Blumenzucht, die Mujica später übernahm.
In den 1960er Jahren schloss er sich der Guerilla-Gruppe Tupamaros an und beteiligte sich an Überfällen, Entführungen und Banküberfällen. Er wurde schließlich festgenommen und blieb bis zum Ende der Militärdiktatur (1973-1985) insgesamt fast 15 Jahre in Haft, davon rund 13 Jahre in Einzelhaft.
Nach der Rückkehr zur Demokratie schwor Mujica dem bewaffneten Kampf ab und ging in die Politik. Er war Abgeordneter im Repräsentantenhaus und später im Senat, bevor er 2005 das Amt des Landwirtschaftsministers übernahm. Im Alter von 74 Jahren gewann er 2009 als Kandidat der linken Koalition Frente Amplio schließlich die Präsidentenwahl.
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Mujica trat für sozialliberale Politik ein

Während seiner Amtszeit wuchs die Wirtschaft, die Armut ging zurück. Er entkriminalisierte Abtreibungen, erlaubte gleichgeschlechtliche Ehen, gewährte aus Guantánamo entlassenen US-Häftlingen Asyl und leitete die Legalisierung von Cannabis ein.
Nach dem Ende seiner fünfjährigen Präsidentschaft wurde er erneut in den Senat gewählt. Während der Corona-Pandemie gab er seinen Sitz aus Angst vor einer Infektion schließlich auf.
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Lebensabend auf bescheidenem Bauernhof

Seine letzten Jahre verbrachte Mujica mit seiner Frau, der Ex-Guerillera und früheren Abgeordneten Lucía Topolansky, auf ihrer bescheidenen Farm. Hin und wieder äußerte er sich noch zu politischen Themen, beispielsweise zu einer von Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentenwahl in Venezuela.
Nachdem bei ihm Speiseröhrenkrebs diagnostiziert wurde, unterzog er sich einer Strahlentherapie. Wie sich die Menschen an ihn erinnern sollen, wurde er in einem Interview gefragt, als er bereits schwer krank war. Seine Antwort: "So wie ich bin: ein alter Verrückter."
Quelle: dpa, AP, AFP

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